Liber Cantiones
 
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Liber Cantiones

Rezension von Karl-Georg Müller

 

 

Gut 900 Gramm schwer und 372 Seiten dick, solide mit Fadenheftung gebunden, zwei Lesebändchen versehen und im ungewohnten Format Groß-Oktav gestaltet – ein kleiner, tiefroter Ziegelstein, der stabil in der Hand liegt, bereit zum Aufschlagen und Schmökern. Wie es sich für ein echtes Zauberbuch gehört ...

 

Den Grundstock dieses ergänzenden Regelbuches bildet das gleichnamige, 194 Seiten starke Heft aus der Schachtel „Zauberei & Hexenwerk.“ Aber, um eine vielleicht aufkeimende Unzufriedenheit gleich zu dämpfen: die Übernahme erfolgte nicht 1 : 1, es handelt sich als zumindest um eine modifizierte Ausgabe. Nein, mehr noch, es wurde gleich Inhalt obendrauf gesattelt, damit sich ein Kauf des Buches lohnen kann.

 

Doch zuerst einmal wurden alle aventurischen Zaubersprüche aus dem Ursprungsband übernommen; das zu erwähnen, ist beinahe überflüssig. Weil jedem einzelnen Zauber eine komplette Seite eingeräumt wurde (oder mehr, denn die Schreibungen sind zum Teil etwas länger geraten), hangelt sich dieser Abschnitt des Bandes bis zur Seite 298, beansprucht also einen großen Teil des Inhalts. Das erprobte „Listenschema“ aus den Vorgängern wurde natürlich beibehalten, einen Grund zu einer Änderung gibt es bei Altbewährtem nicht.

 

In hellroter Schrift lesen wir daher in einem wiederkehrenden Rahmen den Namen des Zaubers, gefolgt von den Standards: Probe, Technik, Zauberdauer, Wirkung, Kosten, Zielobjekt, Reichweite, Wirkungsdauer, Reversalis, Antimagie, Merkmale, Komplexität sowie Repräsentationen und Verbreitung. Weil die Gesamtheit dieser Angaben auf einer Seite zentriert zusammengehalten wird, erübrigt sich ein leidiges Blättern innerhalb einer einzelnen Zauberbeschreibung. Das ist angenehm. Bemängeln möchte ich die sehr klein geratene Schriftgröße, noch dazu in einer sich wenig abhebenden Farbe, die das Lesen bei Kerzenlicht oder bei schlechter Lichtquelle zu einem mühseligen Unterfangen macht. Hier musste Stil leider mit einem Verlust an praktischer Nutzbarkeit erkauft werden.

 

Dafür wurden die Zaubersprüche aus „Zauberei & Hexenwerk“ gleich dort überarbeitet, wo es notwendig war. Die durchgeführten Änderungen sollen baldigst gesammelt auf der FanPro-Homepage nachzuschlagen sein. Zumindest ein paar behutsame stilistische Änderungen sind mir aufgefallen. Was aber wichtiger ist: Zauber wie „Odem Arcanum“ wurden deutlicher formuliert, der Text zu „Wirkung“ erweitert und damit verständlicher. Solche Korrekturen, die nicht zuletzt auch aus der Resonanz der DSA-Spielergemeinde resultiert, bieten sich an, wenn ein Buch derart neu gestaltet aufgelegt wird.

 

Bis Seite 299 präsentiert das Buch also nicht grundlegend anders als die Boxausgabe. Danach jedoch werden als Neuerung die „Rituale der magischen Traditionen“ zusammengefasst. Dazu zählen die Druiden- und Geodenrituale, Elfenlieder, die Hexenflüche und Vertrautenzauber, die Stabzauber und die Kristallkugel, die Schale der Alchimie, die magischen Tänze sowie die Rituale der Kirstallomanten, Derwische, Tierkrieger aus Gjalskerland und die der Zibiljas. Der Vorteil dieser Aufreihung magischer Spezialitäten ist ohne Frage ihre problemlose Verfügbarkeit. Wenn ich als Spieler eines zauberkundigen Charakters etwas aus dem Themenkreis „Zauberei“ nachschlagen möchte, dann finde ich als Tierkrieger mein „blut des Odún“ auf Seite 342 und die Hexengefährtin ihr „Gemeinsam Fluchen“ auf Seite 318.

