Marvel History: Die X-Men Bd. 1
Rezension von Stefanie Borgmann
In den frühen sechziger Jahren revolutionierte ein Mann die Comic Welt in ihren Grundfesten. Er schuf Serien, die seit Jahrzehnten Kinder begeistern und ihnen etwas mit auf den Weg geben, das sie auch als Erwachsene im Herzen behalten. Die Freude an fantastischen Geschichten, der Glaube an Gerechtigkeit und den Mut für Ideale einzustehen. Und nicht zuletzt haben seine Ideen unglaublich vielen Menschen lustige, traurige und spannende Momente bereitet. Die Rede ist von Stan Lee, dem Kultautor zahlreicher Comics.
Zu seinen Werken gehören Hulk, Daredevil, Spiderman- und: X-Men. Letzteres ist den meisten jedoch nur noch von der Kinoleinwand bekannt, obwohl sich die Serie seit Jahren weiterentwickelt hat, wenn auch Stan Lee selbst nicht mehr federführend in dieser Angelegenheit ist. Der Erfolg der Leinwandadaption ist allerdings allemal ein Grund, das Original noch einmal zu würdigen, gerade weil der Serienstart in den Sechzigern nicht unbedingt von Erfolg gekrönt war.
Die Story der ersten Comics ist schnell erzählt: Professor X ist Gründer einer Schule für Mutanten. Dort bringt er seinen Schülern verantwortungsvollen Umgang mit ihren Kräften bei und lehrt sie Toleranz gegenüber Ablehnung „normaler“ Menschen. Vielmehr bildet er sie sogar aus, die Menschen, von denen Mutanten allzu oft angefeindet werden, vor den Angriffen Magnetos zu bewahren. Im Gegensatz zu Professor X strebt dieser nämlich die Herrschaft der homo superior, der Mutanten, an. Was folgt, sind zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen den Teams Xaviers und Magnetos
Die Handlung von Film und Comic Vorlage sind also nahezu identisch, doch im Detail unterscheiden sich beide enorm. So gehören zwar nach wie vor Charaktere wie Cyclops (Scott Summers), Marvel Girl (Jean Grey) und Iceman zum Grundgerüst des Teams im Kampf gegen Magneto. Doch wesentliche Figuren sind ebenso Angel (Warren WOrthington III) und Beast (Hank McCoy), die z.B. erst im dritten Film mit von der Partie sind.
Es bleibt natürlich auch nicht aus, das die Zeit der Entstehung ihre Spuren am Werk hinterlässt. Aus heutiger Betrachtung ist daher X-Men Band 1 oft eher unfreiwillig komisch denn spannend. Zum einen sind die Zeichnungen in einem eher groben Stil und manche Effekte erinnern mehr an fliegende Bonbons als an explodierende Gesteinsbrocken. Auch die Art und Weise zu sprechen, trifft nicht wirklich den heutigen Zeitgeist oder wer gebraucht noch Ausrufe wie „Heilige Makrele“?! Auch der Umgang mit der Mutantin Jean Grey zeugt nicht gerade von Emanzipation und geistigem Fortschritt und so ist ihre Umwerbung ziemlich animalisch. Doch das ist nicht der einzige Ausflug in das Tierreich. Kaum vorstellbar und dennoch wahr: Es gibt in der letzten Episode dieses Bandes ein kleines Intermezzo zwischen den X-Men und einem Tarzan Verschnitt. Dabei bleibt einfach nicht aus, dass die Lachmuskeln bis aufs äußerste strapaziert werden.
Dies sind vielleicht kleine Stolpersteine, die es erschweren den Reiz dieser ersten Gehversuche der X-Men nachzuempfinden, aber was bleibt ist ein durch und durch unterhaltsames Stück Comic – Geschichte.