Magie & Milchschaum von Travis Baldree
Rezension von Matthias Hofmann
Bevor ich zum eigentlichen Roman komme, möchte ich die Frage stellen: Was war bei dtv los war, als der Klappentext durchgewunken wurde? Dieser verrät nämlich nahezu die komplette Story. Und: »Ein episches Abenteuer«, der Satz auf dem Frontcover unter dem Buchttitel ist schlicht falsch. Denn Magie & Milchschaum ist alles andere als »episch«. Aber der Reihe nach …
Die Handlung ist recht simpel: ein Strang, ein überschaubares Figuren-Ensemble, die alle schnell Freunde werden und die meiste Zeit läuft als gut. Ganz klar: wir haben es über weite Strecken mit einen Feel-Good-Roman zu tun.
Die Story beginnt als die Ork-Kriegerin Viv beschließt, ihr Breitschwert Schwarzblut an den berühmten Nagel zu hängen. Nach 22 Jahren Abenteurertum hat sie genug Blut, Schlamm und Dreck gesehen. Sie fängt ein neues Leben an und möchte ein Kaffeehaus in der Hafenstadt Thune eröffnen. Im Gepäck hat sie den Skalvert-Stein, ein geheimnisvolles Artefakt, das Glück bringen soll.
Also sagt sie ihren langjährigen Kriegerkumpels adieu, kauft einen alten Pferdestall und verwandelt ihn über mehrere Wochen in ein schönes Café. Dabei helfen ihr die Sukkubus Tandri, die als Servicekraft anheuert, der Kobold Cal, der das Schreinerhandwerk (und noch viel mehr) versteht wie kein anderer, und der Rattenmann Fingerhut, der die köstlichsten Zimtschnecken der Welt backen kann. Nach einem holprigen Start läuft der Laden immer besser. Viv und Freunde können sich vor Nachfrage der Kundschaft kaum retten.
Damit es nicht zu gemütlich wird, tauchen Schergen der Madrigal, eine Art Mafia-Dame, auf. Sie wollen Schutzgeld erpressen, wobei sich die Bedrohung in Grenzen hält und Viv eventuelles Unheil durch Verhandlungsgeschick abwenden kann. Das ist ein positiver Gegenentwurf zu den meisten anderen Büchern, in denen Konflikte in der Regel durch Aggressionen und Kämpfe gelöst werden. Aber dann taucht noch der bösartige Elf Fennus auf, der den Skalvert-Stein für sich beansprucht …
Autor Travis Baldree ist Fantasy- und Kaffee-Fan. Da lag es nahe, einen Fantasyroman zu schreiben, bei dem sich vieles um das süchtig machende, aromatische Bohnengetränk dreht. Das Buch zählt zum Subgenre der sogenannten »Cozy Fantasy«. Diese gemütlichen Fantasygeschichten kommen ohne große Schlachten, brutale Action und weltenbedrohendes Unheil aus. Sie erzählen eher Slice-of-Life-Storys, die man locker herunterlesen kann.
Im Fall von »Magie & Milchschaum« bietet Baldree noch eine zarte queere Liebelei zwischen Viv und Tandri, was blendend zum aktuellen Zeitgeist passt.
Insgesamt ist »Magie & Milchschaum« eines dieser Bücher, die man im Urlaub am Strand in wenigen Stunden herunterließt. In England und den USA erwies sich der Titel 2022 als Bestseller und wurde 2023 auch für den Nebula-Award in der Kategorie »Bester Roman« nominiert.
Als Young-Adult-Buch, das flüssig geschrieben ist und keinem weh tut, sorgt es für ein paar Stunden »gemütliches« Lesevergnügen. In Zeiten wie diesen kann man sich das ab und zu ruhig gönnen.
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