Le Chevalier D´Eon, Vol. 03 (DVD)
 
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Le Chevalier D´Eon, Vol. 03 (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

So exotisch und fremdartig, wie die Geschichte und Kultur Japans oder anderer ostasiatischer Länder auf Bewohner der westlichen Welt wirken, so ist auch aus deren Sicht das ferne Europa und seine Vergangenheit eine Welt wie aus dem Märchen, in dem sich Fiktion und Wirklichkeit vermischen. Ausdruck findet das vor allem in Animes und Mangas.

Anstatt ungewöhnliche Fantasywelten zu erfinden, in denen sie erst eine Menge erklären müssen, wildern japanische Mangaka lieber in den Epochen der europäischen Geschichte und erzählen sie auf ihre Weise.

Einen besonderen Reiz scheinen dabei Länder wie Frankreich oder Deutschland-Österreich auszuüben. Schon so berühmte Serien wie „Lady Oscar“ spielen in dem Land, das für die Japaner der Inbegriff für Kunstsinnigkeit und Eleganz ist. Barock und Rokoko, aber auch das 19. Jahrhundert bieten zudem die Möglichkeit verspielte Kulissen, Kleidung und Frisuren zu zeichnen.

 

Le Chevalier D’Eon basiert auf historischen Begebenheiten des 18. Jahrhunderts in einer Epoche zwischen Absolutismus, Aufklärung und Revolution, sowie einem Mann, der tatsächlich zu jener Zeit gelebt hat. Charles-Genevieve-Auguste-Andre-Timothee Eon de Beaumont (1728-1810) diente tatsächlich im Geheimdienst von Ludwig XV..

Einer seiner Aufträge führte ihn tatsächlich in das Russland der Zarin Elisabeth, wo er in der Verkleidung einer Frau - Lia de Beaumont - auftrat. Da er offensichtlich sehr androgyn wirkte, hielt man ihn auch später immer wieder für eine Frau. Und das wurde zu einem der zentralen Elemente in der hier präsentierten Geschichte.

 

Der junge Eon de Beaumont ist gerade erst als Höfling an den Hof Ludwigs XV. beordert worden, als ihn eine schreckliche Nachricht. Auf der Seine ist ein Sarg geborgen worden, in dem seine Schwester Lia liegt, die eigentlich als Diplomatin an Zarin Elisabeths Hof in Russland hätte weilen.

Spuren weisen darauf hin, dass sie ermordet wurde. Beseelt von den Wunsch, den Täter zu finden und Rache zu nehmen, schießt sich Eon der Geheimpolizei des Königs an, obwohl er eigentlich kein Mann des Schwertes sondern eher der Feder ist. Er versteht zunächst selbst nicht, was mit ihm los ist, doch dann findet er mit Hilfe der Königin heraus, dass er vom Geist seiner Schwester besessen ist. Wann immer er in Bedrängnis ist, erwacht sie in ihm und übernimmt seinen Körper, um ihn zu schützen, denn sie war eine begnadete Schwertkämpferin.

Zusammen mit Robin, dem klugen Pagen der Köngin, dem edlen Ritter Durand und seinem Lehrmeister Teillagory sucht er nach Hinweisen und Zeugen. Sie stoßen auf eine groß angelegte Verschwörung, die sogar noch über die Grenzen Frankreichs hinaus zu reichen scheint und von einer geheimen Gruppe gelenkt wird, die sich „Die Dichter“ nennen. Denn neben dem Duc D’Orleans oder dem Grafen de St. Germain ist auch ein russischer Pelzhändler namens Boronzow in den Tod Lias verwickelt. Leider gelingt es ihnen nicht, Beweise zu finden, der Russe entkommt ihnen schließlich sogar.

Deshalb befiehlt der König den vier Helden nach Russland zu reisen. Allerdings wird Frankreich jede Verbindung zu ihnen leugnen, wenn sie mit der dortigen Obrigkeit Ärger bekommen. Der Auftrag könnte also zu einer Mission werden, die zu ihrem Tod führen könnte.

Dennoch lassen sich Eon de Beaumont und seine Freunde nicht abschrecken oder von Furcht lähmen. Denn sie wissen, das sie nur im Osten Antworten auf ihre Fragen finden können. Jedoch steht schon die Reise unter einem schlechten Stern. Sie haben das Gefühl verfolgt zu werden und müssen sich eines Nachts Hunden stellen, die durch magische Zeichen zu reißenden Bestien wurden. Ein reisender Alchimist, der Comte di Caligostro, scheint seine Finger mit ihm Spiel zu haben.

