LeseProbe aus Buch I: Der Sturm
Karas Mutter schaute sich um, ob auch keiner in der Nähe war, den sie kannten, doch es war immer noch niemand zu sehen. Wenn ihr Mann sie so reden hörte, dann wusste sie schon, was sie zu Hause erwartete.
„Was meinst du damit, Mutter? Er hat es dir nicht verziehen?“ fragte Kara leise.
„Er hat es mir nicht verziehen, weil ich mir eine Tochter gewünscht habe und er natürlich nur Söhne haben wollte. In der Nacht, als ich dich bekam, habe ich gebetet, dass du ein Mädchen wirst. Meine Gebete wurden erhört und mir wurdest du geschenkt. Leider hat die Hebamme deinem Vater von meinen Gebeten erzählt, da sie Angst um meine Seele hatte und er gibt mir die Schuld, dass du ein Mädchen geworden bist. Er rächt sich an mir, indem er dich, Kara, in die Hände eines Mannes gibt, der dich auf keinen Fall glücklich machen kann. Er weiß, dass er mich quälen kann, wenn ich weiß, dass du leidest und das macht ihn glücklich.“
Kara starrte ihre Mutter an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Schon immer hatte sie gewusst, dass ihre Mutter von ihrem Vater unterdrückt und in der Nacht auch von ihm geschlagen wurde, aber das er soweit ging, hätte sie selbst bei ihrem Vater nicht für möglich gehalten.
„Mutter, können wir denn gar nichts unternehmen? Irgendetwas muss man doch machen können?“ flehte Kara „Kann ich nicht mal mit Vater reden?“
Ihre Mutter sah sie entsetzt an, als hätte Kara etwas Verbotenes gesagt.
„Nein Kara, was denkst du? Das würde alles nur noch schlimmer machen. Ich habe schon versucht auf deinen Vater einzureden, doch es nützt nichts. Er hat nur gesagt, er sei der Mann im Haus und entscheide, was aus seinen Kindern werde.“
Als sie das erzählte, fasste sie sich gedankenverloren an den linken Arm und rieb ihn sanft. Kara konnte sich schon denken, was ihr Vater mit ihrer Mutter getan hatte.
‚Bitte lass Drago mich nicht schlagen. Ich bin nicht so stark wie meine Mutter. So etwas würde ich nicht aushalten.’
„Komm lass uns einfach wieder auf den Markt gehen und dann kaufen wir dir einen wunderschönen Stoff, aus dem ich dir dann ein Hochzeitskleid nähen werde. Wenigstens kann ich dazu beitragen, dass du eine traumhafte Braut sein wirst.“
Kara und ihre Mutter sahen sich kurz an und atmeten tief durch, dann gingen beide wieder auf den Markt, als sei nichts geschehen. Doch Kara konnte nicht vergessen, über was sie eben noch geredet hatten. Wie konnte ein Mann nur so grausam sein? Wieso konnte er ihrer Mutter nicht einfach verzeihen?
Ihr blieb nicht viel Zeit, über das Geschehen nachzudenken, da ihr Blick auf eine Frau fiel, die sie noch nie gesehen hatte und die bestimmt nicht aus Dorana Gosh, geschweige denn aus Keom kam. Sie war so seltsam gekleidet, dass sich viele nach ihr umdrehten, als sie an ihnen vorbei ging. Sie hatte schlohweiße, vom Kopf abstehende Haare und war nicht besonders groß. Vielleicht täuschte das auch, da sie in einer gebückten Haltung ging. Ihre Füße waren nackt und um ihren Körper hatte sie einen viel zu kurzen Umhang geschlungen, der schon kleine Löcher hatte und starr vor Dreck war, es war allerdings ein Muster auf dem Umhang zu erkennen. Die Zeichen sahen fast aus wie eine Schrift, aber Kara kannte diese Schrift nicht. Kara ging an der seltsamen Frau vorbei und ging mit ihrer Mutter zum nächsten Händler, der Stoffe hatte.
„Schau Kara, der grüne Stoff würde so wunderschön zu deinen Augen passen. Komm mal her, damit ich ihn dir anhalten kann.“
Kara ging zu ihrer Mutter und war sofort hingerissen von dem Stoff. Er war in verschiedenen Grüntönen gehalten, die alle fließend ineinander übergingen. Sie einigten sich mit dem Händler über den Preis, was nicht einfach war, da er eine unverschämt hohe Summe für den Stoff forderte. Als er sich doch noch erweichen ließ, etwas im Preis herunterzugehen, nahm er die Maße von Kara und ging mit Lexa in sein Zelt hinter dem Stand, um alles zurecht zu schneiden. Kara schaute sich an dem Stand noch ein bisschen um, als sie plötzlich von hinten an der Schulter gepackt wurde. Die alte Frau starrte ihr direkt ins Gesicht und Kara schaute zurück. Ekel überfiel sie, weil die alte Frau nach Schweinen stank, aber sie konnte sich nicht wegbewegen. Irgendetwas an der Frau schien sie festzuhalten. Sie konnte nicht einmal wegsehen. Es war fast so, als ob sie ihr Blick fesselte und es ihr nicht möglich war, irgendwie wegzuschauen.
