Rezension von Ramona Schroller
Deckeltext:
Schwarze Aschewolken ziehen über die Insel Cresos. Der Ausbruch des Vulkans Erusi hat das einst mächtige und friedliche Handelsimperium der Minotaur Lords bis in die Grundfeste erschüttert. Das Land steht am Rande des Abgrunds, denn das Große Labyrinth ist zerstört, und die einzelnen Minotaur Lords kämpfen erbittert um die Vorherrschaft im Reich.
Minotaur Lords von Reiner Knizia ist ein Kartenspiel für 2 Personen, in dem beide Spieler versuchen, die Kontrolle über das Zentrum der Macht zu erlangen. Es gilt, Untertanen, Festungen und nicht zuletzt die Gunst der Götter geschickt einzusetzen, um am Ende zu triumphieren.
Minotaur Lords ist ein 2-Personen-Spiel für Spieler ab 12 Jahren und dauert etwa 20 - 40 Minuten. Minotaur Lords basiert auf demselben Spielsystem, das Reiner Knizia schon in Scarab Lords so erfolgreich eingesetzt hat, und beide Spiele können sogar zu einem neuen und spannenden Spielerlebnis kombiniert werden.
Rezension:
Schon allein die Verpackung spricht an. Ein wunderschönes Bild mit einem Minotaurus, der auf einem Balkon steht und in das Land hinaussieht. Der Karton ist nicht zu groß und auch nicht zu schwer. Also genau das richtige.
Hebt man den Deckel ab, sieht man Karten und Spielplan. Wobei letzterer ruhig ein wenig größer hätte sein können. Die Dominanz- und die Bannmarker sind aus unterschiedlichem Material, die einen aus blau lackiertem Holz, die anderen aus einfacher Pappe. Das Spiel selbst ist schnell aufgebaut.
Die Anleitung dagegen ... Nun ja, jeder, der irgendwann schon einmal (und sei es in der Schule) einen Aufsatz hat schreiben müssen, der wird wissen, daß man Wiederholungen nicht zu oft setzen sollte. Der Texter der Anleitung wußte darüber wohl so gut wie nichts - und darum ist die Anleitung auch ein wenig schwer verständlich. Nur eines ist klar, es geht um Macht.
Das Spiel selbst geht eigentlich recht schnell. Und das liegt größtenteils daran, daß eine, die blaue, Seite einen deutlichen Vorteil vor dem Gegner hat. Sie verfügt nämlich über sogenannte „Horden„-Karten, die den Wert pro abgelegter Karte steigern und so gut wie überall anfügbar sind. Da hilft selbst die Erweiterung nicht, mit deren Hilfe man seine Karten etwas „aufmotzen„ kann. So wirkt das Spiel recht einseitig.
Ziel des Spieles ist die Dominanz in 4 von 6 Herrschaftsbereichen zu erlangen, je zwei in der oberen und zwei in der unteren „Stadt„ des Spielplanes.
Eine andere Möglichkeit, ein wenig Ausgewogenheit zu erzielen, ist die Möglichkeit, mittels eines anderen Spieles, das bereits oben erwähnt wurde: Scarab Lords. Nimmt man einen der dortigen Kartensätze statt des blauen, ist das Spiel ausgeglichener und macht mehr Spaß.
Minotaur Lords ist auf zwei Spieler ausgelegt, und man kann höchstens mit einer geraden Zahl aufstocken, soll heißen, daß statt zwei Einzelspielern auch vier Spieler zwei Teams bilden können. Dann allerdings sollten diese sich auch blind verstehen können.
Die Altersangabe auf dem Deckel ist mit 12 Jahren angegeben, und ich würde auch dabei bleiben. Da es sich um ein relatives Strategiespiel handelt, glaube ich nicht, daß jüngere Kinder verstehen, worum es sich überhaupt handelt.
Die Zeitangabe mit 20 - 40 Minuten dagegen ist extrem lang und erfordert schon eine gehörige Geduld des blauen Spielers. Denn eigentlich hat man dort schon nach den ersten Runden gewonnen. Natürlich kann man auch als blauer Spieler verlieren, dazu gehört dann aber schon eine riesige Portion guter Willen.
Alles in allem ein eher enttäuschendes und einseitiges Spiel, das mehr verspricht als es hält. Es macht nur bedingt Spaß, was sehr schade ist, denn allein die Aufmachung wäre es wert.
