Matrix Comics Band 1
 
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Matrix Comics Band 1

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

ROTE ODER BLAUE PILLE?

 

Ein dicker Sonderband mit 12 Kurzgeschichten rund um Matrix, den Kultfilm der Wachowski-Brüder. Erfahrt, welche Versuche schon unternommen wurden, um Menschen aus der Matrix zu holen, und füllt damit die Lücken zwischen den Filmen. Ein absolutes Muss für jeden Fan der Trilogie. Geschrieben von verschiedenen Künstlern wie z. B. Neil Gaiman und gezeichnet von Größen wie Paul Chadwick.

 

Rezension:

Die Wachowski-Geschwister schufen mit Matrix nicht nur einen Klassiker des Science Fiction Films, sie inspirierten auch eine ganze Reihe von Künstlern zu ähnlichen Werken oder einer anderen Sicht auf bisher Geschaffenes.

Im Vorwort zum Matrix-Comicsammelband schreibt Spencer Lamm, dass die Ideen zu den Comics bereits auf die Zeit vor dem Film zurückgingen und dass ein Sammeln von Storys auch die beiden anderen Filme begleitete. Dadurch finden wir in diesem Band nicht nur Hinweise auf den eigentlichen Kultfilm, sondern auch auf die beiden leider sehr schwachen Fortsetzungen, sowie auf die Zeichentrickanthologie The Animatrix von 2003.

 

Die hier versammelten Strips sind in ihrer Art und vor allem in ihrem Art-Work sehr verschieden, aber eines auf keinem Fall - langweilig.

 

Kleine Informationseinheiten

Autoren: Andi und Larry Wachowski

Zeichner: Geof Darrow

 

Anhand des Haushaltsroboters B1-66er versuchen die Wachowskis die Wurzeln der Maschinenzivilisation zu ergründen. Ohne Zweifel eine Hommage an Asimovs Robotergeschichten, was auch das altmodische Design des Roboters unterstreicht. In herben, ins Eklige abrutschenden Bildern betont Geof Darrow die Degeneration der Menschheit und lässt den Roboter als unschuldiges Opfer erscheinen.

 

 

Bluten für die Normalität

Autor und Zeichner: Bill Sienkiewicz

 

Bill Sienkiewicz lotet schon immer die Grenzen des Genres aus. Seine collagenhaften Tafeln dokumentieren eher als dass sie illustrieren. So werden Zustände wahrnehmbar, die über eine reine Grafik hinausgehen. Dabei ist der Plot eher Matrix-typisch. Eine Szene wie aus einem Krimi, ein Kleinganove der mit seiner Freundin redet und ihr plötzlich erzählt, wie für ihn die Realität verschwimmt und er die Matrix sieht. Dieser Wechsel von Norm und und Realität, ist das Besondere des Strips.

 

 

Ein weniger freudloses Leben

Autor und Zeichner: Ted McKeever

 

Die roh wirkenden Bilder von Ted McKeever – wie Holzschnitte – erzählen die Geschichte eines Versagens, was passiert, wenn jemand die blaue Pille wählt, vor den Antworten davon läuft. Das ewig bohrende Gefühl, sich falsch entschieden zu haben, weil das eigene kleine Ich es nicht verkraftet. Großartig in Szene gesetzte Selbstbetrachtung!

 

Goliath

Autor: Neil Gaiman

Zeichner: Bill Sienkiewicz und Gregory Ruth

 

Neil Gaimans Figuren sind meist fatalistische Helden, die ihr Leben auf eine außenbestimmte Weise bestreiten und irgendwo zu einer Entscheidung gezwungen werden, deren Parameter sie gar nicht beeinflussen können, so auch in Goliath. Der Protagonist gerät in zeitschleifenartige Wiederholungen seines Lebens, Déjà-vus, die ihn letztendlich dazu führen, für die Maschinenzivilisation gegen Aliens zu kämpfen, als menschliche Komponente eines Raumschiffes. Eine völlig andere Perspektive der Matrix-Welt. Die Illustrationen sind wirksam und unterstreichen die morbide Stimmung der Geschichte.

 

Brennende Hoffnung

Autor und Zeichner: John van Fleet

 

In Richtung Pop-Art weisen die Zeichnungen von John van Fleet. Die großflächigen Farben lassen die Bilder wie Zeitungsbilder erscheinen, eine Mischung aus ferner Dokumentation und Standbildern eines alten Filmes. Die Story selbst ist etwas langatmig und zu betont metaphorisch.