„Du bist es! Jetzt, wo ich dir in die Augen schaue, weiß ich, du bist es. Verzeih mir, dass ich dich erst jetzt finde, doch du warst gut versteckt. Finde ihn und rette uns alle, Kara!“ schrie die Frau Kara an.
„Wer bist du und woher kennst du mich?“ fragte Kara, immer noch bemüht sich wegzudrücken, aber die Frau hatte erstaunlich viel Kraft in
ihrer Hand.
Jedes Mal, wenn sie sich wegdrücken wollte, krallte die alte Frau ihre weißen, knochigen Finger tiefer in Karas Schulter. Es fühlte sich an wie ein Hund, der ihr in die Schulter biss, doch Kara sagte nichts. Die Menschen um sie herum blieben stehen und schauten sich belustigt das merkwürdige Schauspiel an.
„Wie ich heiße, ist ohne Bedeutung, du musst nur wissen, ich bin eine Untergebene des Universums, genau wie du. Du bist dem Universum seit Anbeginn der Zeit verpflichtet. Finde ihn und rette uns alle.“
Die Augen der Frau bettelten förmlich um die Zustimmung Karas. Plötzlich änderte sich der Gesichtsausdruck der Frau. Überrascht schaute sie Kara an, als hätte sie sie noch nie vorher gesehen. Doch dann kam der Schmerz zu der Überraschung und ihre Gesichtszüge verzerrten sich zu einer schrecklichen Grimasse. Als hätte sie plötzlich keine Kontrolle über ihren Körper, fing sie am ganzen Leib an zu zucken. Alle Glieder der Frau zitterten und schlugen wild um sich. Kara musste sich schnell ducken, sonst wäre sie von einem der wild zuckenden Arme erwischt worden. Mit einem dumpfen Laut schlug der immer noch zitternde Körper auf dem staubigen Boden auf. Kara zögerte nicht lange und kniete sich neben die Frau.
„Hallo?.......HALLO?........ Stehen Sie auf! ........ Wer bist du?“
Kara rüttelte die Frau an den Schultern, doch sie bewegte sich nicht mehr. Ganz starr lag sie da, als wäre gerade nichts passiert und sie hätte sich nur zum Schlafen hingelegt. Was kann ich nur tun, dachte sie, als sie von dem Funkeln des Ringes der Frau angezogen wurde. In der rechten Hand hielt die Frau ein Pergament, das schon sehr verblichen aussah. Ohne nachzudenken nahm sie es der Frau aus der Hand und steckte es sich unter den Umhang. Als sie sich die Hand noch mal ansah, fiel ihr auf, dass der Ring von der Hand gerutscht war, als wollte er ihr sagen, nimm mich mit und lass mich hier nicht zurück. Wieder fühlte sie sich außerstande, der Versuchung zu widerstehen. Sie steckte auch den Ring in die Tasche unter ihren Umhang. Dann bemerkte sie die Menschen um sie herum und begriff, was sie gerade getan hatte. Sie hatte einer Toten etwas gestohlen und konnte nicht verstehen wieso. Doch die Dinge an ihren Platz zurücklegen konnte sie auch nicht. Es war wie ein Zwang, dass sie die Dinge behalten musste. Was hatte sie getan? Wieso konnte sie sich nicht rühren? Wer war diese alte Frau? Was wollte sie von Kara? Woher kannte sie ihren Namen? Was sollte sie finden? Und was war das Universum? All diese Fragen stürmten auf sie ein, bis ihre Mutter von dem Lärm, den die Menge veranstaltete, aus dem Zelt des Händlers kam und Kara neben der Frau auf dem Boden sah.
„Kara, was machst du da? Was ist passiert?“ flüsterte Lexa entsetzt, als sie neben ihrer Tochter kniete.
„Ich, ich weiß nicht. Sie hat mich angesprochen und… und… und dann fing sie an zu zittern und… ich verstehe das nicht. Jetzt liegt sie hier vor mir und rührt sich nicht mehr. Mutter, hilf mir!“ flehte Kara.
