Reihe: Kryson Bd.1
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Unter dem Kommando ihres grausamen Anführers Grimmgour haben sich die Rachuren mit einer riesigen Invasionsarmee mordend und plündernd aufgemacht, um das Land der Nbo-bei-Klan zu erobern. Den Rat des Magiers Sapius beherzigend wird das Verteidigungsheer von Madhrab, einem Mitglied des legendären Ordens der Bewahrer, befehligt. Noch bevor es zur blutigen Entscheidungsschlacht am Fluss Rayhin kommt, wird das Leben von Sapius auf den Kopf gestellt. Denn er muss erkennen, dass es noch schrecklichere Bedrohungen als die Rachuren gibt.
Bernd Rümmelein erhielt für sein sechsbändiges Fantasy-Epos "Kryson" im Jahr 2009 bereits den Wolfgang-Hohlbein-Preis. Nun hat der griot Hörbuchverlag mit "Die Schlacht am Rayhin" den ersten Teil der Reihe vertont. Anders als bei vielen Mitbewerbern üblich, legt griot erfreulicherweise eine ungekürzte Fassung auf 16 CDs und mit einer Länge von fast 1100 Minuten vor.
Mit "Kryson - Die Schlacht am Rayhin" hat Bernd Rümmelein ein episches Schlachtgemälde erschaffen, das - eingebettet in einer detailliert und glaubhaft ausgearbeiteten Welt - seine Hörer gefangen nimmt. Dabei stellt er den zentralen, titelgebenden Kampf in den Kontext großer Umwälzungen, die Lust auf den nächsten Teil der Reihe machen. Das Werk strotzt nur so vor interessanten Ideen wie etwa der Magie der Todsänger oder der Saijkalsan und hebt sich dadurch wohltuend von anderen Genreveröffentlichungen ab.
Kritisieren könnte man die teils recht brutalen Schilderungen, wegen der das Werk für Hörer unter 16 Jahren kaum geeignet ist. Aber genau das trägt auch zur Authentizität des Hörbuches bei, in dessen Mittelpunkt eben eine bewaffnete Auseinandersetzung steht, die von beiden Seiten mit allen Mitteln geführt wird. Wirklich bemängeln kann man lediglich einige Längen gegen Anfang und am Schluss des Hörbuches. So ist mit dem Ende der alles entscheidenden Schlacht nachvollziehbarerweise ein Großteil der Spannung weg. Auch wenn einige der noch dargestellte Entwicklungen wichtig für die Handlung sind, wären die meisten doch zu Beginn des zweiten Teils besser aufgehoben.
Durch Johannes Steck, der bereits einige Erzählungen von Bernd Rümmelein für griot eingesprochen hat, wird das ohnehin schon gelungene Buch noch eine Klasse besser. Das liegt einerseits an seiner Erzählstimme, deren dunkles Timbre für Sagen und Fantasy wie geschaffen ist. Ein weiterer Grund ist aber auch, dass Steck, der als Schauspieler, Sprecher und Produzent tätig ist, die einzelnen Charaktere großartig stimmlich herausarbeitet und dadurch selbst Nebenfiguren wie den Leibwächtern von Grimmgour eine einzigartige Persönlichkeit verleiht. Zudem weiß er instinktiv, wann er eindringlicher sprechen muss, um sein Publikum zu fesseln oder wann er etwas im Erzähltempo verharren muss, um Spannung aufzubauen.
Musikalisch ansprechend untermalt wird das Geschehen von der Mittelalterband Corvus Corax sowie dem Sounddesigner und Komponisten Thorsten Krill. Die Lieder des Septetts passen hervorragend zur Fantasyhandlung und intensivieren etwa mit ihren heulenden Dudelsäcken, klagenden Flöten und trampelnden Trommeln die ohnehin schon dichte Atmosphäre. Das schafft auch Thorsten Krill durch seine unaufdringliche Musik. Hervorzuheben ist, wie er das Wirken der Todsänger durch mythische Klänge begleitet. Da ist es verzeihlich, wenn er bei der Vertonung der jenseitigen Welt der Tränen durch eher piepsige Synthesizertöne einmal daneben greift.
Zur besseren Orientierung für den Hörer befindet sich auf den CD-Hüllen ein Glossar, in dem wichtige Charaktere und Begriffe aufgeführt sind.
Fazit:
Der rundum gelungene Auftakt der Kyson-Saga von Bernd Rümmelein wird durch den großartig agierenden Sprecher Johannes Steck und der stimmigen Musik von Corvus Corax und Torsten Krill noch veredelt, sodass es absolut wünschenswert wäre, wenn man sich bei griot rasch an die Vertonung des zweiten Teiles der Serie "Diener des dunklen Hirten" machen würde.