 

Schmetterling

Autor und Zeichner: Dave Gibbons

 

Schmetterling ist ein klassisch gezeichneter Comic-Strip mit ungewöhnlichem Lettering, das als Seitenrahmen nur spärlich kommentiert. Eher wie ein Gedicht. Aber Text ist auch gar nicht notwendig, da Gibbons in seinen Bildfolgen alles darstellt um seine Story zu erzählen. Der Schmetterling als Zeichen der Freiheit.

Ein sehr einprägsamer Strip.

 

Ein ganz besonderes Schwert

Autor und Zeichner: Troy Nixey

 

Ein ganz besonderes Schwert spielt außerhalb der Matrix. Wir erfahren vom Leben eines schrulligen Außenseiters, der seinen ganz eigenen Kreuzzug gegen die Maschinen führt. Stil und Farben sind eigenwillig, aber in ihrer unaufgeregten Art passend.

 

Kapiert?

Autor und Zeichner: Peter Bagge

Peter Bagges Cartoon ist kurz und auf ein Gag ausgerichtet, ohne besonders originell zu sein. Allerdings erweitern seine Schlangenlinien die Stilbreite des Bandes.

 

In der wirklichen Welt gibt es keine Blumen

Autor und Zeichner: David Lapham

 

Laphams klassischer Schwarz-Weiß-Strip wirkt etwas durcheinander, die wiederholten Versuche, der Matrix zu entkommen, münden in einem dramatischen Finale, der die deprimierende Macht der Maschinen in besonders deutlicher Weise illustriert. Insgesamt vielleicht etwas zu überladen.

 

Die Geschichte des Müllers

Autor und Zeichner: Paul Chadwick

 

Paul Chadwick hingegen widmet sich eher optimistischeren Gedanken. Seine Geschichte des Müllers beleuchtet das Leben der freien Menschen und ihre Versuche, nicht nur dem Hunger zu entkommen, sondern auch ihr Leben einen Sinn über das bloße Überleben hinaus zu geben. Es braucht Visionen, um als Mensch Großes zu vollbringen.

Auch dieser Strip ist eher klassisch, leider wirken die Farben oft falsch.

 

Künstlerische Freiheit

Autor: Ryder Windham

Zeichner: Kilian Plunkett

 

Etwas psychologischer geht es in künstlerische Freiheit zu. Die Künstlerin, deren Skulpturen jene Schrecken darstellen, die sie sah, als sie kurz aus der Matrix erwachte, wird für einen kurzen Augenblick damit konfrontiert, was hinter jenen Monstern steckt. Sie muss erfahren, wie blind sie doch eigentlich ist.

Auf den Punkt gebrachte und symbolhafte Story, mit klaren Bildern.

 

Jäger und Sammler

Autor und Zeichner: Gregory Ruth

Jäger und Sammler erzählt eine Legende. Die pergamentartig gefärbten Zeichnungen unterstreichen das Erzählte sehr stimmungsvoll. Wie schon Die Geschichte des Müllers erahnen ließ, welches Potential an Geschichten die Matrix-Welt zu bieten hat, wünscht man sich auch hier, mehr zu erfahren. Der Film hat die Matrix und ihre Agenten fast umfassend beschrieben, nur die echte Welt fiel dahinter zurück.

 

Panini gab sich jede Mühe, die Anthologie zu einem Programmhöhepunkt auszubauen. in kurzen Texten zu Autoren und Zeichnern erfährt der Leser Wissenswertes über die Künstler und kann somit die vorgestellte Arbeit wesentlich besser einordnen. Die Klappbroschur sieht edel aus und auch die restliche Verarbeitung ist ohne Mangel.

 

Fazit:

Nicht nur für Fans der Film-Trilogie ist diese Anthologie ein Leckerbissen. Die Storys beleuchten auf sehr unterschiedliche Art eine breite Zahl der verschiedenen Aspekte, die das Matrix-Universum bilden. Von der typischen Agentenstory bis zur Fantasy-Legende zeigt eine ausgesuchte Reihe von Comic-Künstlern, welche Faszination der inspirierende Meilenstein der Wachowskis für sie darstellt. Wer auch weiterhin solche Perlen im Comic-Programm von Panini finden möchte, sollte hier unbedingt zugreifen!

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281509428c8c6922
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Comic:

Matrix Comics Band 1

Original: Matrix, 2003

Redakteure: Andi und Larry Wachowski

Übersetzer Michael Nagula

Panini, April 2008

Paperback, 157 Seiten

 

ISBN-10: 3866075871

ISBN-13: 978-3866075870

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 26.05.2008, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:02, 6565