„Komm, mein Schatz, wir suchen jemanden von der Stadtwache, die können sicher diese alte Frau hier wegbringen. Vielleicht war ihre Zeit einfach gekommen. Komm, meine Kleine, wir werden dafür sorgen, dass die Frau nicht hier auf dem Markt liegen bleiben muss.“
Lexa versuchte ihre Tochter hochzuziehen und nach ein paar Versuchen schaffte sie dies auch.
„Aber die Frau kannte meinen Namen!“ flüsterte Kara mehr zu sich selbst als zu ihrer Mutter, als sie schon ein Stückchen entfernt von der Frau waren.
Sie drehte sich noch mal um und sah, dass die Menge sich langsam auflöste und alle nahmen wieder das auf, wofür sie auf den Markt gekommen waren. Die einen bummelten von Stand zu Stand, die anderen handelten schon wieder fleißig mit den Kaufmännern. Doch keiner schien sich daran zu stören, dass vor ihnen auf dem Markt gerade eine Frau gestorben war.
Leseprobe aus Buch II: Taros
Mit diesen Worten ging er aus der Halle hinaus und ließ Kara mit ihren Gefühlen und Gedanken alleine. Was sollte sie nun machen? Die Ereignisse hier hatten sie geweckt. Statt nun schlafen zu können, war sie hellwach. Sie beschloss ein wenig in der Halle spazieren zu gehen, um sich zu beruhigen. Voll gestopft, wie ihr Kopf war, konnte sie noch keine Ruhe finden. Die Zeichen an den Säulen hatten ihre Neugierde geweckt. Behutsam schlenderte sie darauf zu und schaute sich die Zeichen an. Es waren alte Säulen und an einigen Stellen waren Teile heraus gebrochen. Dadurch waren einige Zeichen teilweise zerstört, doch der Grossteil war lesbar. Es waren, wie Kara beim Eintreten in diese Halle schon bemerkt hatte, dieselben Zeichen, wie auf Finastos Umhang. Seltsam geschwungen und in scheinbar gewollten großen Abständen.
‚Was diese Zeichen wohl bedeuten?’ fragte sich Kara.
Als sie weiter um die Säule herumging, entdeckte sie eine Schrift, konnte sie jedoch nicht genau erkennen, da sie im Schatten lag. Neugierig, wie sie war, suchte sie nach der Fackel, mit der die Schalen angezündet wurden. Dabei kam sie an einigen anderen Säulen vorbei. Keine hatte Schriftzeichen, doch alle waren derselben Bauart zuzuordnen. Hinter der letzten Schale, in der Nähe des Eingangs sah sie die Fackel an eine Säule gelehnt. Sie griff danach und zündete sie an einem der Feuer an. Sofort entflammte die Fackel vor ihr.
Mit vorsichtigen Schritten ging sie über die vielen Kissen, um nicht zu stolpern und aus Versehen alles zu entflammen. Sicher schaffte sie es zu der Säule zurück. Als sie wieder an der Säule mit den Zeichen ankam, schaute sie sich noch einmal alle Zeichen an, doch sie wusste nicht, was sie bedeuten konnten. Schließlich wandte sie sich mit zuckender Schulter ab und den Schriftzeichen zu.
Was sie sah, bestürzte sie auf eine Art, doch auf der anderen Seite, hatte sie damit schon gerechnet, als sie die Halle betreten hatte. Vor Freude sprang sie einmal in die Luft, fing sich aber gleich wieder. Sie schaute noch einmal genauer hin.
‚Vielleicht ist es eine Sinnestäuschung, weil ich so übermüdet bin.’ überlegte Kara.
Ihr sprang dieselbe Sprache entgegen, die ihr schon auf dem Pergament begegnet war! Die erste Sprache Manohks. Mit aller Vorsicht, die sie aufbringen konnte, strich sie mit den Fingern über die Säule, als müsste sie sich vergewissern, die Einkerbungen wirklich zu spüren. Fast wäre sie rückwärts gestolpert, als sie die Rillen spürte. Es war eine unglaubliche Arbeit, die sie unter ihren Fingern gespürt hatte.
Die Schrift war in einem einwandfreien Zustand und dabei musste sie schon sehr alt sein. Die Rillen waren glatt und hatten keine stumpfen Ränder, wie andere Schnitzereien. Für Kara sah es aus, als hätte jemand mit einem spitzen Messer in weiche Butter geschrieben. So deutlich konnte man die Buchstaben jedes einzelnen Wortes erkennen.
