Kinder des Nebels von Brandon Sanderson
Reihe: Nebelgeboren Band 1
Rezension von Christel Scheja
Der 1975 geborene Brandon Sanderson gehört zu den vielversprechenden Newcomern in Bereich der Fantasy. Bereits sein Debüt „Elantris“ kam bei Kritik und Publikum gleichermaßen gut an und wurde zu einem Bestseller. Seine beiden „Alcatraz“- Romane bewiesen, dass er sich auch im Bereich der Jugendliteratur sicher bewegt.
Mit dem Zyklus „The Final Empire“ sicherte er sich entgültig einen Platz unter den großen Autoren des Genres. Zur Zeit führt er den „Das Rad der Zeit“-Zyklus des früh verstorbenen Robert Jordan nach dessen Aufzeichnungen zum Ende.
In „Kinder des Nebels“ entführt der Autor erstmals in eine sterbende Welt. Düster ist nicht nur der Himmel, der mit Schnee und rotem Ascheregen den drohenden Verfall des Lebens ankündigt, auch das Leben der meisten Bewohner dieser Welt. Und nachts hüllen todbringende Nebel die Landschaft ein.
Ein unsterblicher Herrscher und eine von ihm begünstigte Adelsschicht versklavt die Masse der Menschen, die sogenannten Skaa, die in den Feldern, Fabriken und Minen schuften müssen und kaum genug zum Leben übrig behalten. Sie haben weder Rechte noch Schutz, die Aufseher können sie willkürlich zu Tode prügeln oder auf alle möglichen anderen Arten und Weisen quälen. Die meisten haben längst die Kraft und Hoffnung verloren, dass sich daran noch einmal etwas ändert, denn jeder Widerstand wird im Keim erstickt. Sie wissen nicht, dass die Oberschicht selbst auch sehr strengen Regeln unterliegt. Inquisitoren und Obligatoren achten darauf, dass keine Gesetze übertreten werden und niemand es wagt übermütig zu werden, sondern nur besondere Begabungen beherrschen, die es ihnen verbieten, sich mit den Skaa zu vermischen.
Dann aber taucht eines Tages der geheimnisvolle Kelsier auf, selbst ein Skaa, aber vollkommen furchtlos. Denn er schreckt nicht vor den Handlangern der Oberschicht zurück und gebietet selbst über besondere Fähigkeiten. Er ist einer der „Nebelgeborenen“ die dazu fähig sind, auch ohne Geburtsrecht und Schuldung Allomantie auszuüben, das heißt Metalle zu verbrennen und zum Kampf oder Schutz zu benutzen und sogar alle dreizehn beeinflussen zu können. Und er weiß auch, wie er andere in der Fähigkeit unterweisen kann
Er ermuntert andere wie die junge Vin dazu, ihm zu folgen und den Kampf gegen die Oberschicht aufzunehmen um endlich von der Tyrannei des unsterblichen Herrschers frei zu kommen.
Doch auch mit diesen besonderen Kräften ist es notwendig, taktisch klug vorzugehen und Verbündete in der Oberschicht zu suchen, denn nur mit ihrer Hilfe können sie nach und nach das Ausmaß der Machenschaften die hinter allem stecken, erkennen und schließlich in den Palast des Herrschers gelangen.
Wie auch schon in „Elantris“ nimmt sich Brandon Sanderson sehr viel Zeit, die Figuren und die Welt einzuführen. Anders als viele seiner Kollegen bleibt er dabei aber sehr nüchtern und realistisch, was dem Endzeit-Szenario sehr zu Gute kommt. Denn durch die kalte Sprache, die knappen Beschreibungen kommt die düstere Atmosphäre der sterbenden Welt sehr gut zur Geltung und lässt mehr als einmal schaudern. Interessant ist auch das ungewöhnliche Magiesystem, das wie eine Mischung aus paranormalen Gaben und Wissenschaft wirkt, aber doch in sich stimmig ist – vor allem als immer mehr Aspekte bekannt werden.
Allerdings verlangt er dem Leser auch sehr viel Geduld ab, denn gerade im Mittelteil des Buches, als die Rebellen die Kunst der Allomantie erlernen und Pläne für ihr weiteres Vorgehen schmieden, geschieht nicht viel, was die Handlung wirklich voran treibt und oder weitere interessante Geheimnisse enthüllt. Hier verzichtet er leider auf Details, die manches plausibler machen dürften.
Statt dessen werden neue Figuren eingeführt und Beziehungen geknüpft, die sich erst auf den letzten Seiten als nützlich erweisen. Spannung kommt erst auf, als die sorgfältig vorbereiteten Pläne durch ein paar Veränderungen fast zunichte gemacht werden und die Rebellen schnell umdenken müssen.
Die Figuren selbst bleiben wie die Handlung recht glaubwürdig und nüchtern. Auch wenn man viel über sie erfährt, bleibt doch eine gewisse Distanz bestehen, da der Autor auch hier viel zu wenig Gefühl in die Beschreibungen legt.
Alles in allem ist „Kinder des Nebels“ ein interessanter Auftakt zu einer noch ungewöhnlicheren Reihe aber wie alle bisher bekannten Texte Sandersons nicht leicht zu verdauen, da sein Erzählstil stellenweise sehr langatmig und behäbig ist, und er auf der anderen Seite zu nüchtern bleibt, um den Leser durch gefühlvolle und lebendige Schilderungen zu fesseln. Wer also letzteres von seiner Lektüre erwartet, sollte also besser die Hände von diesem Buch lassen.
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