Märchenwälder, Zauberflüsse (Abenteuer)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Märchenwälder, Zauberflüsse (Abenteuer)

Reihe: DSA

Rezension von Christel Scheja

 

„Märchenwälder, Zauberflüsse“ ist nicht die erste Sammlung mit märchenhaft-phantastischen Abenteuern, denen sich die Helden und ihr Meister stellen müssen. Vor einiger Zeit erschien bereits mit „Verwunschen und Verzaubert“ eine ähnliche Zusammenstellung, in der man es mit Feen und Dschinnen, mystischen Wäldern und unheimlichen Orten zu tun bekam, die einem manchmal seltsam vertraut vorkamen.

Hier haben regionale Legenden durchaus einen wahren Kern und eine magische Komponente. Denn wo, wenn nicht in einer Fantasywelt kann man die mystische Verzauberung von Märchen lebendig machen?

Und sie bieten den Spielern, wie auch ihren Helden neben den epochalen und zumeist eher nüchternen Abenteuern, die sie sonst erleben auch einmal eine Abwechslung. Hier müssen sie anderen Dingen vertrauen als nur ihrem Schwertarm und der Kraft ihrer Zauberkunst, denn manchmal ist es wichtig, sich an die Erzählungen der Alten zu erinnern und Dinge mit den Augen eines Kindes zu sehen.

 

Das dachten sich auch die Autoren des Bandes, der von Momo Evers zusammengestellt und redaktionell betreut wurde. Michael Masberg entführt die Helden in „Der Baum und das Mädchen“ nach Maraskan. Die Insel ist ohnehin schon mit der Aura des Wunderlichen und Fremdartigen versehen, hier geht es noch einen Schritt weiter. Die zwölfjährige Mahabjida aus Sinoda wird bei einem Besuch von Verwandten im Binnenland von einem Schlangenmenschen angefallen und dabei schwer verletzt. Sie erliegt den Wunden und dem Gift, ist jedoch nicht wirklich tot, denn Boron hat sie aus irgend einem Grund noch nicht in seine Hallen gelassen. Die Menschen vertreiben sie aus Angst. Als höchst ungewöhnliche Untote findet Mahabjida Zuflucht in den Ruinen von Krak’Karabab, wo sie die Helden finden, die schon von ihrem grausigen Schicksal gehört haben. Und nun ist es an ihnen, ob sie dem Mädchen helfen wollen, zum Lebensbaum im Herzen Maraskans zu gelangen, damit sie durch eine seiner Früchte geheilt wird, oder sie weiter dem langsamen aber sicheren körperlichen Verfall preisgeben.

Matthias Freund führt in „Der letzte Wunsch“ in einen der verfallenen Magiertürme des sagenhaften Elem. Vier zaubermächtige Geschwister hatten sich dort den elementaren Künsten verschrieben und nach ihrem Tod ihre wichtigsten Diener zurückgelassen. Auch die Dschinnis möchten Ruhe finden, aber sie werden durch ein ungewöhnliches Artefakt daran gehindert. Es ist nun an den Helden, dieses zu zerstören, wenn sie erst einmal die Gefahren überwunden haben, und in den Turm gelangt sind. Denn nur so können sie die Schätze für sich gewinnen und lebend davon kommen.

Gefühle machen keinen Halt vor Standesgrenzen oder Größe. Das müssen die Helden in „Riesige Liebe“ von Sebastian Thurau erfahren, als sie im Bornland mitten in ein geradezu märchenhaftes Drama geraten. Die Liebe zwischen Firnjascha, einer Maid aus dem Volke, und dem Bronnjarensohn Tuljoff ist eigentlich gegen die festgefügte Standesordnung. Glücklicherweise ist der altgediente Haudegen Ruschjew auf ihrer Seite und deckt so manches geheime Treffen. Trotzdem sind die beiden sich nicht sicher, ob sie auch den letzten Schritt wagen und gemeinsam fortgehen wollen.

Da beschließt der mitfühlende Riese Milzenis, der das Drama schon eine ganze Weile beobachtet hat, nachzuhelfen und entführt Firnjascha vor den Augen ihres Geliebten. Die Fee Glawaschanja versetzt sie in einen tiefen Schlaf, aus dem sie nur mit dem „Kuss der wahren Liebe“ geweckt werden kann.

Tuljoff macht sich natürlich auf den weg - und verschwindet. Und nun ist es an den bisher unbeteiligten Helden, den Sohn der Bronnjarin wiederzufinden und das Rätsel zu lösen. Dabei bekommen sie es nicht nur mit dem Riesen und der Fee, sondern auch übellaunigen Waldschraten zu tun.

