Konzertbericht: The Cure 16.02.2008
 
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10:15 on a Saturday night… The Cure in Berlin am 16.02.2008

Ein Konzertbericht von Nathalie Kelm

 

Die Arena war zu klein für sie und auch das Velodrom ratzfatz ausverkauft. Nach dem legendären Trilogy-Konzert 2002 im Tempodrom geisterten erneut The Cure durch Berlin.

 

Wir erreichen das Berliner Velodrom gegen 18.45 Uhr. Nur eine halbe Stunde später haben wir bereits alle Sicherheitskontrollen passiert und befinden uns in der zehnten Reihe, nicht allzu weit von der Bühne entfernt.

Es dauert nicht lange und die Vorband, 65 Days of Static, betritt die Bühne. Die vier jungen Männer aus Großbritannien sind eine reine Instrumentalband, die an diesem Abend nicht lange spielt und nicht viele Ansagen macht, aber sie überzeugt. Ihre Gitarrenlandschaften passen haargenau in die Stahl und Betonlandschaft des Velodroms.

 

Schon jetzt wird einem bewusst, dass dieser Abend etwas ganz Besonderes wird. Es geht nicht vordergründig darum, Spaß zu haben, es geht einzig und allein um die Musik. Darum, sich fallen zu lassen und für einen Abend aus dem Alltag zu entfliehen.

Nachdem 65 Days of Static die Bühne verlassen, schweift mein Blick durchs Publikum. Die verschiedensten Leute sind anwesend: unscheinbare Normalbürger mittleren Alters und einige Hardcore-Fans haben sich zusammengefunden, um The Cure zu frönen.

 

Die Hauptakteure des Abends betreten die Bühne noch vor 21.00 Uhr. Die vielen arbeitsreichen Jahre sind nicht ganz spurlos an ihnen vorüber gegangen. Hätte man die Augen jedoch geschlossen gehalten, hätte man meinen können, dass die frühen Cure das Auditorium an diesem Abend mit ihren wunderschönen, melancholischen Melodien verzauberten.

Robert Smith ist sichtlich gut gelaunt, macht allerdings nicht viele Ansagen. Seine Stimme klingt ganz genau so, wie man sie von Disintegration oder Three imaginary boys kennt.

Zwei Stunden lang spielen The Cure ohne Unterbrechung. Ihr tatsächliches Alter ist ihnen auf der Bühne absolut nicht anzumerken. Dass ihre Fans allerdings nicht mehr die jüngsten sind, ist spürbar: hier und da ein bisschen gepflegtes Kopfnicken und –schütteln; kein euphorisches Tanzen oder Jubeln. Die Bühnenshow ist minimalistisch, kaum, dass es Bilder oder Leuchteffekte auf den Videowänden gibt (sehr verstörende Kriegsbilder zu One Hundred Years), besonders die neueren Sachen werden bunt glitzernd untermalt, aber ganz vorne steht Robert Smith und rollt magische Blicke durch das Publikum. Zuckersüß beseelt von tragischem Schmerz oder dämonischem Grinsen, auf jeden Fall fern von der Welt und doch mitten im Moment, in der Melodie des Augenblicks.

 

Neben einigen neuen Stücken (Please Project, A Boy I Never Knew), die höchstwahrscheinlich auf dem nächsten und ewig lange angekündigten Album zu finden sein werden und die ein bisschen wie das beste von Damals und ein wenig nach dem Besten von Heute klingen, spielt die Band munter querbeet, was ihnen und den Fans gefällt.

Sie spielen die verschiedensten Nummern aus all ihren Schaffensperioden. Es bleiben keine Wünsche offen, ob The End Of The World, Pictures Of You oder Boys Don't Cry - nur das Freitagslied fällt aus, denn es ist ja Samstag, meint der Sänger.

The Cure haben Musik für eine ganze Woche Konzert im Repertoire und so wie sie hier aufspielen, glaubt man, sie könnten jedes einzelne Lied sofort neu inszenieren und mit einer Leidenschaft zelebrieren, als sei die Zeit etwas völlig nebensächliches.

 

Gegen elf, nach einer harten Version von Disintegration verlässt die Band das Podium zum ersten Mal. The Cure lassen sich jedoch nicht lange bitten und stehen kurz darauf bereits wieder auf der Bühne. Ihre bekanntesten Songs spielen sie im Laufe ihrer einstündigen Zugabe. Ich persönlich taue aus unerfindlichen Gründen erst während der besagten Zugabe auf. Von diesem Augenblick an, hätte dieser Abend nie enden sollen.

Für viele Fans überraschend erklingen plötzlich Laute auf der Gitarre von Paul Thompson, die eigentlich zu einem Kontrabass gehören sollten und auf einem Cure-Konzert rar sind: Tatsächlich, sie spielen The Lovecats! Überhaupt meistert Thompson sie alle, die alten Sachen, wie auch die neuen, an deren Entstehung er nicht beteiligt war. Was auch immer Robert Smith anstellt, um sein ganz persönliches Lebenswerk am Laufen zu halten, Thompson gehört gerade dazu und es ist eine Freude, ihn spielen zu sehen.

In Zugabe 2 ein weiterer neuer Song - Freak Show:, inzwischen glaubt man zu ahnen, was uns da demnächst als Album erfreuen wird.

Sogar die ganz alten Raritäten kommen zur Geltung, schnell und punkig hingerotzt, wie etwa Fire In Cairo, sogar Berliner können in Feuer geraten.

 

Zu Anbeginn des neuen Tages, kurz nach zwölf, entlassen uns The Cure endgültig mit Killing An Arab zurück in unseren Alltag. Man wünschte, sich öfter so fallen lassen zu können. Man wünschte es gäbe mehr Dinge, die dieses unbeschreibliche Gefühl in einem auslösen könnten.

Ich persönlich wünschte mir zum ersten Mal seit langem, älter zu sein. Dann wäre ich ein Teenager gewesen, als The Cure ihre Blütezeit erlebten. Dieses unvergleichliche Gefühl, welches mich an diesem Abend überkam, hätte in den 80ern auch mein Lebensgefühl sein können.

Ich frage mich, ob es dieser Tage eine vergleichbare Band gibt. Kurz sinniere ich darüber und komme zu dem Entschluss, dass The Cure einfach einmalig sind und das haben sie an diesem Abend bewiesen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032819115237244b07
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The Cure

 

Playlist:

  • Plainsong

  • Prayers For Rain

  • alt.end

  • Please Project

  • A Night Like This

  • The Walk

  • The End of the World

  • Lovesong

  • To Wish Impossible Things

  • Pictures of You

  • Lullaby

  • From the Edge of the Deep Green Sea

  • The Drowning

  • Push

  • Just Like Heaven

  • Primary

  • A Boy I Never Knew

  • If Only Tonight We Could Sleep

  • The Kiss

  • Never Enough

  • Wrong Number

  • One Hundred Years

  • Disintegration

  • Zugabe 1

  • At Night

  • M

  • Play for Today

  • A Forest

  • Zugabe 2:

  • The Lovecats

  • Let’s Go to Bed

  • Freak Show

  • Close to Me

  • Why Can’t I Be You?

  • Zugabe 3:

  • Three Imaginary Boys

  • Fire In Cairo

  • Boys Don’t Cry

  • Jumping Someone Else’s Train

  • Grinding Halt

  • 10:15 Saturday Night

  • Killing An Arab


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Erstellt: 23.02.2008, zuletzt aktualisiert: 30.12.2020 16:14, 5884