Markus Heitz' Justifiers - Das Abenteuerspiel
Justifiers
Rezension von Bine Endruteit
Justifiers ist eigentlich ein bereits sehr altes Rollenspiel, für das Markus Heitz die Rechte aufgekauft hat. Nun erscheint es in komplett neuem Gewand. Das hier vorliegende Regelwerk für das jetzt "Abenteuerspiel" genannte Game ist fest gebunden und vollfarbig. Und es hat natürlich einen Grund, dass man die Bezeichnung geändert hat. Tatsächlich ist das Spiel nämlich nicht wie ein klassisches Rollenspiel aufgebaut, sondern viel simpler und mit viel weniger Variationsmöglichkeiten. Vergleicht man es jedoch mit dem Original, ist es durchaus deutlich komplexer und vielschichtiger geworden. "Justifiers" beschreibt eine Science-Fiction-Welt, in der man in die Rolle eines Tiermenschen schlüpft, sie werden Betas genannt, und im Auftrag eines Großkonzerns auf Erkundungstour geht.
Bevor man wirklich mit dem Spielabend startet, hat man die Möglichkeit mit der Kurzgeschichte "Verdammt..." aus der Feder von Markus Heitz in die Justifiers-Welt einzutauchen und einen kurzen Überblick zu bekommen, worum es überhaupt geht. Neben diesem kleinen Einblick, gibt es außerhalb dieses Bandes noch viel mehr zu entdecken, Markus Heitz selbst hat einen Justifiers-Roman verfasst und zahlreiche andere Autoren haben sich ebenfalls an dieser Serie beteiligt. Aktuell sind noch nicht alle geplanten Romane erschienen. Justifiers ist deutlich medienübergreifend, so dass ein großes Publikum erreicht werden kann. Doch zurück zu diesem Regelwerk. Nach der Geschichte bekommt man weitere Informationen zu der Welt, zum Beispiel über eine Zeitleiste. Da die Handlung weit in der Zukunft spielt, nämlich im Jahr 3042, wird recht ausführlich die Lebensweise allgemein beschrieben. Danach folgt ein Dossier zu "Gauss Industries", dem Konzern, für die die Figuren arbeiten, in dessen Rolle die Spieler schlüpfen werden. Diese ganzen Hintergründe ist vor allen Dingen für denjenigen interessant, der die Rolle des Erzählers übernimmt, er kann das Wissen dann in einer komprimierten Form schnell vermitteln, wenn nötig.
Es wird davon ausgegangen, dass sie Spieler noch nie etwas mit einem Rollenspiel zu tun gehabt haben. Dementsprechend wird alles von der Picke auf erklärt. Wer spiel-erfahren ist, wird sich hier arg gegängelt und gelangweilt fühlen, die entsprechenden Erklärungen kann man aber auch einfach überblättern. Wer wirklich Neuling auf dem Gebiet ist, bekommt dafür eine umfassende Einweisung und bekommt beschrieben, worauf er zu achten hat und was vorbereitet werden muss. Für Einsteiger ist "Justifiers" also genau das Richtige.
Die Charaktererschaffung folgt sehr einfachen Regeln. Es gibt drei Hauptattribute, nämlich Körper, Geist und Seele, auf die eine bestimmte Anzahl von Punkten verteilt wird. Ihnen untergeordnet sind verschiedene Fähigkeiten, wie zum Beispiel Athletik, Fernkampf oder Nahkampf, die zu dem Attribut Körper gehören. Auch hieraus verteilt man Punkte. Sollen im Laufe des Spiel Proben gemacht werden, ob eine Aktion oder ein Angriff gelingt, zählt man in der Regel die Punkte der entsprechenden Fähigkeit und des dazugehörigen Attributs zusammen. (Zum Beispiel Körper + Nahkampf, will man mit einem Messer zustechen). Die Punktezahl, die sich daraus ergibt, ist die Anzahl der sechsseitigen Würfel, mit denen man nun spielt. Alle Fünfen und Sechsen zählen als Erfolge. Der Erzähler weiß, wie viele Erfolge man erzielen muss, um die Aktion als gelungen bezeichnen zu können. Zu den Standardwerten kommen einige Modifikationen, die man durch besondere Rassen-Eigenschaften, "normale" Eigenschaften, Ausrüstung, Waffen und Körperschutz bekommen kann. Es lohnt sich, als Spieler alles im Überblick zu behalten und das beste herauszuholen. Bevor man sich Waffen und Eigenschaften aussucht, muss man sich allerdings für eine Art von Beta entscheiden. Es gibt insgesamt zehn unterschiedliche Tiermenschen, zum Beispiel Bison, Wolf, Tiger, Katze, Fuchs oder Schimpanse. Außerdem spezialisiert man sich auf ein bestimmtes Themengebiet, wie Pilot, Sicherheitsexperte, Waffen- oder Wissenschaftsexperte. Soll es schnell gehen, kann man auch auf einen der bereits vorgefertigten Charaktere zurückgreifen.
Das erste Spiel, das in diesem Band enthalten ist, ist der Auftakt zum großen Abenteuer, welches mit dem Band "Justifiers – Mystery" fortgesetzt wird. Es bildet einen guten Einstieg und ist in sich abgeschlossen, trotzdem bleiben noch viele Fragen offen und man wird neugierig auf die Fortsetzung. Die Gruppe der Spieler wird auf den Planeten Holz 11 geschickt, um ihn für Gauss Industries zu erforschen und in Besitzt zu nehmen. Das ist aber natürlich nicht so einfach, wie es zuerst scheinen mag...
Dem Spielleiter, bzw. Erzähler sind hier im Gegensatz zu einem klassischen Rollenspiel wenig Freiheiten gelassen. Dieses Abenteuerspiel ist eher so aufgebaut wie die Abenteuerbücher, die man vielleicht noch aus seiner Kindheit kennt. Es wird ein Text vorgelesen, es werden bestimmte Vorgaben gemacht und man muss sich entscheiden, was man tun will. Hier ist es lediglich so, dass oft auch die Würfel entscheiden, was passiert oder wie viele Informationen man bekommt. Für Einsteiger ist das eine gute Sache, erfahrene Rollenspieler wird dieses System aber schnell langweilen. Liest man sich das Abenteuer vor dem Spielabend gut durch, kann man es aber auch etwas intuitiver gestalten.
Im Anhang des Buches findet sich das Material, welches man zum spielen braucht, wie Karten, Maker, Charakterbögen und das Zonenreferenzblatt. Wer Internetzugang und einen Drucker hat, kann es sich aber auch von der Verlagswebseite herunterladen, was deutlich komfortabler ist.
Fazit:
Insgesamt ist "Justifiers – Das Abenteuerspiel" am ehesten als eine Mischung aus klassischem Rollenspiel und einem Abenteuerbuch zu verstehen. Es lässt nicht viele Freiheiten, macht aber Spaß. Dafür sind die Charaktererschaffung und das Regelwerk einfach und übersichtlich. Wer Lust auf ein originelles Science-Fiction-Setting hat, ist hier auf jeden Fall richtig.
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