Er ist auch anwesend, als sie nach langer Reise St. Petersburg erreichen und um eine Audienz bei der Zarin bitten. Doch auch dort geraten sie mitten in ein Netz aus Intrigen. Eine geheimnisvolle verschleierte Frau taucht auf, um sie vor einem Attentat zu warnen, das auf die Zarin verübt und ihnen in die Schuhe geschoben werden soll.

Nun ist guter Rat teuer.

 

Auch wenn die Geschichte auf den ersten Blick nah an der Wirklichkeit bleibt, so merkt man bei genauerem Hinsehen doch, dass nicht nur Details für die Handlung passend hingebogen wurden, sondern auch historische Personen etwas anders handeln als man es gewohnt ist. Zarin Elisabeth war mit Sicherheit nicht die Menschenfreundin als die sie der Anime in den Folgen 7-9 darstellt. Auch Katharina die Große, die hier noch als Prinzessin Ekaterina auftaucht hat nicht so viele revolutionäre Ideen gehabt.

Dennoch hat man sich Mühe gegeben, den Stil und die Mode jeder Zeit einzufangen und mit einer halbwegs komplexen Geschichte zu verquicken. Denn auch wenn die Reise nach Russland einige Fragen in Bezug auf Lia beantwortet, so wirft sie doch wieder neue auf. Warum kann sie ihren Mörder, der vermutlich ein Verräter aus den eigenen Reihen der Geheimpolizei ist nicht nennen? Und was hat es mit der geheimnisvollen Frau auf sich, die den Comte di Caligostro begleitet und auf deren Haut immer wieder königliche Psalmen erscheinen?

Dafür wissen die Helden jetzt, daß Zarin Elisabeth und Lia eng miteinander befreundet waren und Eons Schwester einiges in Russland bewirkt hat. Aber ist das der einzige Grund aus dem sie sterben musste?

Der Anime ist von ungewöhnlich düsterer Stimmung und nichts für Kinder. Da einige Kampfszenen etwas blutig sind und der mystisch-historische Überbau etwas komplexer ist als gewohnt, wendet er sich vor allem an ältere Zuschauer, die den kryptischen Andeutungen eher folgen können und vielleicht schon mit einigen Namen in Berührung gekommen sind. Denn die Autoren spielen ungeniert mit Figuren wie dem Comte di Caligostro und dem Grafen St. Germain, die ohnehin vom Glanz des Übernatürlichen und Verruchten umgeben sind und teilweise in die Dichtung eingingen. Wer Geschichte mag und einen Hang zum Düsteren hat, wird jedenfalls seinen Spaß an den Andeutungen haben. Interessant, spannend und abenteuerlich ist die Serie allemal.

Insgesamt vierundzwanzig Teile umfasst die Serie „Le Chevalier D’Eon“, die von OVA-Films auf insgesamt 8 DVD’s mit jeweils drei Episoden herausgegeben wird. Das mag auf den ersten Blick teuer erscheinen ist aber aufgrund der aufwendigen Synchronisation und der geringeren Auflage verständlich. Leider sind die Extras sehr spärlich, nur eine kleine Bildergalerie findet sich auf der DVD, keine weiteren Informationen zu Hintergrund und Leuten, die man problemlos auch als Texttafeln hätte liefern können. Dafür sind die Innenseiten des DVD-Covers mit einer Vorstellung der unterschiedlichen Figuren versehen.

 

Le Chevalier d’Eon gehört zu den interessanten Neuerscheinungen des deutschen Marktes. Der komplexe, sorgfältig ausgearbeitete Hintergrund beweist zusammen mit der stimmig gestalteten und spannenden Abenteuerhandlung, dass Animes nicht nur etwas für Kinder sein müssen, sondern auch einem erwachsenen Publikum kurzweilige Unterhaltung bieten können, die unter Umständen süchtig macht. Denn am Ende möchte man doch irgendwie wissen, wie es weiter geht.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328182047be4904d4
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DVD:

Le Chevalier D´Eon, Vol. 03

DVD 3 von 8, Folgen 7-9

Nach dem Manga von Tow Ubukata

Regisseure: Kazuhiro Furuhashi, Hideki Ito, Hideyo Yamamoto, Hiroyuki Kanbe, Itsuro Kawasaki

Bildformat: 16: 9

Synchro: dt. & jap. (DD 5.1 + dts dt. , DD 5.1 jap.), Untertitel: dt

Spieldauer: ca. 90 Min (3 Episoden a 30 min)., 1 DVD

Extras: Bildergalerie

FSK: 16

OVA-Films, Alive - Vertrieb und Marketing/DVD, erschienen 25. Jan. 2008

ASIN: B0010VJYOG

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 31.01.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 5745