Last Exile – Gesamtausgabe (DVD; Anime; FSK 16)
 
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Last Exile – Gesamtausgabe

Rezension von Christel Scheja

 

„Last Exile“ ist eine der wenigen Anime-Serien, die weder aus einem Manga entstanden, noch einen nach sich zogen. Die 26-teilige Serie lief bereits 2003 im japanischen Fernsehen, 2007 wurde die dann auf Animax ausgestrahlt und später von Panini Video veröffentlicht. Nun gibt Nipponart die ganze Saga in einer schön gestalteten Gesamtbox mit einem ausführlichen Booklet heraus.

 

Prestale ist eine Welt im normalen Sinne, sondern ein künstliches Sonnensystem, das aus den Planeten Anatoray und Dysis besteht, die in eine für Menschen atembare Atmosphäre eingebettet wurden. Die Welten wurden die Zuflucht der überlebenden Menschheit, die die Erde nach einer Klimakatastrophe verlassen mussten.

Eines Tages sollte diese – oder eben ihre Nachfahren auf riesigen Generationsraumschiffen, den sogenannten Exiles nach Hause zurückzukehren, doch dieses Wissen scheint längst vergessen zu sein. Nur noch die Gilde ist mit dem Erbe der Menschheit vertraut. Doch die technisch fortschrittlichere Gemeinschaft hütet eifersüchtig ihr Wissen, um die Machtposition, die sie mittlerweile errungen hat, nicht zu verlieren.

Aber es gibt immer wieder Menschen, die ihnen diese Position streitig machen oder einfach nur so abenteuerlustig sind, dass sie die Grenzen ihrer Welt überschreiten und die nur noch in Legenden angedeuteten Geheimnisse ergründen wollen. Ihnen ermöglicht „Claudia“ ein glühendes Mineral die Fortbewegung in Luftfahrzeugen, hält es diese doch auch ohne Flügel in der Luft.

Allerdings scheint das Wetterkontrollsystem, dass die Welten und ihre Sphäre bisher im Gleichgewicht gehalten hat, gestört zu sein, denn während Dysis immer mehr erkaltet und zu einer eisigen, lebensfeindlichen Einöde wird, herrscht auf Anatoray bereits Wassermangel. Und deshalb sind die Bewohner der immer mehr zur Wüste werdenden Welt nicht begeistert darüber, dass die Menschen von Dysis zu ihnen fliehen. Ein Krieg scheint unvermeidlich.

Vor diesem Hintergrund sind Claus Valca und Lavie Head aufgewachsen. Sie haben trotz ihres jugendlichen Alters bereits angefangen einen Luftkurierdienst aufzubauen und sind ausgezeichnete Van-Ship Piloten. Der Auftrag, ein kleines Mädchen zu ihrem Ziel zu bringen, verändert ihr Leben, den plötzlich scheint es die Gilde auf die beiden abgesehen zu haben. Ehe sie sich versehen, sind Heim und Schiff zerstört und sie selbst finden sich an Bord des Söldnerschiffes „Silvana“ und zwischen den Fronten erbitterter Auseinandersetzungen wieder.

 

Wie in vielen phantastischen Animeserien präsentieren die Macher hier einen munteren Mix aus Fantasy, Steampunk und Science Fiction. Während große Teile der auf den Zwillingswelten lebenden Menschen in eine Stufe ähnlich der Industriellen Revolution zurückgefallen sind, nur mobil durch die Luftschiffe, gibt es durchaus auch Gruppierungen, die auf viel weiter entwickelte Technik zurückgreifen können. „Die Gilde“ hält den Schlüssen zur Vergangenheit in den Händen, aber auch für die Zukunft der Menschheit. Aber um überhaupt erst einen Konflikt zu schaffen, geben die Verantwortlichen diesen natürlich nicht so einfach her. Das ist auch eines der Spannungselemente der Serie, das im Hintergrund immer präsent ist, die beiden jungen Helden aber erst einmal nicht belastet, die zwar am Anfang alles verlieren, was sie sich aufgebaut haben, es aber doch schaffen, sich in ihr neues Leben einzugewöhnen. Sie nehmen es eben, wie es kommt und sind der ruhende Pol der Geschichte, das Pärchen mit dem man sich identifizieren und mit dem man fiebern kann, verbindet sie doch mehr als die gleiche Leidenschaft. Immerhin waren schon ihre Väter Freunde, deshalb haben die Kinder auch beide gleichzeitig verloren, als diese es den Versuch gewagt haben, den „Großen Strom“ durchqueren zu wollen, hinter dem die großen Geheimnisse der Welt verbunden liegen.

