Marvel Knights: Inhumans
 
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Inhumans

enthält US Marvel Knights: Inhumans (Vol. 2) #1-12

 

Rezension von Christian Endres

 

Der Output des britischen Comic-Autors Paul Jenkins unterliegt manchmal gewissen Schwankungen, doch hat er sich mit seiner Arbeit an Peter Parker: Spider-Man und Spectacular Spider-Man in den letzten Jahren einen ausgezeichneten Ruf im Mainstream-Bereich abseits von Vertigo oder Topcow erarbeitet. Ehe er sich jedoch mit dem Wankdrabbler, dem Sentry oder aktuell der Frontlinie in Marvels Civil War beschäftigte, schuf Jenkins für das Marvel Knights-Imprint zusammen mit Zeichner Jae Lee zunächst eine 12-teilige Saga mit den Inhumans, die er mit dieser Eisner-Award prämierten Maxiserie kurz vor der Jahrtausendwende zurück in den aktuellen Blickpunkt der Leser des Marvel Universums brachte.

 

Dabei heraus gekommen ist eine außergewöhnliche Geschichte über die nicht weniger außergewöhnlichen Inhumans – Superwesen mit individuellen Kräften und Fähigkeiten, welche sie durch ein Bad im mystischem Nebel erhalten, wo dieser nicht vorhersehbare, aber trotzdem nicht ganz willkürliche Veränderungen an den Genen der jeweiligen Inhumans vornimmt und die Superwesen damit fast in den Status von Göttern erhebt. Und so einzigartig die Inhumans (deren erster Auftritt im Marvel Universum übrigens mehr als vierzig Jahre zurück liegt) sowohl jeder für sich genommen als auch im sozialen Kollektiv sind, so einzigartig ist auch Jenkins’ vielschichtige Story, die er um die Übermenschen und ihren »stummen« Anführer Black Bolt gesponnen hat.

 

Attilan, das einstige Atlantis und die heutige Heimat der Inhumans, sieht sich einer schrecklichen Bedrohung von Außen wie auch von Innen gegenüber: Im Auftrag skrupelloser Politiker wird die Insel von nicht weniger skrupellosen Söldnern angegriffen, während sowohl die UNO, als auch Black Bolt, Regent von Attilan und König der Inhumans, scheinbar tatenlos dabei zusehen, wie durch Verrat und Intrigen die Schutzschilde des Utopias der Andersartigkeit und Individualität Stück für Stück fallen und die Inhumans so bald schon kurz vor ihrer endgültigen Vernichtung stehen - obwohl doch ein Wort ihres unsagbar mächtigen Monarchen sprichwörtlich genügen würde, all ihre Feinde zu vernichten. So brodelt es bald auch schon in Umfeld des Throns, wo mit dem fortschreitenden Fall Attilans eine zermürbende Zerreißprobe für Black Bolts Familie sowie seine bis dato stets loyalen Getreuen beginnt ...

 

Paul Jenkins’ zum Teil extrem beklemmenden und verzweifelten Momente frustrierender Machtlosigkeit, derer sich die Superwesen und Anhänger Black Bolts während der vermeintlichen Tatenlosigkeit ihres schweigenden Königs ausgesetzt sehen, wird von Jae Lees düsterem Artwork hervorragend eingefangen. Vielleicht nicht so überragend wie bei seinem Die Fantastischen Vier 1 2 3 4, aber dennoch auf grafisch sehr hohem Niveau, ordnen sich Lees Zeichnungen Jenkins’ Story meistens klar unter und drängen sich zu keinem Zeitpunkt unangenehm in den Vordergrund, wenn die Bühne auf so mancher Seite des modernen und innovativen Superhelden-Dramas in erster Linie den eindringlichen Dialogen und Gedankengängen der Inhumans gilt.

 

Jenkins’ üppige Geschichte indes, in welcher der Brite sich einmal mehr viel Zeit für Charakterentwicklungen- und Studien, aber eben auch ruhige Szenen und Dialoge sowie gelungene Erinnerungssequenzen und Reisen in die Vergangenheit nimmt, ist definitiv keine beliebige Superheldenkost und eher ein Mix zwischen modernem Superheldencomic und antiker Sage - und nicht zuletzt wegen eben jener Parallelen zu einem klassischen Drama mit allerhand Intrigen, Lügen und hintergründigen Manipulationen einfach kein »ganz normaler« Comic. Letztlich verbirgt sich hinter Marvel Knights: Inhumans aber trotzdem eine herausragende, in sich geschlossene Geschichte, die ihrem Leser ebenso prächtige wie eindringliche Lesestunden beschert, derweil sich das Schicksal Attilans und der Inumans zwischen einer gediengenen Mischung aus Action, Tragik, Politik und erstickender Hilflosigkeit Seite für Seite entfaltet.

 

Hierzulande erschien Jenkins’ und Lees außergewöhnliche Serie im Jahre 2000 in vier Heften á 76 Seiten bei Panini, doch liegt sie seit August 2000 auch als englisches Tradepaperback gesammelt in einem Band vor.

 

So oder so gilt: Wer gute, aber zuweilem eben auch kritische und innovative Superheldencomics mag, sollte Jenkins’ großartigen Inhumans-Run definitiv gelesen haben.

 

 

 

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403291035103dabb62f
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Comic:

Marvel Knights:

Inhumans

dt. Heft #1 bis 4

enthält US Inhumans

(Vol. 2) #1-12, 1998/1999)

Autor: Paul Jenkins

Zeichner: Jae Lee

4 Hefte á 76 Seiten

Panini, 2000

Erhältlich bei Panini


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Erstellt: 11.08.2007, zuletzt aktualisiert: 02.03.2024 16:16, 4671