Kara spürte ein leichtes Kribbeln in sich, als sie über die Buchstaben gefahren war. Es war ein angenehmes Kribbeln gewesen, das Karas Nackenhaare aufstehen ließ.
‚Seltsam, diese Sprache gerade hier zu finden. Fast wäre ich an dem Dorf vorbei geritten.’ dachte Kara überwältigt.
Als ihr die Worte über die Lippen gingen, fühlte sie sich glücklich. Ein Hochgefühl durchströmte sie. Diese Worte waren so wunderschön, sie konnte es fast nicht aushalten, sie nur mit ihrer einfachen Stimme auszusprechen. Doch aufhören konnte sie auch nicht. Es war wie ein wundervoller Zwang, dem sie nachgehen musste.
Frondos ke malor, altim mi Giangi
ni ulse Dantara, jiarik turen malore Liangi
Nedin kol kam pronlogika,
me pa Palanos ulse konlogika.
Lok untol ulse Wagala uro Enorit,
siet po Liang nit Hunali uro Vrenorit.
Geschützt sei dies, höre meine Worte
in alle Ewigkeit, keiner findet diese Orte.
Versteckt von mir höchst persönlich,
stimmte es die Götter alle versöhnlich.
Nun vergiss alle Bisse und Hiebe,
umfasse den Ort mit Verständnis und Liebe.
Plötzlich änderte sich das Licht in der Halle. Statt des feurigen, durch die Fackel und Schalen beeinflussten Rots, breitete sich ein grünlicher Dunst rund um die Säule aus. Schon nach wenigen Augenblicken war Kara komplett in das Grün eingehüllt. Es war warm und fühlte sich angenehm prickelnd auf ihrer Haut an. Umgeben von dem Grün sah Kara nicht mehr, was in der Halle passierte.
Ihre Konzentration galt dem Dunst um sich herum. Sie konnte sich all dem nicht entziehen. Ohne zu wissen was sie tat, warf sie die Fackel von sich. Ihr entging, dass sie, noch bevor die Fackel auf dem Boden aufschlug, erlosch. Einige kleine Schritte ging sie auf die Säule zu und streckte die Hände vorsichtig aus. Mit den Handflächen berührte sie die Stelle, an der sie die Schrift vermutete. Eine Kraft durchströmte sie, der sie kaum gewachsen war. Berauscht und konzentriert zugleich versuchte ihr Körper die Kraft zu bündeln und zurück in die Säule zu geben. Das Licht wurde nun heller und nahm ihr die Sicht.
Herr ihrer Gefühle war sie schon nicht mehr, seit sie die erste Sprache Manohks gesprochen hatte. Seitdem ging eine gewaltige Welle der Liebe durch sie. Alles wollte sie umarmen und die Liebe verbreiten. Krieg und Hass waren ihr zuwider, sie verurteilte beides. Ihr lag das Glück aller Menschen, die sie kannte am Herzen und sie wollte Leid verhindern, indem sie die Liebe zu allen brachte. In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass ihre Hände nicht mehr auf den warmen Stein fassten, sondern etwas Kaltes und hartes umfassten. Das Licht wurde verschwommener und verschwand schließlich ganz hinter der Schrift.
Das nächste, was Kara spürte, war unglaubliche Müdigkeit und sie fiel genau da in den Schlaf wo sie gerade stand. Dabei begrub sie etwas silbern Glänzendes unter sich.
Leseprobe aus Buch III: Die Kinder der Götter
‚Was hat er vor? Hat er uns bemerkt? Das kann eigentlich nicht sein. Er hat sich nicht einmal umgedreht.’ überlegte Kara.
Je näher sie kamen, umso größer wurde seine Statur. Immer noch saß er starr und still auf seinem Pferd und schaute auf die schwarze Masse, die sich auf ihn zu bewegte. Kara war nur noch einige Meter von ihm entfernt, als Bronak sich blitzschnell umdrehte und seine Hände gegen Tomo wirbelte.
Von einer unsichtbaren Druckwelle wurde er aus dem Sattel geworfen. Doch anstatt gleich wieder aufzustehen, blieb er still liegen.
„Tomo!“ rief Kara und sprang noch im Galopp von Raisan ab, um zu Tomo zu laufen.
Ängstlich kniete sie sich neben ihn, doch er rührte sich nicht. Es war schon das zweite Mal, dass er an dem Tag von Magie umgeworfen wurde.
Bronak kam näher getrabt mit seinem Pferd und grinste bösartig auf die beiden hinab.
