Miss Fishers mysteriöse Mordfälle Staffel 2 (DVD)
 
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Miss Fishers mysteriöse Mordfälle Staffel 2

Filmkritik von Christel Scheja

 

In der australischen Serie „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ räumt die Titelheldin mit dem Klischee auf, dass Privatdetektivinnen immer ältere Damen sein müssen, deren Waffe gerade einmal der Regenschirm und die Handtasche sind. Statt dessen tritt die Heldin als selbstbewusste Frau in den besten Jahren auf, die trotz ihres Titels keine zurückhaltende englische Lady ist, sondern eher das Gegenteil. Auch die zweite Staffel erscheint bei nun bei Polyband als schön gestaltetes Digipack im Schuber mit einem Booklet.

 

War die erste Staffel mehr oder weniger der Aufarbeitung ihres großen Traumas – des Verlustes ihrer Schwester und der Überführung ihres Mörders gewidmet, kann sich Miss Fisher nun viel freier bewegen und sich ganz ihrem Vergnügen widmen, dass auch darin besteht, Detective Inspector Robinson näher zu kommen.

Immerhin ist dieser nach der Scheidung von seiner Frau endlich frei von allen gesellschaftlichen Zwängen und könnte sich wieder Beziehungen. Allerdings wird er schon bald von seiner Vergangenheit eingeholt, als ihn sein Schwiegervater, der stellvertretende Polizeipräsident um Hilfe bittet, wird er doch in einer prekären Situation – halbnackt an der Seite eines toten Freudenmädchens aufgefunden. Und natürlich mischt sich auch schon bald Phryne ein, bittet sie doch eine Freundin der Ermordeten um Hilfe, die zu allem Überfluss auch noch die Schwester ihrer treuen Begleiterin Dot Williams ist.

Schon bald muss sie ihrer Familie helfen, denn Tante Pru hat sich in den Kopf gesetzt, dass ihr Patensohn Freddy nach all dem Grauen des Krieges wenigstens die Tapferkeitsmedallie erhalten soll. Dass allerdings wühlt ein verdrängtes Trauma auf – und es kommt schon bald zu Morden und einer Katastrophe.

Selbst im Ferienörtchen Queenscliff wird Phryne von ihrer Profession eingeholt, geht es doch nicht nur um Morde, sondern auch um einen Goldschatz, der der Legende zufolge in der Bucht liegen soll.

Sport lässt die Frauen eigentlich kalt, aber immerhin ist Constable Hugh Collins im Boxring nett anzusehen, als es darum geht in diesen Kreisen einen Mörder zu finden. Und auch zwei Football-Mannschaften sind nicht gerade nett zueinander – aber kann man die Morde wirklich so einfach Tätern aus der jeweils anderen zuordnen.

Schwierigkeiten in einem Radiosender oder auf dem Melbourner College für Medizin, wie auch auf einem Weingut oder im Arbeitshaus eines Nonnenklosters stellen die Helden immer wieder auf harte Proben, müssen sie sich doch durch ein wahres Geflecht aus Lügen und Intrigen kämpfen, in dem sie sich oft genug verheddern.

Immerhin schafft es Hugh im Verlauf der Abenteuer Dorothy endlich seine Liebe zu gestehen und einen Antrag zu machen, was diese allerdings in schwere Gewissensnöte bringt. Hat sie durch Phryne doch gelernt, dass Frauen auch selbstbestimmt bleiben können und nicht unbedingt ihre Arbeit aufgeben müssen. Doch ist Hugh wirklich damit einverstanden? Und was will sie eigentlich selbst?

 

Will man in dieser Staffel einen roten Faden suchen, so kann man diesen gerade einmal bei den Beziehungen des Heldenquartetts finden. Ansonsten ist die Serie frei von einer Hintergrundgeschichte wie man sie noch in der ersten Staffel fand. Die Fälle sind unabhängig voneinander zu betrachten, obwohl es natürlich wiederkehrende Charaktere wie Tante Pru und Jacks ehemalige Frau und deren Vater gibt. Aber letztendlich werden diese immer wieder in ganz neue und eigene Probleme verwickelt.