Neben Klaus und Lavie gibt es natürlich noch jede Menge anderer Figuren, die ihren Teil in der Geschichte zu tragen haben. Alex Row ist eine weitere Schlüsselfigur. Als Kapitän des Söldnerschiffes „Silvana“ ist er zwar ein Oberst, gehört aber nicht der Armee an und kann ganz eigene Entscheidungen treffen. Deshalb stößt das Schiff auch immer wieder in Regionen vor, in denen es eigentlich nichts verloren hat. Aber da er für seine Crew immer da ist, stehen die Leute auch voll und ganz hinter ihm und folgen ihm auch auf dem Rachefeldzug gegen die Maestra der Gilde.

Mit Personen aus der Crew bekommen es die jungen Helden regelmäßig zu tun, so dass man als Zuschauer schon bald in ein lebendiges Umfeld hinein wächst, das gelegentlich auch für humorvolle Momente in der Serie sorgt.

Die großen Gegenspieler sind wohl die Angehörigen der Gilde, die ihre Geheimnisse und ihre Machtposition in Gefahr sehen und beides mit aller Gewalt verteidigen. Da sie auch bereit sind, über Leichen zu gehen, werden sie um so schwerer einschätzbar. Das gilt in besonderem Maße für die eiskalte Delphine, die gerne auch schon einmal die Adligen der Welten gegeneinander ausspielt und auf die meisten Bewohner der Welten verächtlich herab blickt.

Jede der Episoden bietet eine in sich geschlossene kleine Geschichte – dennoch werden die Fäden im Hintergrund ordentlich weitergeführt. Actionfans kommen durch die Luftkämpfe und Wettrennen voll auf ihre Kosten, die immer wieder stattfinden.

Insgesamt ist die Serie doch etwas ruhiger als vergleichbare Geschichten, nehmen sich die Macher doch auch ordentlich Zeit, um den wichtigen Figuren einiges an Profil und Leben zu geben und den Hintergrund auszuarbeiten, so dass die Geschichte ihre ganzen Möglichkeiten entfalten kann und nicht auf der Hälfte stehen bleibt.

In der Animation herrschen erdige Pastellfarben vor, um den organischen und manchmal auch etwas archaischen Eindruck zu verstärken, der durch die Steampunk-Elemente entsteht. Auch fühlt man sich in der warmen Atmosphäre der „Silvana“ und seiner Leute weitaus wohler als in der kalten Umgebung und den klaren eisigen Farben, die von der Gilde bevorzugt werden.

Die Zeichnungen sind vielleicht nicht immer klar, aber die gelegentlichen Unschärfen vertiefen auch die Atmosphäre. Figuren und Hintergründe sind gefällig dargestellt, wirklich hässliche Monster gibt es eigentlich gar nicht zu sehen. Auch die Luftschiffe lassen eine gewisse Jugenstil-Ästhetik nicht vermissen. Ansonsten entsprechen Bild und Ton der Zeit, in der die Serie entstand. An Extras fällt vor allem das ausführliche Booklet auf, das eigentlich mehr einem Artbook gleicht. In ihm werden die Figuren und Schiffe, aber auch diverse Hintergründe und Geheimnisse genauer vorgestellt.

 

 

Fazit:

 

„Last Exile“ist eine Serie, die mehr als nur Action bietet. Gerade wer die Mischung aus Steampunk und Science Fiction, gepaart mit einem Hauch mystischer Fantasy mag, wird zum Zuge kommen, denn die Macher nehmen sich sehr viel Zeit, die Figuren auszuarbeiten und mehr als nur vordergründige Spannung zu schaffen. Man merkt der Geschichte in jeder Episode nämlich auch mehr an, wie komplex der Hintergrund eigentlich ist – und das macht die in sich geschlossene Saga durchaus auch für die Genrefans interessant, die vor allem eine gut ausgearbeitete, atmosphärische Story mögen.

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DVD:

Last Exile – Gesamtausgabe

Regisseur(e): Koichi Chigira

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch, Japanisch

Untertitel: Deutsch

Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1

Anzahl Disks: 6

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

Studio: Nipponart

Erscheinungstermin: 11. September 2015

Produktionsjahr: 2003

Spieldauer: 650 Minuten

ASIN: B00Y47BW3O

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024121402325021278bdc
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Erstellt: 29.09.2015, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 14120