Knowing (DVD)
 
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Knowing (DVD)

Filmkritik von Torsten Scheib

 

Rezension:

Ein Science Fiction-Mystery-Endzeit-Thriller mit Nicolas Cage in der Hauptrolle ... auf den ersten Blick weiß man nicht wirklich, was man davon halten soll. Schließlich war die Wahl des Oscarpreisträgers in Bezug auf Filmprojekte in den letzten Jahren nicht gerade die Beste gewesen. Wicker Man – Ritual des Bösen (2006), Ghost Rider und Next (beide 2007) … Erfolg sieht anders aus; von den allgemeinen Kritiken ganz zu schweigen. Wenn man ganz ehrlich ist, bestand Cages bemerkenswertester Auftritt in der vergangenen Dekade aus einem kurzen – einem sehr kurzen! – Cameo in Rob Zombies gefaktem Trailer Werewolf Women of the SS, in dem er als Fu Manchu in Nazideutschland sein Mekka gefunden zu haben scheint. Völlig durchgeknallt und bis zum Anschlag trashig-geschmacklos – und leider niemals regulär in Deutschland veröffentlicht (allerdings auf Youtube einsehbar!).

Ein ähnliches Dilemma ist im Grunde auch dem australischen Regisseur Alex Proyas beschieden, der sich nach Videoclips in den 80ern schließlich auf abendfüllende Spielfilme fokussierte und alles andere als einen schlechten Start erwischte: The Crow (1994) war eine wirklich gelungene, düstere Comic-Adaption und Dark City (1998) nahm gewissermaßen sogar diverse Aspekte der Matrix-Trilogie vorweg, hatte allerdings bei weitem nicht den selben Erfolg. Danach drehte Proyas mit I, Robot (2004) zwar einen visuell beeindruckenden, aber leider doch ziemlich glatt polierten Film.

Dementsprechend haben sich bei Knowing also zwei Individuen gefunden, die ihrerseits am Scheideweg stehen: Erfolg oder Absturz ins Mittelmaß oder gar in die Bedeutungslosigkeit. Insofern kann also schon im Vorfeld von einem ziemlich gewichtigen Werk sprechen.

 

Die Geschichte von „Knowing“ beginnt allerdings nicht in der Gegenwart oder Zukunft, sondern in den ausklingenden Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Initiiert von der Schülerin Lucinda Embry, wird an der Lexington-Dawes-Grundschule eine Zeitkapsel vergraben; randvoll mit Bildern und Skizzen der Kinder und ihren Visionen und Träumen von der Zukunft. Doch ausgerechnet Lucinda ist diejenige, die mit ihrem Beitrag aus dem Rahmen fällt. Anstelle von Raumschiffen oder dem Weltfrieden kritzelt sie ihr Blatt randvoll mit scheinbar völlig sinnlosen Nummern – und wird kurz darauf völlig verängstigt in einem Schrank aufgefunden, wo sie jene Nummern, die es nicht aufs Papier geschafft haben, mit ihren Fingernägeln ins Holz gekratzt hat.

Ein halbes Jahrhundert später: Die Lexington-Dawes-Schule feiert ihr fünfzigjähriges Bestehen – und gräbt zu ebendiesem Anlass die Zeitkapsel aus dem Jahre 1959 wieder aus. Mittlerweile sind die entsetzlichen Ereignisse um die kleine Lucinda längst in Vergessenheit geraten. Doch ganz so einfach lassen sich die Geister der Vergangenheit nicht vertreiben. Lucys verstörende kryptische Mitteilung an die Menschen des 21. Jahrhunderts gerät in die Hände von Caleb Koestler, doch statt das Blatt weiterzugeben, behält der Junge es bei sich und nimmt es sogar mit nach Hause.

Dort gerät es unvermittelt in die Hände des Astrophysikers John Koestler (Nicolas Cage), der den Tod seiner Frau noch immer nicht überwunden und sein Seelenheil in der Flasche sucht. Per Zufall kommt er der Bedeutung jener Zahlen auf die Schliche – sie stehen für jede Katastrophe seit 1959; exakte Geokoordinaten und Zahl der Opfer inklusive. Lediglich drei Zahlenketten lassen sich nicht nachvollziehen und scheinen demnach erst noch stattzufinden, wobei die letzte Passage anstelle von Zahlen mit zwei Buchstaben endet: EE …

Gleichzeitig wird Johns Sohn von äußerst beunruhigenden Visionen heimgesucht; Bilder voller Tod und Schrecken. Kurz darauf wird der Junge von einer mysteriösen Gruppe Männer verfolgt, doch ehe es den Unbekannten gelingt, Caleb Koestler seinem Vater zu entreißen, schafft es John, das Schreckliche zu vermeiden.

