Marvels
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Marvels

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Die Entstehung der Fackel und seine Fehde mit dem Submariner. Der Angriff von Galactus auf die Erde. Die Hochzeit der beiden Fantastischen-Vier-Heroen Reed und Sue. Spider-Mans Kampf mit dem Green Goblin. Diese und weitere prägende Episoden aus dem Marvel-Universum sind Teil von Marvels. Ist die in der Reihe Marvel Must-have erneut aufgelegte Mini-Serie etwa nur alter Wein in neuen Schläuchen?

 

Nein. Das liegt vor allem daran, dass Autor Kurt Busiek geschickt die bei Superheldencomis sonst vorherrschende Perspektive wechselt. Im Mittelpunkt von »Marvels« stehen nämlich nicht wie üblich die Superheroen und ihre Taten, sondern die Durchschnittsmenschen und ihre Reaktionen darauf. Der Fokus ruht dabei besonders auf dem Fotojournalisten Phil Sheldon, dessen (Auto-)Fokus wiederum auf den Wesen mit übermenschlichen Fähigkeiten ruht. Busiek – der bereits mehrere Eisner und Harvey Awards sein Eigen nennt – nutzt für sein Werk geschickt das Wissen, das er als Schöpfer von zahlreichen Geschichten aus dem Marvel-Universum (Avengers, Fantastic Four, Spider-Man: Die ersten Jahre) in den vergangenen Jahren angesammelt hat. Dieser Perspektivenwechsel ist nicht nur innovativ, sondern auch glaubwürdig inszeniert.

 

Dem Autor gelingt dabei mehr als nur eine an Hommage an das Marvel-Universum. Denn nicht nur die Taten der Superhelden, sondern auch die Erlebnisse von Phil Sheldon liefern Stoff für eine gute Geschichte. Zudem wirft Busiek zahlreiche spannende Fragen auf. Die meisten drehen sich darum, wie normale Menschen mit der empfundenen Machtlosigkeit im Vergleich zu den Superwesen umgehen. Also: Wie reagieren wir auf das Fremde? Was macht Ohnmacht? Das reicht offenbar von der naiven Vergötterung bis zum Hass, immer wieder im Wandel und verschiedenen externen Faktoren unterworfen. Leider durchbricht Busiek am Anfang unnötigerweise diesen Perspektivenwechsel, indem er die Entstehung der Fackel in allzu klassischer Manier schildert. So ist die Geschichte an sich durchaus gelungen. Sie passt nur nicht so recht ins Konzept.

 

Für die zeichnerische Umsetzung ist Alex Ross (Avengers, Erde X, Spider-Man) verantwortlich. Der ebenfalls mit zahlreichen »Eisners« und »Harveys« ausgezeichnete Künstler ist für seinen hyperrealistischen Zeichenstil bekannt. Der sorgt hier für ein stimmiges Retro-Flair und erzeugt zudem eine dichte Atmosphäre, die Leserinnen und Leser tief in die Storys eintauchen lässt. Die einzelnen Figuren und vor allem deren Mimik sind dabei aufwendig sowie äußerst präzise gestaltet. Zudem beeindruckt Ross immer wieder durch detailreich gestaltete Zeichnungen, auf denen es vor allem für Fans viel zu entdecken gibt. Auch die abwechslungsreiche Panelgestaltung weiß zu gefallen.

 

Wie bei der Reihe »Marvel Must-have« üblich, geizt Panini nicht mit Bonusmaterial. Dazu gehören nicht nur zusätzliche Cover und eine Timeline, sondern auch Informationen zur Entstehungsgeschichte sowie die Vorstellung weiterer Titel, die mit »Marvels« zusammenhängen: Vorbildlich und ein echter Mehrwert.

 

Fazit:

Dem Duo Busiek/Ross gelingt mit »Marvels« eine überzeugend gestaltete und realistisch anmutende Auseinandersetzung mit dem Thema Superhelden. Reizvoll sind dabei nicht nur der besondere Blickwinkel und ein nicht alltäglicher Tiefgang, sondern auch die höchst ansprechende Optik.

 

Nach oben

Platzhalter

Comic:

Marvels

Original: Marvels (1994) #0-#4 und Marvels Epilogue (2019) #1

Autor: Kurt Busiek

Zeichner: Alex Ross

Panini, August 2021

Hardcover, 232 Seiten

Übersetzung: Michael Strittmatter

 

ISBN-10: ‎ 3741623679

ISBN-13: ‎ 978-3741623677

 

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 25.10.2021, zuletzt aktualisiert: 07.04.2024 09:00, 20224