„Hast du Menschenkind geglaubt, ich würde euch nicht bemerken?“
Die Stimme, die Kara hörte, ließ eine Gänsehaut über ihren Körper fahren. Es war die grausamste Stimme, die sie je gehört hatte. Kein Gefühl lag in ihr oder auch nur der Hauch von Schuldbewusstsein. Kalt und boshaft grinste das Gesicht des Mannes hinab, den sie nun schon so lange verfolgte.
„Was hast du mit ihm gemacht, Bronak?“ brüllte Kara ihm entgegen, um ihre erstickende Stimme zu überdecken.
Mühsam versuchte sie ihre Tränen zu unterdrücken.
„Oh, wie schön. Du kennst meinen Namen. So viel Intelligenz hätte ich dir nicht zugetraut. Was weißt du denn noch so alles über mich?“ verhöhnte er sie.
„Mehr weiß ich nicht. Aber verrat mir, was du mit all dem bezweckst? Was bringt dir ein Krieg in Manohk?“
Die Antwort kannte sie schon, doch sie versuchte Zeit zu schinden, um einen Ausweg zu finden, der Tomo retten konnte.
„Das enttäuscht mich jetzt aber? Hast du es nicht herausgefunden? Kara, ich bin wirklich enttäuscht von dir. Dabei hast du meine kleinen Haustiere so schön ausgeschaltet. Ich hatte dir wirklich mehr zugetraut. tz, tz, tz.“
Bronak war sich seiner Sache so sicher, dass er sich in dieses Gespräch verstricken ließ.
„Also, warum machst du es? Bist du wirklich so einfältig, nur den Grund zu haben, dass Panarok es möchte?“
Das zu sagen, war ein Fehler, denn schon lag Kara ebenfalls im Gras neben Tomo und spürte einen stechenden Schmerz in ihrer linken Wange. Bronak hielt seinen Bogen in der Hand und hatte sie damit mit voller Wucht an der Wange getroffen. Vorsichtig betastete sie die Wange und spürte warmes weiches Blut an ihren Händen.
‚Scheinbar habe ich einen wunden Punkt getroffen.’ bemerkte Kara und stand im selben Zuge auf.
Vorsichtig drehte sie sich von Tomo fort um Bronak herum. Ihr Plan war, ihn möglichst weit von Tomos Körper fort zubringen, bevor er sie noch weiter angriff.
„Willst du dich gar nicht wehren, Menschenkind? Schon wieder enttäuschst du mich. Erst bist du dumm und dann noch feige.“ reizte er sie.
mmer weiter zogen die Heere aufeinander zu, ohne zu ahnen, dass keines der Länder schuld war. Krell führte sein Heer mit seinem schwarzen Hengst und komplett in Schwarz gekleidet an und Ormont führte sein Heer auf seinem braunen Wallach in seiner strahlenden weiß-goldenen Rüstung an. Zwei Heere wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten und doch verband sie der Hass gegeneinander.
Kara und Tomo rasten immer noch mit ihren Pferden weiter. Auch sie ahnten nicht, wohin sie gerade ritten. Beide hatten keine Ahnung, dass nicht einmal eine halbe Tagesreise zwei Heere auf sie zukamen. Plötzlich sah Kara am Horizont einen einzelnen Reiter.
„Tomo, siehst du dort den Mann? Zwischen den Hügeln?“ rief sie ihrem Begleiter zu.
Zur Bestätigung nickte er nur und trat seinem Hengst in die Seite um ihn zu mehr Schnelligkeit zu bewegen. Raisan wurde von allein schneller. Er schien zu spüren, wie wichtig es für seine Reiterin war, diesen Reiter am Horizont einzuholen.
Ihre Haare flogen ihr peitschend ins Gesicht und wieder zurück, doch der Schmerz war ihr egal. Noch nie war sie ihrem Ziel so nahe. Nicht mehr weit und sie hatten ihn eingeholt. Kara konnte förmlich spüren, wie sie immer aufgeregter wurde. Ihre Finger kribbelten und ihr Kopf arbeitete fieberhaft an einer Möglichkeit ihn zu stoppen. Jetzt war sie so weit gekommen und hatte keine Idee, wie sie ihn aufhalten sollte.
Mit einem Male wurde der Reiter vor ihnen immer langsamer. Sie hatten ihn nun schon zwei Stunden heimlich verfolgt. Was Kara nicht sah, war der große schwarze Schatten, der vor Bronak auftauchte und den großen roten Menschenauflauf hinter ihnen.
„Kara, warum wird er langsamer?“
„Das weiß ich nicht, aber es ist unsere Chance, ihn zu erwischen.“ brüllte sie ihm zu.
Wieder kamen sie ihm ein Stückchen näher, bis Kara merkte, dass er ganz stehen geblieben war.