Kick-Ass (BR)
 
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Kick-Ass (BR)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Sie begeisterten bereits Millionen von Lesern und tun es weiterhin: Superhelden vom Schlage Batman, Spider-Man, Superman und Co. Woche für Woche bekämpfen diese tapferen Streiter des Guten das Böse und beweisen, dass schlechte Taten nichts bringen. Sonderbar nur, dass solch ein Konzept (bislang) noch keine Nachahmer in der realen Welt nach sich gezogen hat. Aber warum nur? Weshalb hat es noch keiner der unzähligen Comic-Leser auf diesem Planeten probiert?

Es ist ebendiese Frage, die dem Teenager Dave Lizewski (Aaron Johnson) einfach nicht aus dem Kopf gehen will. Von seinen Geek-Kumpels Marty (Clark Duke) und Todd (Evan Peters) dafür nur müde belächelt, entschließt sich der eher schüchterne Dave für einen waghalsigen Schritt nach vorne und ordert – einen Tauchanzug! Zwar nicht vergleichbar mit den ikonischen Kostümen der legendären Verbrechensbekämpfer, soll jenes grün-gelbe Ding aus Neopren dennoch fortan sein Outfit sein; komplettiert durch zwei selbstgemachte Batons und eine Taserwaffe. So ausgerüstet und mit einer gehörigen Portion Entschlossenheit macht sich Dave dran, die Ungerechtigkeit in seiner Nachbarschaft zu bekämpfen. Das Problem ist nur: es gibt scheinbar nicht besonders viel davon. Bis er eines Tages zwei Kleinkriminelle auf frischer Tat beim Autoknacken ertappt. Seine große Stunde – sie ist endlich gekommen!

Doch Dave wird rasch wieder auf den ernüchternden Boden der Tatsachen zurückgeworfen – und zwar auf höchst brutale Art und Weise, nachdem er zunächst in die Klinge seines Gegners läuft und danach direkt vor ein Auto. Die Folge: Sechs Monate Krankenhaus und Reha inklusive jeder Menge Metall im Körper und dank defekter Nervenenden eine höhere Belastbarkeit, was Schmerzen betrifft. Oder anders ausgedrückt: Dave 2.0!

Und diesmal ist das Schicksal Dave mehr gewogen als beim letzten Versuch. Als er – rein zufällig – mitten in eine Prügelei hineinschlittert und letztlich einen Passanten vor einer rabiaten Gang retten kann, wird aus dem maskierten Unbekannten, der sich fortan Kick Ass betitelt, dank Fotohandy und Co. eine ebenso virale wie leibhaftige Berühmtheit.

Zur gleichen Zeit halten zwei weitere maskierte Rächer den Gangsterboss Frank D’Amico (Mark Strong) in Atem. Kein Wunder, töten der Batmandoppelgänger und das kleine Mädchen namens Hit Girl seine Männer als wären es lästige Fliegen. Wie es der Zufall so möchte, kreuzen sich eines Tages die Wege von Big Daddy (Nicolas Cage) und seiner Tochter mit dem von Kick Ass. Und damit gerät Dave schließlich auch in die Schusslinie von D’Amico …

 

Es ist schwer zu glauben, aber eine Tatsache: Ursprünglich wollte keines der großen Filmstudios die Verfilmung eines Mark Millar-Comics unter deren Fittiche nehmen. Letztlich splitteten sich Lionsgate und Universal Pictures Vertrieb und Produktionskosten zwar untereinander auf, allerdings jedoch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Und als dieser überschritten war, blieb Regisseur und Produzent Matthew Vaughn nichts weiter übrig, als den fehlenden Betrag aus eigener Tasche zu finanzieren.

