Meuchelsänger - Das Auge des Chaos (Autor: Achim Hildebrand)
 
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Meuchelsänger - Das Auge des Chaos von Achim Hildebrand

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Nein, dachte Nidel, du bist ein kleines Mädchen, für das man Nekronten schlachten muss ...

 

Eigentlich wollte Nidel, der Meuchelsänger, nur seiner Liebsten einen Gefallen tun. Doch kaum ist das Schiff, das ihn dem Ziel seiner Träume näher bringen sollte, havariert, folgen ihm schon Chaosbestien, liebestolle Söldner und seltsam tanzende Religionisten. Nidel muss sich seinem Schicksal stellen, wenn die Welt nicht im totalen Chaos versinken soll. Kann man einem Eiszwerg trauen? Einem Causalomanten? Oder gar einem geschäftstüchtigen Nekronten?

 

Rezension:

Ein Debüt ist immer etwas ganz besonders. Wir schreiben das Jahr 2008 und die Fantasy ist erfüllt von Vampiren und Rassenbüchern. Die leidenschaftliche Leserschaft verfolgt romantische Abenteuer in fantastischen Welten und endlosen Reihen - was also kann ein junger, frischer Autor der Welt noch schenken?

Achim Hildebrand ist nun schon seit etlichen Jahren Vierzig, also durchaus knackig genug, um sich ebenfalls mit tendenziell romantischen Geschichten zu beschäftigen, nur Vampire finden sich im Meuchelsänger nicht. Also reiner Mainstream? Nein.

 

Wer einige der Kurzgeschichten des Autors kennt, weiß, in welche Richtung sich seine Storys gern bewegen und so hat auch unser Held Nidel einiges mehr zu erdulden als der Liebes-Prämisse zu folgen.

Nidel ist in erster Linie ein pragmatischer junger Mann, der seine Angebetete nach den Qualitätsmerkmalen Vermögen und Aussehen aussuchte, leider ist er nicht der einzige Bewerber und die holde Maid weiß zudem recht genau, was sie wert ist. So lässt sich Nidel auf ein albernes Beweisen seiner Liebe ein und der Leser ist sich von Beginn an im Klaren darüber, dass das Ende garantiert nicht mit einer Hochzeit der beiden aufwarten wird.

Und tatsächlich geschehen dem Meuchelsänger beständig Dinge, die dazu führen, dass er nicht nur Schuld am Untergang der Welt sein wird, nein, auch sein ganz persönliches Leben steht auf dem Spiel. Denn das Böse lauert überall und versucht, den Chaos-Gott Ghastarangils dabei zu helfen, ganz aus der Nebelwelt herüber zu kommen, wenn er nur seine drei Augen wieder bekommt. Da Nidel nicht ganz unschuldig daran ist, dass eines der Augen in die Hände des Croomiten Oralf gelangt, wird er dazu getrieben, etwas Nekrontengift spielt hier eine bedeutende Rolle, die Verfolgung auf zu nehmen und die Welt zu retten.

Mit den richtigen Gefährten sollte das machbar sein. Schon bald geht eine illustre Gesellschaft auf die spannende Reise.

Die Bezüge zum Herrn der Ringe sind deutlich und auch nicht versteckt, es gibt etwa ein Kapitel namens Die Gefährten, aber auch Der Bannsänger dürfte zu dem literarischen Reminiszenzen gehören.

Denn „Der Meuchelsänger“ ist in erster Linie eine witzige Parodie. Dabei gibt es keine Schenkelklopfer, sondern vielmehr eine durchgängige humorige Grundstimmung, die sich aus den skurrilen und doch ganz normalen Eigenheiten der Figuren und Umstände ergibt. Seien es offensichtliche Notlügen, Kompetenzstreitigkeiten, Gaunereien oder seltsame Hobbies, beständig grinst das Schicksal leicht im Hintergrund.

Lustige und geistreiche Fantasy ist in Deutschland sehr selten. Zu dominant sind die geradlinigen Fantasy-Geschichten. Zwar gibt es auch im Meuchelsänger den klassischen „Nur du kannst die Welt retten“ Plot, aber der dient mehr dem Transport herrlich satirischer Ideen.

Etwa der Eigenart der Nekronten, mit ihren Opfern solange zu diskutieren, bis diese sich freiwillig fressen lassen. Oder jene amazonenhaften Pangulinnen, die erst heiraten dürfen, wenn sie mit einem Probemann bewiesen haben, dass sie es schaffen, Männer nicht zu hart anzufassen.

So wird man im gesamten Buch zwar eine realistische Welt betrachten können, im Sinne eines harten Überlebenskampfes, aber stets lauert da auch der normale Wahnsinn, der unsere Welt so liebenswert macht.

Beachtung sollte auch das Glossar finden, da es einige zusätzliche Informationen und Gags enthält. Der Titel lässt bereits vermuten, dass der Autor dem Reich Granica und Nidel auch weiterhin seine Aufmerksamkeit schenken wird. Gerade auch, weil der Meuchelgesang nun nicht gerade die Hauptrolle spielen durfte.

 

Der Skalding Verlag spendierte dem Werk eine feine Edition. Leinen, Lesebändchen, Goldprägedruck des Titels und illustrierter Schutzumschlag. Ein schönes Buch, wenn auch das Titelbild etwas zu pixelig wirkt, besonders die Schrift.

Aber weder am Lektorat noch am Korrektorat ist etwas zu bemängeln. Wer den Preis für ein Debüt-Roman zu hoch findet, sollte bedenken, dass hier nicht nur eine aufwändige Ausgabe vorliegt, die dafür fast schon zu preiswert erscheint, sondern auch kleiner Lichtblick im Ziegelsteinmarkt.

 

Fazit:

Achim Hildebrand ist in jeglicher Hinsicht ein beachtenswertes Debüt gelungen. Sprachlich ein munterer Erzähler, dramaturgisch hinterhältig, wie es zu einem kurzweiligen Lesevergnügen dazu gehört und vor allem fest verankert in literarischen Traditionen.

Der Meuchelsänger lässt sich als Unterhaltungslektüre ebenso genießen, wie als feinsinniges Karrikatur-Feuerwerk.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426160016c553adcd
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Buch:

Meuchelsänger - Das Auge des Chaos

Autor: Achim Hildebrand

Skalding, 2008

Gebunden, 378 Seiten

Titelbild: Nicole Neumann

 

ISBN-10: 3940695017

ISBN-13: 978-3940695017

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 26.10.2008, zuletzt aktualisiert: 21.04.2024 13:22, 7579