Doch die von Caleb auf den Namen „Flüstermänner“ getaufte Gruppe gibt nicht so leicht auf. Währenddessen gelingt es John, die Bedeutung der beiden Buchstaben herauszufinden: EE steht für „Everyone Else“ – alle anderen …

 

„Knowing“, soviel darf schon mal verraten werden, funktioniert über weite Strecken als Endzeitstreifen tadellos. Ähnlich wie schon M. Night Shyamalan bei Signs – Zeichen (2002) setzt Proyas nicht auf groß angelegte, spektakuläre und zumeist lediglich dem Selbstzweck dienende Effekthascherei á la Emmerich, sondern wählt die ruhigere Variante – fast. Bezieht Shyamalans Alien-Invasion hauptsächlich durch die bewusst gewählte Intimität und Überschaubarkeit ihre Spannung, breitet Proyas diese mit Beginn des zweiten Aktes immer weiter aus. Ergo erlaubt er sich, sein Werk mit zwei wirklich spektakulär in Szene gesetzten Katastrophen aufzupeppen, wenngleich man bei einer davon – berechtigterweise – den Verdacht hegen muss, dass sich Proyas den im gleichen Kielwasser schwimmenden Children of Men (2006) und dessen tolle Kameraführung sehr genau angesehen hat.

Doch besagte Katastrophen schaffen es gottlob nicht, den Film ad absurdum zu führen oder zu verwässern. Vielmehr ist es die Story selbst, die daran Schuld trägt, dass „Knowing“ spätestens ab der zweiten Hälfte immer mehr ins Trudeln gerät und letztlich über die Füße stolpert.

Und das ist wirklich jammerschade, da sich zuvor alles so entwickelt, wie man es sich gewünscht hat; an der Spannungsschraube langsam, aber keinesfalls behäbig weiter gedreht wird. Doch spätestens, wenn die „Flüstermanner“ – offenbar inspiriert durch die legendären Men in Black aus der UFO-Verschwörungsszene und damit ein deutlicher Hinweis darauf, wer hier am Drücker ist beziehungsweise wohin die Reise gehen wird – ihren ersten Auftritt haben, fängt er bis dato einwandfrei laufende Motor zu stottern an; wird verwirrender und drängt sich selbst immer weiter hinein in eine Ecke. Leider können daran auch das für eine Großproduktion überraschend düstere Ende und die geschickten Vergleiche zwischen biblischen Gestalten und Alienmythen der populären Kultur nur geringfügig etwas ändern. Schade, denn zuvor konnte „Knowing“ nicht nur handwerklich, sondern auch schauspielerisch wirklich überzeugen. Auch wenn Cage in diesem Film stellenweise ein wenig hölzern agiert (eigentlich traurig für einen Oscarpreisträger!), so fällt diese Steifheit kaum ins Gewicht, da Regisseur Proyas gottlob das filmische Umfeld stets auf Cage eingestellt hat.

Noch ein paar Worte zur DVD selbst: Bild und Ton können überzeugen, sind aber im Großen und Ganzen Standard. Als Extra gibt es zusätzlich eine wirklich tolle und sehr ausführliche Dokumentation über die Apokalypse beziehungsweise deren mögliche Auslöser, eine sehr gute Ergänzung zu besagtem Filmende.

 

Fazit:

„Knowing“ beginnt bärenstark – und fällt ab er zweiten Hälfte immer stärker ab. Da kann auch das durchaus nachdenklich stimmende Ende nicht sehr viel herausreißen. Damit treten Regisseur Proyas und Hauptdarsteller Cage weiterhin auf der Stelle. Sehr schade!

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DVD:

Knowing

USA 2008

Originaltitel: Knowing

Regisseur: Alex Proyas

Umfang: 1 DVD

Concorde Home Entertainment, 28. August 2009

FSK: 12

Dauer: 117 Minuten

Bildformat: 16:9 – 2.35:1

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

 

ASIN: B00297YGSY

 

Erhältlich bei: Amazon

DarstellerInnen:

Nicolas Cage

Chandler Canterbury

Rose Byrne

Lara Robinson

Ben Mendelsohn

Nadia Townsend

Eintrag in der PhilmDB:

Know1ng


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Erstellt: 08.02.2010, zuletzt aktualisiert: 19.10.2023 16:07, 10002