Landläufig (Autor: Peter Kiefer)
 
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Landläufig von Peter Kiefer

Die Welt hinterm Acker

 

Rezension von Marianne Labisch

 

Peter Kiefer nimmt uns mit in ein fiktives Dorf, in dem es allerlei verschrobene Menschen gibt. Einen Exhibitionisten, über den regelmäßig Betschwestern herfallen, einen Schnapsbrenner, der jede Gelegenheit nutzt, Sonderbrände auf den Markt zu schmeißen, einen Bürgermeister, der Don genannt wird, weil er eine Vorliebe für Italien hat, eine alte Frau, die jeden Tag zum Friedhof pilgert, um sich mit ihrem toten Mann auszutauschen.

So weit so gut. Das könnte so alles tatsächlich irgendwo stattfinden, aber mit den skurrilen Figuren gibt sich der Autor nicht zufrieden.

Es sucht und findet ein abgesetzter Diktator Asyl und will die Bratwurstbudenbesitzerin heiraten. Den Dorfpolizisten ernennt er zum Sicherheitschef und verschwindet eines Tages spurlos.

Er ist nicht der einzige, der in diesem Dorf verschwindet, eine Hand voll Kinder und deren Eltern ebenso wie der Hund, der diese unglückliche Verkettung auslöste.

Es gibt einen Schönheitswettbewerb, der ein unerwartetes Ende hat.

Kunstdiebe spielen auch eine Rolle und Erderschütterungen.

Ein chinesischer Entenzüchter stirbt und für seine Beerdigung werden …

Nein, ich werde hier nicht alles verraten.

 

Obwohl Peter Kiefer einige Eigenheiten beim Schreiben hat, er verzichtet überwiegend auf Anführungszeichen, aber nicht konsequent, macht dieser Episodenroman Spaß. Immer wieder bringt er neue Personen ins Spiel. Bei manche einem fühlt man sich an Personen erinnert, die so in jedem Dorf leben könnten. Bei anderen hat man trotz dürftiger Beschreibung ein Bild vor Augen. Die Gerüchteküche, die hier hauptsächlich aus zwei gelangweilten Frauen besteht, brodelt. Der Ich-Erzähler spielt nur eine Nebenrolle und obwohl er meistens als Allwissender fungiert, steigt er ab und zu ins Geschehen ein und erklärt dem Leser, dass der dies oder jenes nicht wissen könne, er sei ja nicht dabei gewesen und so unglaubwürdig das auch ist, man kauft es ihm ab.

Wie in jedem realen Dorf, wird auch hier gestorben, aber selbst beim Sterben lässt sich der Autor einige ungewöhnliche Momente einfallen, die einen trotz des traurigen Anlasses schmunzeln lassen.

 

Peter Kiefer übertreibt, er überzeichnet, er persifliert, alles, um uns seine Personen näher zu bringen und das gelingt ihm. Ich schätze, Personen, die in Dörfern leben oder dort aufgewachsen sind, fühlen sich durch die Episoden im Buch an real existierende Menschen erinnert und denken mit ein wenig Wehmut an »die guten alten Zeiten« zurück, in denen der kurze Rock von Susi, der neue Freund von Ina, der aussieht wie ein Hippie und bestimmt Drogen konsumiert oder der plötzliche Gewichtsverlust von Herrn Schmidt, die wichtigen Themen waren.

 

Die Charaktere werden liebevoll gezeichnet, bei allen Macken, die sie haben, sind sie doch alle auch liebenswert. Man kauft ihnen ihre Taten ab. Ob das nun das alte Ehepaar ist, das sich nicht traut, öffentlich über Einbrecher zu berichten, die nichts klauen, oder das Mädchen mit den bunten Haaren, das lieber heute als morgen dem Dorf den Rücken kehren würde.

 

Dieses Buch ist kein Krimi mit diversen Cliffhangern, aber doch auf eine eigene Art spannend. Man möchte gerne wissen, wie alles ausgeht.

Ich habe es gerne gelesen und empfehle es daher weiter.

 

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Buch:

Landläufig

Die Welt hinterm Acker

Autor: Peter Kiefer

Taschenbuch, 188 Seiten

p.machinery, Juli 2021

Cover: Klaus Brandt

 

ISBN-10: 3957652545

ISBN-13: 978-3957652546

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B09BZLGWZ7

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Inhalt:

  • Frau Spatz

  • Heidelbeerkönigin

  • Zwischenwelt

  • Stern 89 oder vor dem Spiel ist nach der Torte

  • Eiszeit

  • Stausbergs Geschichten

  • Eingriff

  • Heißluftpudding oder wie das Vergessen die Erinnerung weckt

  • Kleine Fluchten

  • Frauentag


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Erstellt: 12.01.2022, zuletzt aktualisiert: 06.10.2022 19:28, 20504