Königsfehde Band 4 von George R. R. Martin

Reihe: Das Lied von Eis und Feuer

 

Rezension von Ingo Gatzer

 

Bis es mit George R. R. Martins Epos Das Lied von Eis und Feuer weitergeht, müssen sich Fans wahrscheinlich noch einige Zeit gedulden. Die HBO-Serie hat die Romane ja bereits überholt und zu einem eher unbefriedigenden Ende geführt. Bei der Comic-Adaption droht das erst einmal nicht, denn Königsfehde Band 4 schließt als Erstveröffentlichung erst einmal den zweiten Romanband ab.

 

Während sich Tyrion Lennister in Königsmund auf den Angriff der Armee von Stannis Baratheon vorbereitet, sinnt die zur Geisel gewordene Sansa Stark hier auf eine Fluchtmöglichkeit. Das verbindet sie mit ihrer Schwester Arya, die viele Meilen entfernt als Diener unter falscher Identität lebt. Jon Schnee versucht derweil jenseits der Mauer mit einigen Gefährten von der Nachtwache den Wildlingen zu entkommen. Sein Heim und das der Starks ist von Theon Graufreud besetzt, der sich aber trotz seiner Eroberung in einer misslichen Lage befindet. Noch weiter entfernt trachtet Daenerys Targaryen danach, mit einer Armee über das Meer zu gelangen, um sich zu nehmen, was ihr nach eigener Auffassung zusteht: die Krone.

 

Es ist also reichlich in Westeros und darüber hinaus los und wie sich aus dieser Zusammenfassung erkennen lässt, ist das Lesevergnügen ohne Kenntnis der vorherigen Comics oder der Romane bzw. wenigstens der Verfilmung ziemlich begrenzt. Dabei hält sich die Comic-Adaption allerdings deutlich enger an die Buchvorlage als die HBO-Serie.

 

Dementsprechend ist Paninis Claim »Die Graphic Novel-Reihe zur Kult-TV-Serie« zwar aus Marketingsicht erklärbar, aber nicht ganz passend. Verantwortlich für die Bearbeitung ist ein weiteres Mal Landry Q. Walker. Ihm gelingt es, die wesentlichen Entwicklungen stimmig abzudecken. Allerdings sind seine Panels ziemlich textlastig. Das ist angesichts der hohen Textdichte der Vorlage jedoch erklärbar. Walker bleibt Martins Einteilung in Kapitel, bei denen jeweils eine der zentralen Figuren im Fokus steht, treu. Doch dann findet sich in einem »Daenerys«-Kapitel plötzlich unvermittelt eine Seite zu »Arya« und wenig später eine Doppelseite zu »Sansa«. Solche Einschübe folgen auch später. Möchte Landry Q.Walker dadurch die Gleichzeitigkeit der Ereignisse betonen? Schnell wird deutlich, dass das nicht der Fall ist. Denn sie Episoden tauchen später im jeweiligen Kapitel noch einmal auf. Fehlende Seiten scheint es zum Glück nicht zu geben. Hier ist offensichtlich beim Zusammenfügen der einzelnen Teile ein Fehler passiert, für den Landry Q.Walker natürlich nichts kann. Dieser Fauxpas dürfte allerdings nur einen sehr kleinen der Auflage betreffen und wer möchte nicht einen seltenen Fehldruck sein Eigen nennen?

 

Auch bei der Bebilderung gibt es keinen Personalwechsel. Kein Wunder: Schließlich gestaltet Zeichner Mel Rubi die einzelnen Figuren sehr ansprechend und nahe an der Buchvorlage. Besonders seine Darstellung von Emotionen und Körpersprache ist gut gelungen. Zudem bestechen seine vielen Charaktere durch ihre Heterogenität. Auch die große Schlacht um Königsmund – und den späteren Ritt in den Thronsaal – fängt Rubi visuell gut ein. Lediglich die Seite, in der er Tyrion wiederholt als weiße Silhouette auf seinem Schlachtross zeigt, wirkt unpassend. Eine ähnliche Technik verwendet er auch an anderer Stelle. Das wirkt aber bestenfalls expressionistisch und irgendwie unfertig. Zudem vernachlässigt Rubi immer wieder die Hintergründe seiner Panels. Diese sind oft recht einfach gehalten.

 

Fazit:

»Königsfehde Band 4« hält das hohe Niveau der Serie. Trotz kleinerer Schwächen gibt es insgesamt deutlich mehr Stärken. Zudem haben Käufer die Chance, sich einen seltenen (?) Fehldruck zu sichern.

 

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