 

Das separate „Liber Cantiones“ hat somit speziell für den Spieler unbestreitbare Vorteile, denn mit den Regeln muss er sich nicht immer beschweren, diese Last kann auch – zumindest präferiere ich als Spieler dies so – der Spielleiter sich alleine aufbürden. Als Spieler möchte ich Zauber sprechen, für Regeldiskussionen ist mir die Zeit zu schade. Also gucke ich ins „Liber Cantiones“, wenn mir der rechte Zauber nicht über die Lippen kommen will, weil ich bei der Fülle meiner Fähigkeiten (als Spielfigur, leider) nicht jedes Mal die richtige „Wirkung“ präsent habe.

 

Ein nettes, wenn auch kostspieliges Schmankerl hat sich FanPro noch vorbehalten: es gibt mehr als eine Handvoll Variationen des „Liber Cantiones“. Die einfache, aber ohne Abstriche haltbare und ansehnliche Ausgabe mit Kunstleder-Einband kostet 35,00 Euro; sie genügt wirklich, wenn man nicht ein wenig Stil in die Sache bringen will. Dann bietet sich entweder die 150,00 Euro teure Version mit einem aus echtem braunem Leder gefertigten Einband an, gedruckt auf besonders dickem, pergamentartigen Papier und mit Buchecken aus Metall bestückt. Oder gleich noch 100,00 Euro mehr gelöhnt – wofür es aufwendig verzierte Buchecken und eine metallene Buchschließe in die Hand gibt. Zusätzlich wird in das Buch ein Vorsatzblatt mit individuellem Text eingearbeitet.

 

Ganz schön teuer – es geht noch eine Klippe höher: Unter www.jf-artworks.de bietet der Künstler Jörg Schröder seine Luxusausgaben des „Liber Cantiones“ an, die drei möglichen Ausführungen reichen von schlicht für 333,00 Euro bis luxuriös zu 666,00 Euro. Das schaut dann aber wirklich sehr elegant und echt aus. Über die Notwendigkeit, sich eine derart noble Ausgabe in das sicher eigens dafür geschaffene Bücherregal zu stellen, mag sich jeder selbst seine Gedanken machen.

 

Wie sich ein Buch wie „Liber Cantiones“ generell schlecht empfehlen lässt oder davon kaum abzuraten sein kann. Der Nachteil ist eindeutig der zusätzliche Preis, den man beim Händler, wenn man „Zauberei & Hexenwerk“ bereits sein eigen nennt. Im Grunde ist die einfache Ausführung deshalb bereits „Luxus“, zusätzliches, aber aus spieltechnischen Gesichtspunkten eher überflüssiges Beiwerk. Aber manchmal ist Luxus auch angenehm, und die Gründe dafür habe ich zuvor aufgezählt. Schön aufbereitet ist es allemal, gut zu handhaben und sehr präsentabel. Wer ein paar Euro über hat oder noch einen Geschenkwunsch frei, der sollte ruhig Gewissens mit dem „Liber Cantiones“ liebäugeln. Zauberfreunde werden den Besitz des Buches nicht bedauern.

 

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Hinweis:

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH,

www.fanpro.com und www.f-shop.de

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261950198fd0000f
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Liber Cantiones

System: DSA

Autor: Don-Schauen, Florian

Gebundene Ausgabe - Fantasy Production

Erscheinungsdatum: Oktober 2004

ISBN: 3890642985

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 16.07.2005, zuletzt aktualisiert: 13.02.2015 11:16, 622