Le Chevalier D´Eon, Vol. 5 (DVD)
Filmkritik von Christel Scheja
So fremdartig und phantastisch die japanische Geschichte und Mythologie auf uns Europäer wirkt, besteht auch der umgekehrte Fall. Die Erschaffer von Mangas und Animes lassen sich gerne von historischen Ereignissen und Entwicklungen in der alten Welt inspirieren. Besonders hat es ihnen dabei offensichtlich die französische Geschichte angetan. Zwischen der kunstsinnigen Dekadenz des Barock oder Rokoko bis zu den dramatischen gesellschaftlichen Umwälzungen der Revolution sind viele Abenteuer angesiedelt nicht zuletzt die 52-teilige Serie „Lady Oscar“.
„Le Chevalier D’Eon“ ist etwa zwanzig bis dreißig Jahre vor der Französischen Revolution angesiedelt. Insgesamt vierundzwanzig Teile umfasst die Serie, die von OVA-Films auf insgesamt 8 Silberlingen mit jeweils drei Episoden herausgegeben wird und von denen nun die fünfte DVD vorliegt.
Frankreich in der Mitte des 18. Jahrhunderts: Auch wenn es hinter den Kulissen bereits ordentlich gärt, so scheint die Welt des Adels doch noch immer in Ordnung zu sein. Dafür sorgen unter anderem auch König Ludwig XV. und eine Schar auserwählter, besonders treuer Ritter, die einigen merkwürdigen Geschehnissen auf der Spur sind.
Ihnen angeschlossen hat sich vor einiger Zeit der junge D’Eon de Beaumont. Seit dem Tod seiner Schwester Lia, die er in einem Sarg in der Seine treibend gefunden hat, trägt er ein düsteres Geheimnis mit sich herum. Denn ihr Geist ist in ihn gefahren und sucht nun Rache an denen, die sie umgebracht haben. Zudem will sie einen Auftrag beenden, den sie erst kurz zuvor begonnen hat.
Die „Königlichen Psalmen“ ein mythisches Geheimnis von großer Macht und Bedeutung sind in die Hände der „Dichter“ geraten, einer Geheimgesellschaft, die die feudale Ordnung stürzen und selbst die Macht übernehmen will. Wenn sie die gestohlenen Schriften entschlüsseln können ist alles verloren.
D’Eon reist auf Lias Spuren und erlebt dort einen intrigenreichen Machtwechsel mit. Dort finden er und seine Freunde aber auch erste Hinweise auf den Verbleibt der „Königlichen Psalmen“ und der Natur ihrer Feinde. Da ihnen der Graf von St. Germaine und der schmierige Alchimist Caligostro immer einen Schritt voraus sind, kehren sie unverrichteter Dinge nach Westeuropa zurück.
Dort scheint man sie bereits zu erwarten, denn die Helden müssen nicht nur den Zorn ihres Königs fürchten, sondern auch Angriffe durch die Dichter, die inzwischen mehr über das, was in D’Eon schlummert, heraus gefunden haben.
Und nicht zuletzt scheint auch Maximilien Robbespiere seine eigenen Pläne mit den „Königlichen Psalmen“ zu haben. Auch wenn er D’ Eon de Beaumont und seinen Freunden Durant, Teillagory und Robin schon einmal geholfen hat, so scheint er doch auch kein Freund zu sein. Und schließlich müssen sich die Helden mit Verrat in den eigenen Reihen auseinander setzten.
Eines sollte man sich bei „Le Chevalier D’Eon“ immer vor Augen halten. Die Geschichte benutzt lediglich historische Persönlichkeiten wie König Ludwig XV., Zarin Elisabeth von Russland, Maximilien Robespierre oder Ereignisse wie die Machtübernahme von Katharina der großen, interpretiert diese auf eigene und sehr freie Weise.
Die politische Lage Europas in den Jahren vor den großen Revolutionen dient eigentlich nur als stimmungsvoller Hintergrund für den mystischen Kampf zwischen den Rittern des Königs und den Dichtern. Nach und nach ahnt man, dass vermutlich noch mehr Gruppen im Ringen um die „Königlichen Psalmen“ und ihr Geheimnis ihre Finger im Spiel haben, denn Maximilien Robespierre zeigt sich erstmals in einem ganz eigenen Licht und greift offen in den Kampf ein,
D’Eon und seine Freunde Wissen im Moment nicht so recht wie sie sich verhalten sollen, denn jeder scheint ihr Feind zu sein. Nur eines schält sich für den jungen Adligen immer mehr heraus. Ihm und Lia kommt in dem Kampf um die Macht eine größere Rolle zu als gedacht, und Lia scheint durchaus zu wissen, welche.
Auch wenn letztendlich nicht ganz so viel geschieht, so werden in diesen Folgen doch die Weichen für den Showdown gestellt. Die Gegenspieler jedenfalls sammeln ihre Kräfte und die Helden bekommen erstmals eine Ahnung, wie schwierig ihre Aufgabe wirklich ist.
Wie auch schon in den ersten Folgen verzichtet weiterhin auf Anachronismen und achtet sehr auf die historisch passende Atmosphäre. Die Stimmung des Animes selbst wird immer düsterer und unheilvoller.
Man schreckt auch vor makaberen Details wie explodierenden Köpfen nicht zurück, um die Macht der Gegner zu demonstrieren, und am Ende sind die Helden völlig demoralisiert, weil sie einen aus ihrer Mitte verloren haben.
Die Handlung spart indes nicht mit kryptischen Andeutungen und verzichtet gänzlich auf auflockernde Gags, genau so wie die Farben eher in gedeckten Tönen gehalten werden, um die Stimmung noch zu verstärken. Erneut sind die Animationen von hoher Qualität und wissen durch dynamisch animierte Kampfszenen und dramatische Bilder zu überzeugen.
Und diesmal enthalten die DVD’s erstmals einen größeren Bonus, Künstler Tow Ubukata plaudert über den Manga und seine Umsetzung in einen Anime, Regisseur Kazuhiro Furuhashi über die Arbeiten an der Serie.
„Le Chevalier D’Eon“ richtet sich an ein erwachsenes Publikum, dass eine spannende Geschichte vor historischer Kulisse und ohne Albernheiten schätzt. Durch den komplexen Hintergrund und die ausgezeichneten Animationen gehört die Serie zu den interessanten Neuerscheinung des Jahres, daran hat sich auch mit der fünften DVD nichts geändert.
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