Mafia (PS2)
 
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Mafia (PS2)

Rezension von Björn Backes

 

Chicago in den frühen 30ern… Der Stoff ist bekannt, vielfach zitiert und immer wieder faszinierend. Auch wenn der klassische Mafia-Streifen mittlerweile nicht mehr ganz so hoch in Kurs steht wie noch in den vergangenen zwei Jahrzehnten, ist das Potenzial um die Gangster-Verfilmungen und –Erzählungen nach wie vor riesengroß und auch auf Dauer scheinbar nie ausgeschöpft. Auch im virtuellen Bereich hat die Mafia sich längst niedergelassen, am eindrucksvollsten wohl ganz klar mit dem gleichnamigen Titel von Take 2, der bereits auf dem PC ein Kracher war und später auch für die Konsolenwelt freigegeben wurde. Die PS2-Variante aus dem Jahre 2004 erfährt nun nach einer halben Dekade einen Re-Release im Lowprice-Format – und verdient kurz vor der Veröffentlichung des lange erwarteten Nachfolgers sicher noch einmal gesteigerte Beachtung.

 

 

Inhalt:

Der Stoff, auf dem das Konsolen-Game basiert, könnte derweil nicht traditioneller sein. Als Spieler schlüpft man in die Rolle des erfolglosen Herumtreibers Tommy Angelo, der sich mehr schlecht als recht mit seinem Job als Taxifahrer über Wasser hält. Eines Tages winkt jedoch die große Chance: Zwei Vertreter des berüchtigten Salieri-Clans steigen in sein Gefährt und bitten ihn, bei der Flucht behilflich zu sein. Gesagt, getan: Als Dank öffnet Salieri höchstpersönlich die Pforten zu seiner Organisation, in der Tommy nun langsam Fuß fassen soll – und auch wird.

Nun ist es an der Zeit, das Gangster-Handwerk zu lernen und auch präzise auszuführen, wozu sich in den nachfolgenden 20 Missionen ausreichend Gelegenheiten ergeben. Die gesamte Palette der illegalen Machenschaften ist davon betroffen, sei es nun der Schmuggel von alkoholischer Kost, die Versorgung mit geknackten Autos oder zuletzt natürlich die Beschaffung von Schutzgeld. Angelo lernt die düsteren Seiten des Verbrechens hautnah kennen, darf sich hierbei aber keine Schnitzer leisten, denn die Polizei in Chicago lässt keine noch so kleine Sünde ungestraft. Selbst ein Übertreten der Geschwindigkeitsbegrenzung, was angesichts des Oldtimer-Vehikel gar nicht mal so einfach ist, wird hier relativ flott geahndet und mit einem Eintrag in die Fahndungsliste bestraft. Es besteht zwar die Möglichkeit zur Flucht, doch wer einmal negativ aufgefallen ist – und sei es auch ein Mitglied der Mafia – der wird in den nächsten Wochen und Missionen keine Ruhe mehr haben.

Der Aufbau der Aufträge ist ferner sehr vielseitig, endet aber meist in Schießereien und unberechenbaren Aktivitäten auf der Gegenseite. Nicht selten müssen die Fäuste nachhelfen, um die eingeforderten Finanzen herauszupressen, aber auch die Schusswaffen bleiben in den wenigsten Einsätzen im Halfter stecken, wenn Konfrontationen mit dem Salieri-Clan entstehen. Alles in allem ist die Mechanik ein wenig mit dem System in „Grand Theft Auto“ zu vergleichen, allerdings mit dem Unterschied, dass die Optionen in „Mafia“ weniger freizügig sind und vom weitestgehend linearen Spielverlauf vorgegeben werden. Doch Verfolgungsjagden mit der Streife, packende Auftragsmorde, Duelle mit verfeindeten Clans und irrwitzige Schusswechsel sind auch im Take 2-Titel Gang und Gebe und ein dominanter Teil im Gameplay.