Was ist mit den Wehrheimer Hämmerlingen geschehen, den hilfreichen Kobolden, die vorher so manchen tüchtigen Schmied in der nun durch Galotta im „Jahr des Feuers“ zerstörten Stadt unterstützt haben? Die Helden bekommen in „Eichhornschweif und Schmiedeschürze“ von Uli Lindner den Auftrag, Gerüchten nachzugehen, denen zufolge aus den Ruinen wieder das typische Hämmern klingt. Als sie dort ankommen fängt das Abenteuer erst an, denn die reiselustigen Kobolde haben ihren eigenen Kopf und wollen sich nicht einfach nur nach Gareth schaffen lassen. Und so beginnt eine gefährliche Irrfahrt durch die Wildermark und Teile der Schwarzen Lande.

In „Falkenherz“ von Michael Masberg erkunden die Helden auf Geheiß eines Barons den Wahrheitsgehalt einer alten Legende. Sie sollen überprüfen, ob es sich tatsächlich um den sagenumwobenen „Trutstein“ handelt, von dem er durch einen reisenden Spielmann gehört habe. Dort angekommen werden sie ehe sie sich versehen vom Zauber des geheimnisvollen Ortes eingefangen und mitten in den schon Äonen andauernden Kampf zwischen einer weisen Feen und einer bösartigen Hexe verstrickt. Um sich selbst und einen lange gefangenen Barden zu retten müssen sie die Gefahren des Waldes und der Feenwelt überstehen und manch düsteren Zauber abwenden.

 

Da die Abenteuer auf einem sehr begrenzten regional begrenzten Raum spielen, verzichten die Autoren darauf die Geschehnisse, Personen und Orte in allen Details zu beschreiben, damit die Spielleiter diese besser in ihre eigenen Kampagnen einbauen können. Immer wieder werden deshalb auch Tipps und Hinweise gegeben, wie man was entsprechend umarbeiten oder erweitern kann.

Abwechslung gibt es genug, da die Abenteuer in verschiedenen Gegenden Aventuriens angesiedelt ist und so einiges an Abwechslung bietet. Am einfachsten sind wohl die Geschichten zu lösen, die sich um Umfeld des vertrauten Mittelreiches abspielen und nicht so hohe Anforderungen an die Gestaltung des Hintergrundes für den Spielleiter und das Einfühlungsvermögen der Spieler stellen. Das sieht vor allem bei dem Maraskan-Abenteuer schon etwas anders aus. Nicht nur, dass die Kultur auf ihre Weise sehr bizarr ist - die Spieler sich nicht allein schon vor der Vorstellung an Verwesung ekeln und ein wenig morbide Faszination mitbringen.

Deshalb erfordert der Band gerade vom Meister eine gewisse Erfahrung und Intuition, ist also nicht für blutige Anfänger geeignet. Auch an die Spieler werden ähnliche Erwartungen gestellt. Sie müssen bereits wissen, dass nicht alles mit dem Schwert und der Magie gelöst werden kann, sondern das manchmal auch kluges Taktieren, Geduld und vor allem Diplomatie von Nöten sind, um heil aus Lage in die sie geschliddert sind, heraus zu kommen. Und der Meister ist dazu angehalten, die Feenwesen und Kobolde nicht all zu vermenschlicht zu spielen, um die Unterschiede heraus zu arbeiten. Auch hier greifen die Autoren immer wieder durch Anregungen unter die Arme. Ihnen ist es wichtig, eine unwirkliche und versponnene Atmosphäre zu erzeugen und diese kleinen - im Verborgenen ablaufenden Geschichten - mit einem besonderen Zauber zu erfüllen.

 

Fazit:

Alles in allem ist „Märchenwälder, Zauberflüsse“ eine würdige Fortsetzung zu den Abenteuern aus „Verwunschen und Verzaubert“. All diejenigen, die genug davon haben die Welt im großen Stil zu retten und sich auch einmal wieder kleinen Herausforderungen zu stellen, die nicht minder schwierig sind, werden an den Erlebnissen mit Riesen, Feen und Dschinnen ihren Spaß haben. Denn sie erinnern daran, das Fantasy auch noch mehr sein kann als der Kampf zwischen Gut und Böse, Licht und Schatten.

Nach oben

Mit freundlicher Unterstützung von Ulisses Medien,

www.ulisses-spiele.de.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403280429464a64b29e
Platzhalter

Märchenwälder, Zauberflüsse

System: DSA

Das Schwarze Auge

DSA-Gruppenabenteuer 153

für 1 Spielleiter und 3-5 Spielern

Einsteiger bis Erfahren

Ulissses Spiele, erschienen Januar 2008

FS 13040, Hardcover, 96 Seiten

ISBN 978-3-940424-02-0

Autoren: Matthias Freund, Michael Masberg, Sebastian Thurau und Uli Lindner

Titelbild von Slavomir Maniak, Innenillustrationen von Zoltan Boros, Caryad, Eva Dünziger, Fangorn, Rick Herschey, Björn Lensing Florian Stitz, Sabine Weiss.

Erhältlich bei: Amazon

 


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 26.02.2008, zuletzt aktualisiert: 25.02.2015 09:37, 5906