Ein Armutszeugnis! Denn Kick Ass ist origineller und wagemutiger als ein Großteil dessen, was heutzutage die Lichtspielhäuser rund um den Globus heimsuchen darf. Gleich von Anfang an macht Vaughn klar, dass hier keinerlei Kompromisse oder selbstzensorische Restriktionen zu erwarten sind. Hier darf munter geflucht und ebenso munter getötet werden; letzteres vorwiegend in Form eines kleines Mädchens, gegen das selbst Oscarpreisträger Nicolas Cage Mühe hat, zu bestehen. Äußerlich mag Chloë Grace Moretz, die Darstellerin der Mindy beziehungsweise ihres Alter Egos Hit Girl, den Anschein einer typischen Zehnjährigen wahren, doch wenn sie loslegt, sollte man sich besser in Deckung begeben. Wenn sie nicht gerade flucht wie ein Bauarbeiter, tötet sie nämlich fachmännisch und gnadenlos die bösen Jungs; ganz gleich, wie groß oder stark. Ob mit dem Messer, der Lanze oder mit der Halbautomatischen – es dürfte höchstwahrscheinlich sein, dass die Kleine in diesem Filmjahr mehr Menschen über den Jordan geschickt hat als so mancher etablierte Actionstar. Und prompt meldeten sich die Moralapostel; sprachen von Geschmacklosigkeit, Gewaltverherrlichung und sogar bleibenden psychischen Schäden bei der minderjährigen Hauptdarstellerin.

Was letzten Punkt belangt, so spricht eine Stelle in dem wirklich sehenswerten Making Of ganze Bände: Als Chloë ein Zahn ausfällt und sie verzückt zu ihrer Mutter rennt, um ihn ihr zu zeigen. Und der Rest? Ja, Kick Ass ist brutal. Manchmal sogar auf eine reichlich krasse Art. Und es stimmt auch, dass die Dialoge stellenweise selbst einem trunkenen Seemann die Schamesröte ins Gesicht treiben. Doch dafür sollte man dankbar sein, statt den erhobenen Zeigefinger zu schwingen. Anders als die vermeintliche Konkurrenz, traut sich der Film nämlich etwas, geht neue Wege – und zeigt den anderen voller Stolz den erhobenen Mittelfinger. Wer Kick Ass jedoch von vornherein als überzogene, gewaltgeile Satire abstempelt, irrt sich gewaltig. Sicher, der Film kommt wie die Punkversion einer Superheldenverfilmung daher – auf Speed –, doch ist ebendiese Nonkonformität genau dass, was dem gegenwärtigen Filmbetrieb fehlt. Kick Ass beschreitet neue Wege, wischt dröge Normen einfach beiseite, macht durchgehend Höllenspaß und ist obendrein eine Verbeugung vor den klassischen Superhelden vergangener Tage.

 

Doch zurück zum heimlichen Star des Films, besagter Chloë Moretz. Denn ihr Auftritt ist es letztlich auch, der die anderen Darsteller zu Höchstleistungen antreibt, völlig gleich ob es sich dabei um Aaron Johnson, Mark Strong oder ihren Filmvater Nicolas Cage handelt (letzter übrigens in seiner wohl besten Rolle seit langer Zeit). Selbst die minimal vorhandenen Längen fallen da so gut wie gar nicht ins Gewicht. Ferner begeht Regisseur Vaughn auch nicht den Fehler, seinem Film eine trendige MTV-Optik zu verpassen. Schnelle Schnitte gibt es lediglich bei den Action- und Kampfszenen, jedoch in einem erträglichen Maß. Außerdem muss man dem Briten ein hervorragendes Händchen für die passende musikalische Untermalung attestieren. Völlig gleich, ob es sich dabei um The Prodigy handelt, die Kick Ass’ Prügel mit einem donnernden Soundgewand unterstützen oder um einen klassischen Score von Ennio Morricone kurz vor der nächsten Schießerei: hier passt alles.

Gleiches kann man auch der Blu Ray bescheinigen, die mit einem messerscharfen und wunderbar kräftigen Bild daherkommt sowie einem optimalen Sound, dessen Qualitäten nicht erst dank dem Einsatz einer teuren Heimanlage hervortreten.

 

Fazit:

Eigentlich sagt der Titel schon alles – Kick Ass ist ein großer, rotzfrecher Spaß, der sich auf erfrischend-frech-blutige Art und Weise von der zumeist vorhersehbaren Konkurrenz deutlich abhebt. Ganz gewiss ein Anwärter auf den Film des Jahres 2010!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418231824a3a49ac2
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BR:

Kick-Ass

Original: Kick-Ass

Großbritannien/USA 2010

Regie: Matthew Vaughn

Format: Widescreen

Sprache: Portugiesisch (DTS 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1), Spanisch (DTS 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch

Bildseitenformat: 16:9 - 2.40:1

Umfang: 1 BR

FSK: 16

Universal, 16. September 2010

Spieldauer: 117 Minuten

 

ASIN: B003GHM7B4

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.10.2010, zuletzt aktualisiert: 02.03.2024 16:47, 11161