 

Hat man sich erst einmal durch die 20 Aufträge gekämpft, warten in weiteren Spielmodi noch ein paar interessante Menüs, die aber letzten Endes eher kosmetischer Natur sind. Beispielsweise kann man in ‚Freie Fahrt’ genau jenes erleben, was von „GTA“ haften geblieben ist, nur eben mit dem Flair der 30er. Alle fiesen Eigenheiten können hier ziellos und freizügig kombiniert werden, was anfangs sicher noch reizvoll ist, aber auf Dauer nicht sehr erfüllend wirkt. Letzteres hätte man stattdessen schon eher von einem Multiplayer-Modus sagen können, den „Mafia“ aber leider nicht bietet. Dies ist rein inhaltlich auch der einzige Makel eines ansonsten sehr umfassenden und vielseitigen Konsolentitels.

 

 

Grafik/Technik:

Viel enttäuschender ist indes die Aufbereitung des Banden-Spektakels. Die Grafik ist, gelinde gesagt, eine herbe Enttäuschung. Gerade in den heißen Szenen wird es manchmal erstaunlich matschig, was dem Spielvergnügen gelegentlich Abbruch tut. Augenzeugen zufolge soll es sich hierbei um eine abgespeckte Variante der PC-Fassung halten, was aber so nur schwer hingenommen werden kann. Eine Augenweise sieht jedenfalls anders aus. Wenigstens ist der Sound richtig fein und bringt dem Spiel von Beginn an die passende Atmosphäre.

Steuerung und Co. hingegen sind weitere Mangelpunkte, da man hier viele Feinheiten geflissentlich übersehen hat. Gerade in den Schießereien wünscht man sich oftmals etwas mehr Präzision, die jedoch mit der Pad-Steuerung nie so recht erreicht werden kann. Hinzu kommt eine stark schwankende Gegner-KI, die von spielerisch bis völlig unfair reicht und sich nicht linear zum Spielfortschritt entwickelt. Gerade Kämpfe über eine weitere Distanz sind hier kaum lösbar und bereiten dem Spieler so manchen Frustmoment. Bleiben noch die Ladezeiten, die auch ungewöhnlich lang andauern. Dies wird teilweise zwar von den netten Filmschnipseln rechtfertigt, ist dauerhaft aber eher einschläfernd als motivierend. Kurzum: Technisch ist „Mafia“ fast schon ein krasses Gegenstück zur inhaltlichen Detailarbeit!

 

 

Spielspaß:

Aus den genannten Gründen kann man daher auch abstreiten, dass die schwächeren Rahmenbedingungen sich nicht auch aufs Gameplay auswirken. Insbesondere die Steuerung ist hier ein nervenaufreibender Faktor, der sich gerne mit den frustrierenden Geduldsproben bei den schwierigeren Missionen mischt. „Mafia“ hat es letztendlich seiner enormen Detailfülle und dem umfassenden Auftragspaket zu verdanken, dass man sich langfristig nicht von den unschönen Gegebenheiten beeinflussen lässt und die Fahrt durch das perfekt präsentierte Chicago der 30er genießen kann. Doch summa summarum hätte man auch hinsichtlich des endgültigen Spielspaßes noch ein bisserl mehr herauskitzeln können, wenn man sich als Protagonist nicht ständig mit den optischen Problemen oder den vielen anstrengenden Nebengeräuschen herumschlagen müsste. Und dies ist ein Aspekt, aus dem die Entwickler bei der Konzeption des Nachfolgers hoffentlich gelernt haben!

 

 

Fazit:

“Mafia ist zweifelsohne ein richtig gutes Action-Game, das mit umfassenden Missionen, einer authentisch anmutenden Story und einem respektablen Gameplay glänzt. Andererseits hat man sich den Weg zur Perfektion selber verbaut, als man bei der Bearbeitung des Rahmens zu schludern wagte. ‚Spielerisch hui, technisch pfui’ könnte daher eine resümierende Floskel sein. Doch wenn man bedenkt, dass die Spieltiefe für einen solchen Genre-Mix wirklich enorm ist, gibt es am Ende doch noch ein sehr positives Fazit, gekrönt von einer Empfehlung!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420055613a26aa602
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Mafia

von Software Pyramide

Plattform: PlayStation2

USK-Einstufung: Freigegeben ab 16 Jahren gem. 14 JuSchG

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 14.05.2009, zuletzt aktualisiert: 16.02.2015 23:25, 8735