Marvel Knights: Black Widow – Tödliche Schwestern
 
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Marvel Knights: Black Widow – Tödliche Schwestern

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

2020 sollte bei Marvel eigentlich das Jahr von Black Widow werden. Doch der gleichnamige Film, der den Auftakt von Phase 4 des Marvel Cinematic Universe bildet, musste wegen der COVID-19-Pandemie verschoben werden. Fans der ehemaligen KGB-Agentin Natasha Romanoff können die Wartezeit immerhin mit einigen Comics überbrücken, die bei Panini in den letzten Wochen erschienen sind bzw. neu aufgelegt wurden. Einer davon ist Marvel Knights: Black Widow – Tödliche Schwestern. Der Sammelband enthält die drei – jeweils in drei Teile unterteilten – Geschichten Tödlicher Wahnsinn, Identität und Blasse kleine Spinne, die erstmals zwischen 1999 und 2002 erschienen sind.

 

Eindeutiges Highlight des Bandes ist gleich die Auftaktstory »Tödlicher Wahnsinn«. In der von Devin Grayson erdachten Geschichte soll Natasha Romanoff im Nahen Osten eine Biowaffe, die bereits verheerende Auswirkungen gezeigt hatte, suchen und sicherstellen. Dabei kommt ihr ausgerechnet die neue russische Black Widow Yelena Belova in die Quere.

»Tödlicher Wahnsinn« bietet nicht nur einen spannenden Plot mit mehreren Wendungen, sondern bezieht auch aus dem Aufeinandertreffen der beiden Protagonistinnen einen besonderen Reiz. Dazu kommen die hervorragenden Zeichnungen aus der Feder von C. G. Jones. Der bereits für den Eisner Award nominierte Künstler liefert nicht nur reichlich Schauwerte für Fans von Black Widow(s), sondern zeigt beispielsweise auch – manchmal drastisch, aber immer gekonnt – die Folgen der Biowaffe. Zudem arrangiert er die Actionsequenzen ansprechend, sorgt durch Perspektivenwechsel für Dynamik und setzt seine Protagonistinnen immer wieder stark in Szene.

 

Nicht ganz so geglückt ist »Identität«, das vom Autorenduo Devin Grayson und Greg Rucka stammt. Auch diese Story dreht sich um die beiden Black Widows – allerdings wähnt sich die eine im falschen Körper. Handelt es sich um ein Komplott oder eine psychische Störung? Gegen Ende kommen auch noch Atomraketen ins Spiel. An einigen Stellen ist das Spiel mit der Identität durchaus reizvoll, zu oft wirkt es aber konstruiert und nach der Auflösung scheinen die einzelnen Puzzleteile nicht ganz passend. Licht und Schatten gibt es auch bei der künstlerischen Gestaltung durch Scott Hampton. Der fängt meistens die Gefühle seiner Figuren gekonnt ein und kreiert spannend strukturierte Panels. Dann allerdings leistet er sich Schwächen beim Charakterdesign – so wirkt beispielsweise die Gestaltung von Nick Fury wenig überzeugend – und liefert immer wieder arg lieblos aussehende Hintergründe.

 

Die letzte Story konzentriert sich im Gegensatz zu den anderen beiden Geschichten voll auf die neue Black Widow Yelena Belova. Diese soll den Tod ihres Ausbilders aufklären und muss sich dazu in die SM-Szene von Moskau begeben. Das ungewöhnliche Setting ist eine der Stärken von »Blasse kleine Spinne«. Allerdings klaffen einige Plausibilitätslücken in der Story. Warum lässt sich Black Widow etwa von einer »Dame« in einem SM-Klub derart herumschubsen und sogar schlagen? Das – und anderes – wirkt eher unpassend für diese Figur. Weil die Geschichte selbst wenig Überraschungen bietet, liefert Rucka noch eine am Ende – die allerdings von der Handlungslogik nicht voll zu überzeugen vermag. Zeichner Igor Kordey beweist bei der Gestaltung seiner Panels Liebe fürs Detail. Beim Design seiner Hauptfigur erreicht er jedoch nicht das Niveau von C. G. Jones. Bemerkenswert ist ein ansprechend komponiertes und fast fotorealistisch erscheinendes Cover von Greg Horn, das den zweiten Teil des Dreiteilers schmückt.

 

Fazit:

Der Sammelband »Marvel Knights: Black Widow – Tödliche Schwestern« bietet eine hervorragende Auftaktstory und zwei weitere durchwachsene Geschichten. Weil letztere neben einigen Schwächen aber auch ihre Stärken haben, sollte sich die Lektüre für Fans von Black Widow auf jeden Fall lohnen.

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Comic:

Marvel Knights: Black Widow – Tödliche Schwestern

Original: The Itsy-Bitsy Spider, 2002; Breakdown, 2001; Pale Little Spider, 2002

Autoren: Devin Grayson und Greg Rucka

Zeichner: J. G. Jones, Scott Hampton und Igor Kordey

ÜbersetzerInnen: Carolin Hidalgo und Reinhard Schwizer

Panini, April 2020

Softcover, 204 Seiten

 

ISBN-10: 3741616354

ISBN-13: 978-3741616358

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.05.2020, zuletzt aktualisiert: 07.04.2024 09:00, 18629