Lange Zähne (Autor: Christopher Moore)
 
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Lange Zähne von Christopher Moore

Rezension von Carina Schöning

 

C. Thomas Flood, auch Tommy genannt, ist frisch aus Indiana nach San Francisco gezogen, um seinen großen Lebenstraum zu verwirklichen. Obwohl er aus einer klassischen amerikanischen Arbeiter-Familie kommt hat er Großes vor. Er will Schriftsteller werden. Selbstverständlich eine guter Schriftsteller und dazu gehören selbstverständlich diverse Erfahrungen wie halbverhungert in der Gosse liegen, verzweifelte und/oder verbotene Liebesbeziehungen, wilde Drogen ausprobieren etc. Solche Erfahrungen kann er ganz klar nur in der Großstadt erleben und so macht er sich mit neunzehn Jahre auf berühmt zu werden.

 

Dumm ist nur, dass er durch seine eher ländliche Herkunft und die naive und trotteligen Art sofort auffällt und ausgenutzt wird. Mithilfe des stadtbekannten Landstreichers „Kaiser“ bekommt er seinen ersten Job. Er darf in einem großen Supermarkt während der Nachtschicht eine Gruppe von Mitarbeiter, die von der Tagschicht nur freundlich „die Tiere“ genannt werden, mehr oder weniger überwachen. Neben diversen Sachen wie Bowling mit Tiefkühlgeflügel, Putzmaschinen-Rennen oder einfach nur Abhängen, kümmern sie sich um Nachbestellungen und das Auffüllen der Regale. Tommy darf nun jeden Abend die „Tiere“ unter Kontrolle halten.

 

Zur gleichen Zeit erwacht Jody Stroud nach einem Raubüberfall unter einem umgedrehten und stinkenden Müllcontainer. Außer einer etwas verbrannten Hand hat sie keinerlei Verletzungen und der Angreifer war sogar freundlich genug ein riesiges Bündel Geld in ihrer Bluse zu stopfen. Nach und nach dämmert es ihr jedoch, dass dieser Vorfall sie verändert hat: ihre Hand heilt sehr schnell, ihre Sinne sind schärfer und sie hat einen Heißhunger auf Blut – mit anderen Worten, sie ist ein Vampir.

 

Nach dem ersten Schock beginnt sie über die praktischen Aspekte des Vampirdaseins nachzudenken. Was fehlt ist nur eine eigene Wohnung und jemand, der sich um die Dinge kümmert die man tagsüber erledigen muss. Zufällig trifft sie nachts auf Tommy und nimmt ihn mit ins Hotel. Dieser ist ganz hin und weg von seiner neuen, hübschen Freundin und kümmert sich aufopferungsvoll um sie. Dass sie ein Vampir ist, stört ihn nicht wirklich. Im Gegenteil der Sex auf Blut ist grandios und er kann an ihr alle Theorien der großen Vampir-Schriftsteller wie Bram Stoker und Anne Rice ausprobieren.

Das gemeinsame Glück wäre perfekt, wenn Jody nicht eine merkwürdige Warnung erhalten hätte. Sie ist zwar praktisch unsterblich, kann aber immer noch getötet werden. Ihr „Erschaffer“ spielt mit ihr das bekannte Katz-und-Maus-Spiel und plötzlich häufen sich in ihrem Umkreis seltsame Morde mit blutleeren Leichen.

„Lange Zähne“ ist der etwas andere Vampirroman von Christopher Moore. Wie auch bei seinen vorherigen Romanen hat er wieder mal ein buntes Sammelsurium von skurrilen Personen und Begebenheiten erschaffen. Der Grundton ist dabei gewohnt ironisch und sarkastisch aber nie zu überzogen. Obwohl viele Minderheiten und Außenseiter der Gesellschaft durch-den-Kakao-gezogen werden, ist er nie ernsthaft beleidigend. Der Schreibstil ist gewohnt einfach und klar verständlich.

 

Im Mittelpunkt steht erstmal das naive Landei Tommy und seine Begegnung mit der Großstadt San Francisco inklusive aller Klischees. Zum zweiten Jody und ihr Vampirdasein. Die Erschaffung ist dabei eher nur Nebenpunkt, wichtiger ist vielmehr der Umgang und Alltag. Besonders witzig hat Moore die Kleinigkeiten rund um die Handlung ausgearbeitet. Wenn Tommy sich von einer Transvestiten-Wahrsagerin eine „fantastische“ Zukunft vorhersagen lässt oder mittels einschlägiger Frauenzeitschriften versucht raus zu finden wie Frauen „funktionieren“ ist das wirklich unterhaltsam. Auch die Supermarkt Mitarbeiter sind zwar allesamt eher stereotyp gezeichnet aber trotzdem sehr liebenswürdig und lustig. Ihre unkonventionelle Arbeitsweise und Moral sowie die vielen Weisheiten zum Thema Beziehungen gehören zum Besten des Romans. Auch die Querverweise zu den anderen Vampirromanen wie „Dracula“, „Fürst der Finsternis“ und „Interview mit einem Vampir“ sind sehr originell und witzig.

 

Die Ausstattung und Verarbeitung des Romans ist standardmäßig gut. Das Cover zeigt einen comichaften Fledermausflügel vor einem violetten Hintergrund.

 

Insgesamt ist „Lange Zähne“ ein sehr ironischer und kurzweiliger Roman, der besonders durch den Wortwitz rund um den Geschlechterkampf überzeugen kann. Obwohl zwar sehr viele bekannte Klischees ausgeschlachtet werden, gibt es genug originelle und frische Ideen im Roman. Freunde von humorvoller Fantasy und Vampirromanen können bedenkenlos zugreifen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426232648ffda270d
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Lange Zähne

Autor: Christopher Moore

Broschiert: 384 Seiten

Verlag: Goldmann (Juni 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442463866

ISBN-13: 978-3442463862

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 05.06.2007, zuletzt aktualisiert: 19.01.2023 14:14, 3979