Dennoch wird die Serie dadurch nicht langweiliger, eher im Gegenteil. Die Geschichten können sich voll und ganz auf das Wesentliche in der Episode konzentrieren – den Fall. Und das tun die Macher auch mit Genuss, nutzen sie doch die Gelegenheit Miss Fisher auch einmal aus ihrer vertrauten Umgebung zu reißen und ans Meer oder aufs Land zu schicken, wo nicht nur die Umgebung, sondern auch die Leute anders sind und sie nicht mehr so ganz auf ihr vertrautes Netzwerk zurückgreifen können.

Amüsant und mit einem lockeren Augenzwinkern werden die Ereignisse in Szene gesetzt. Die Helden gehen weitaus lockerer als in der ersten Staffel miteinander um. Vor allem Phryne und Jack lassen sich Zeit mit dem Flirten und den eindeutigen Worten oder Blicken. Das Knistern zwischen den beiden ist unübersehbar und muss nicht in Worte gekleidet werden.

Wer es dann doch etwas bodenständiger und romantischer mag, erlebt die Liebe zwischen Hugh und Dot hautnah, die allerdings auch ein paar interessante Fragen aufwirft.

Denn die Geschichten machen auch keinen Hehl daraus, dass Miss Fisher in ihrer Zeit eine Ausnahmeerscheinung ist, eine ganz über sich selbst bestimmende und emanzipierte Frau, die sich trotz ihrer Weiblichkeit nicht scheut, auch Männerdomänen wie die des Autorennsports oder hinter der Filmkamera für sich zu erobern. Und sie steht immer dann für die Frauen ein, denen allein durch ihr Geschlecht unrecht getan wird. Dabei weicht die Serie gekonnt vielen Klischees aus, die man damit in Verbindung bringen könnte.

Dot hat mit den klassischen Problemen der Frauen dieser Zeit zu kämpfen. Denn sie weiß genau, dass die Heirat mit Hugh eigentlich bedeutet, dass sie ihre Arbeit aufgeben muss und als Hausfrau und Mutter zu Hause bleiben sollte. Aber will sie das wirklich? Kann sie für ihre Liebe zu dem Constable wirklich die Aufgabe hinter sich lassen, die ihr Leben bereichert hat. Selbst hier finden die Macher eine interessante und vor allem auch glaubwürdige Lösung.

Die Episoden sind unterhaltsam und spannend aufgebaut. Neben der Interaktion zwischen den Figuren gibt es natürlich auch Action – und eine Heldin, die diesmal nicht so oft einknickt wie in der ersten Staffel.

Und die Atmosphäre ist wie immer eindrucksvoll stimmig, denn man fühlt sich nicht nur durch Kulissen und Kostüme in die späten 1920er Jahre versetzt, sondern erkennt die Stimmung auch im Verhalten der Leute wieder.

Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit. Neben dem Booklet finden sich übrigens auch auf der letzten DVD wieder jede Menge Featurettes, die quasi wie auch schon in der ersten Staffel einen Blick hinter verschiedene Aspekte einzelnen Episoden werfen.

 

Fazit:

Auch wenn es diesmal keinen roten Faden gibt, bleiben Spannung und Handlung in der zweiten Staffel „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ auf einem weiterhin sehr hohen Niveau, denn die Serie traut sich einiges und spricht auch Probleme und gesellschaftliche Details an, die in vielen anderen historisierenden Filmen gerne schon einmal unter den Tisch gekehrt werden. Dazu kommen liebenswert lebendige Figuren mit amüsanten Marotten und ein paar Kanten, vor allem aber auch ein absolut stimmiges Ambiente, dass nicht nur äußerlich wirkt, sondern sich auch im Verhalten und Denken sämtlicher Figuren wiederfindet.

 

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DVD:

Miss Fishers mysteriöse Mordfälle, Staffel 2

Regisseure: Tony Tilse, Ken Cameron, Declan Eames, Catherine Miller und andere

Format: Dolby, PAL, RC 2

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Umfang: 5 DVDs

FSK: 12

Polyband/WVG, 27. Mai 2016

Produktionsjahr: 2013

Spieldauer: 734 Minuten

 

ASIN: B01BW80BOI

 

Erhältlich bei: Amazon

Darsteller:

  • Essie Davies

  • Nathan Page

  • Ashleigh Cummings

  • Hugo Johnstone-Burt

  • Miriam Margolyes


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Erstellt: 11.06.2016, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 14592