MADs Meisterwerke: Superhelden Band 1 1953-2004
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Superhelden sind eigentlich komische Gesellen. Sie retten mit erschreckender Regelmäßigkeit die Welt und tragen dabei Kostüme, die sich durch grellbunte Farben, Strumpfhosen sowie unpraktische Capes auszeichnen und eher für den Karneval als für die Superschurkenbekämpfung geeignet scheinen. So ist es eigentlich auch kein Wunder, dass das Satiremagazin MAD bereits früh diese Heroen genüsslich durch den Kakao gezogen hat. Der für Superheldencomics bekannte Verlag Panini hat nun mit „MADs Meisterwerke: Superhelden Band 1 1953-2004“ die besten Parodien aus einem halben Jahrhundert zusammengefasst.
Es geht gleich gut los. Die stilechte Einleitung des Sammelbands bildet nämlich ein knapp zweiseitiges Vorwort von Adam West. In diesem nimmt der ehemalige Batman-Darsteller nicht nur das Superheldengenre, sondern auch seine Rolle als dunkler Rächer gehörig auf die Schippe. Danach folgen gut 90 – mal kürzere, mal längere, aber durchgehend chronologisch geordnete – Comic-Strips von zahlreichen Autoren und Zeichnern, bei dem vor allem bekannte DC- und Marvel-Superheroen verulkt werden.
Bnei den frühen Superhelden-Parodien sind vor allem die Geschichten von Harvey Kurtzman lesenswert. Der legendäre Gründer von MAD – der von der New York Times immerhin als „eine der wichtigsten Personen Amerikas nach dem Krieg“ geadelt wurde, widmet sich mit „Superduperman“ satirisch der Doppelexistenz von Superman und Clark Kent - bzw. von Superduperman und Clark Flent. Gleichzeitig zeigt er, wie schwer es auch für Superhelden sein kann, eine freie Telefonzelle zu finden. Bei „Bat Bub und Rubin“ stehen der unerschöpfliche Bat-Gürtel und eine überraschende Auflösung im Zentrum. Der dritte Streich - „Woman Wonder“ wirkt besonders modern, da den Figuren – Jahrzehnte vor „Deadpool“ - klar ist, dass sie in einem Comic spielen. So weigert sich der Superschurke etwa wegen frappierender Logiklücken in der Handlung einfach zwischendurch weiter mitzuspielen und tritt aus dem Panel: Großartig!
Zeichnerisch sind besonders die Werke von Mort Drucker eine Augenweide. Der mit dem Reuben Award als „Outstanding Cartoonist of the Year“ ausgezeichnete Künstler konzentriert sich auf die optische Parodie von Superheldenauftritten in TV und Kino. Dabei trifft er in Comics wie „Blöd-Man“, „Supermentos“, „Supermentos 2“, „Puperman III“, „Bratpfann“ oder „Bettmän kehrt zurück“ die jeweiligen Schauspieler unglaublich gut und absolut lebensecht. Das gelingt keinem seiner Nachfolger durchgehend auf diesem hohem Niveau, auch wenn Zeichner Tom Richmond später mit seinen herrlich übervollen Panels – beispielsweise in „Nix-Men 2“ - recht dicht dran ist. Überhaupt gehören die Parodien von Superheldenfilmen zu den unterhaltsamsten Beiträgen. Ein gutes Beispiel dafür ist „Bett-Pfann & Pop-Ihn“ in dem sich Mort Drucker – endlich auch in Farbe – dem Film „Batman & Robin“ widmet. Hier sind auch die guten Ideen von Autor Arnie Kogen hervorzuheben, der unter anderem Clooney („Wenn ich dir gegeben habe, was Du brauchst, wirst Du in der Notaufnahme enden“), Schwarzenegger („I werd di TERNINIEREN, Bazi“) & Co im Comic mit ihren berühmten Film- und Serienrollen spielen lässt.
Lobend gilt es auch noch die Arbeit von Panini zu erwähnen. Denn während die 2011 erschiene US-Ausgabe des Sammelbandes nur 176 Seiten umfasst, bietet die deutsche Version fast 100 Seiten mehr und wirkt zudem hochwertiger. Hier finden sich auch Beiträge der deutschen MAD-Redaktion, von denen zwar nicht alle´komplett überzeugen, aber viele zumindest zum Schmunzeln anregen.
Insgesamt schwankt das Niveau und die Qualität der Gags immer wieder stark. Das hat allerdings den Vorteil, dass nicht nur Freunde des Brachialhumors, sondern auch Fans von versteckten Anspielungen und fein konstruierten Gags auf ihre Kosten kommen. Auch wenn ein Witz mal nicht zündet, kommt häufig schon so schnell die nächste gelungene Idee, dass einzelne humoristische Rohrkrepierer schnell vergessen sind.
Fazit:
Allen Comic-Fans, die nur im Entferntesten etwas mit dem typischen MAD-Humor anfangen können, sei die hervorragend gemachte Ausgabe „MADs Meisterwerke: Superhelden Band 1 1953-2004“ wärmstens empfohlen – oder um den Mann mit der blauen Strumpfhose und dem „S“ auf der Brust zu Wort kommen zu lassen: „SUPERDUPER!“
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