Meridian – dunkle Umarmung von Amber Kizer
Rezension von Christel Scheja
Amber Kizer lebt mit ihrer Familie auf Whidbey Island, einer Insel vor der Küste des Bundesstaates Washington und liebt nach eigenem Bekunden saure Süßigkeiten, laute Popmusik und den Geruch von Lilien. „Meridian“ ist vermutlich ihr Debüt und der erste Roman aus ihrer Feder, der auch nach Deutschland gelangt.
Gerade erst ist Meridian sechzehn Jahre alt geworden. Eigentlich möchte sie so leben und leiben wie jeder andere Teenager auch, aber gerade jetzt werden ihre Eltern immer nervöser und versuchen sie mehr denn je zu gängeln. Das junge Mädchen versteht die Welt nicht mehr, denn sie kann sich nicht daran erinnern, etwas getan zu haben, was das begründet.
Sie weiß nur, dass sie seit ihrer Kindheit immer wieder Tiere anzieht, die dann in ihrer Anwesenheit sterben. Warum das so ist, hat sie nie begriffen, nur immer wieder das Gefühl gehabt, dass sie anderen Wesen den Tod bringt.
Als ausgerechnet an ihrem Geburtstag vor dem Haus ein schwerer Unfall passiert, sieht Meridian diesen mit an und dreht vor Schmerzen fast durch. Ihr ist so, als würde sie wie das Unfallopfer leiden und dessen Schmerzen auf sich nehmen.
Das bringt ihre Eltern dazu sie panikerfüllt in das verschlafene Hinterwäldlerstädtchen Relevation zu schicken, wo die verschrobene alte Tante lebt, deren Namen sie trägt. Und diese enthüllt ihr schließlich, das sie niemandem den Tod bringt, sondern eigentlich eine „Fenestra“ ist, die die Gabe besitzt, den Verstorbenen den Weg in den Himmel zu öffnen. Da die Geister allerdings sehr ungeduldig sind, können sie einer unerfahrenen oder gar unausgebildeten Hüterin des Tores den Tod bringen. Und es ist jetzt an der höchsten Zeit, dass sie ihre Gabe erkennt und zu verstehen lernt.
Deshalb beginnt sie Meridian auszubilden und scheint es ziemlich eilig damit zu haben,. Warum erfährt das Mädchen schon bald. Denn Tante Merry ist nicht nur älter als sie scheint und weiß, das sie bald sterben wird, sondern hat auch mächtige Feinde. Die „Atemnocti“ sind Diener des Bösen und wollen um jeden Preis verhindern, dass all zu viele Seelen in den Himmel eingehen.
Und sie sind näher als Meridian ahnt. Schließlich ist nur noch Tens, ein geheimnisvoller junger Mann, der sie beschützen kann, an ihrer Seite, als die Feinde losschlagen...
„Meridian - Dunkle Umarmung“ ist zwar keine typische Romanze, da die Liebesgeschichte zwischen Tens und der Titelheldin eher eine untergeordnete Rolle spielt, wendet sich aber dennoch vor allem an jüngere Leserinnen, die durch die „Bis(s)“-Romane erst auf den Geschmack für Urban Fantasy und Mystery-Romane gekommen sind, in denen Fantasie und reale Welt ineinander fließen.
Die Geschichte selbst hat interessante Ansätze, denn auf die Idee die Heldin zu einem Tor zu machen ist bisher kaum ein anderer Autor gekommen, aber die Ausführung konzentriert sich nicht so auf die phantastischen Elemente, wie sie könnte. Statt dessen nimmt sich Amber Kizer sehr viel Zeit, die Figuren und ihr Umfeld einzuführen und schmückt die Handlung mit Details aus, die nicht immer einen Sinn machen.
Oftmals stehen gerade am Anfang die alltäglichen Teenager-Probleme im Mittelpunkt und nicht die Gabe, die sich immer deutlicher zu manifestieren beginnt. Und natürlich lernt die Heldin innerhalb eines Monats ihre Gabe zu beherrschen und hat nur wenig Schwierigkeiten dabei, was man ihr auch nicht so recht abnehmen mag, nachdem sie zuvor sehr oft Schmerzen gehabt hat, wenn sie der Tod berührte. Alles was mit diesem Themenfeld zusammen hängt, wird sogar ein wenig verharmlost.
Insgesamt sind diese kleinen Schwächen aber nicht so schwerwiegend, dass sie das Lesevergnügen extrem beeinflussen, sie machen das Buch nur oberflächlicher als es sein könnte.
Alles in allem ist „Meridian – Dunkle Umarmung“ ein Buch, das auch einmal ohne eine übermächtige Liebesgeschichte auskommt, aber gerade für jüngere Leser eine spannende und unterhaltsame phantastische Lektüre bietet, in der sie viel von sich selbst wiederfinden können.
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