Miss Potter (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Miss Potter (DVD)

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

London, kurz nach der Jahrhundertwende: Die bereits 30-jährige Beatrix Potter hat sich immer noch nicht von ihrem Elternhaus lösen können und ihre Hoffnungen auf Partnerschaft und Ehe schon beinahe gänzlich begraben. Ihre diesbezüglichen Freiheiten hat sie in den vergangenen Jahren genutzt, um als Malerin und Autorin Erfahrungen zu sammeln, die sie nun gerne mit der Öffentlichkeit teilen möchte. Als sie den smarten Verleger Norman Wayne kennen lernt, scheinen sich für Potter gleich zwei Visionen zu bewahrheiten: Zunächst gelingt es ihr tatsächlich, ihre Werke der Menge zugänglich zu machen, und dies mit Erfolg. Und dann erobert sie auch noch das Herz ihres neuen Mitstreiters, der sich dauerhaft nicht nur für ihre Bücher interessiert. Ausgerechnet ihre Mutter missbilligt diese Liaison jedoch und stellt Potter auf eine harte Probe. Als ein harter Schicksalsschlag ihr privates Glück endgültig zerrütten soll, findet Beatrix nur noch in ihren Bildern Trost und Anerkennung.

 

Rezension:

Beatrix Potter ist für die britische Kinder- und Jugendliteratur in etwa das, was Astrid Lindgren für den skandinavischen und, mit etwas Distanz, auch für den deutschen Raum ist, nämlich eine Autorin von größtmöglichem Stellenwert mit einem Renommee, dass in ihrem Fach ihresgleichen sucht. Trotzdem ist Potter hierzulande für viele ein unbeschriebenes Blatt, da ihre vielen Figuren und Geschichten nie in großem Rahmen den Weg über die Grenzen der Insel hinaus gefunden haben und als wichtiges Kulturgut nicht entsprechend weiter vererbt wurden.

Möglicherweise öffnet der ihr gewidmete Kinostreifen Miss Potter ein wenig an diesem Umstand, obschon er den literarischen Wert der geschriebenen und gezeichneten Werke nicht in den zentralen Fokus nimmt. Vielmehr hat sich Chris Noonan zur Aufgabe gemacht, das menschliche Drama um Beatrix und ihre Familiengeschichte aufzurollen und mit der Tragik um ihre Person zu ergänzen. Das ganze erinnert gewissermaßen an die Verfilmung des Lebens von Margarete Steiff (mit Heike Makatsch in der Hauptrolle), wurde allerdings sowohl die Schauspieler als auch die Settings betreffend noch eine ganze Spur pompöser in Szene gesetzt - und das bis an die Grenzen der Traumfabrik, ohne dabei wirklich aufgeblasen zu wirken!

 

Die Geschichte wird unterdessen wirklich leidenschaftlich erzählt und entwickelt sich alsbald zum schicksalsträchtigen Drama, wobei Renèe Zellweger aufgrund ihres manchmal leicht tollpatschigen Auftretens hier und dort auch für ein wenig gesunden Humor sorgt. Die Rolle der Bridget Jones kann sie jedenfalls auch hier nicht abstreifen, was Noonan für seinen Streifen aber auch gewinnbringend genutzt hat. Denn egal, wie man nun zu Zellweger und ihren nicht immer makellosen Schauspielkünsten steht: Als Beatrix Potter gibt sie eine fabelhafte Figur ab! Im Verbund mit Ewan McGregor, der nach Down With The Love bereits zum zweiten Mal mit der hübschen Hauptdarstellerin gemeinsam vor der Kamera steht, entwickelt sich schließlich eine richtig starke Symbiose, bei der die Chemie von der ersten Minute an stimmt. Man könnte glatt von einem eingespielten Team reden.

Dabei sind die einzelnen Parts für die beiden Hollywood-Größen durchaus eine Herausforderung. Potter steht irgendwo zwischen kreativem Genie und familiärem Wahnsinn und kämpft um ihre Freiheit als Frau und Künstlerin – eine Rolle, die man einer Renèe Zellweger erst einmal gar nicht zutrauen möchte. Doch sie meistert den zwiegespaltenen Charakter überraschend souverän und gibt sich besonders in den tragischen Szenen professionell und ambitioniert, dabei auch jederzeit authentisch. Ihre Schlüsselrolle ist womöglich auch das Geheimrezept dieser Verfilmung, die im Grunde genommen ein klassisches Märchen nacherzählt, welches jedoch inhaltlich auf einer wahren Begebenheit basiert. Den Märchenprinz mimt dementsprechend McGregor, der nicht nur das künstlerische Talent hinter Potter entdeckt, sondern auch ihre weiblichen Reize lieben lernt. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf, wenngleich sie auch spät zündet – und das auf noch ungewöhnlichere Art und Weise!

Gerade in diesem Zusammenhang eröffnen sich zahlreiche Gelegenheiten für klischeehafte Dialoge und reichlich Kitsch, was der Regisseur jedoch dadurch entkräftet, dass er die Titelfigur und ihren Lebenswandel nie aus den Augen verliert und die Love-Story nur als einen, wenn auch wichtigen, Baustein seiner Story verwendet. Wayne und Potter bzw. ihre ungleiche Verbindung mögen zwar das eigentliche kommerzielle Potenzial des Streifens in sich bergen, aber man übersieht hierbei in der oberflächlichen Betrachtung gerne auch die prinzipielle Aussage des Films, und gerade die ist wirklich reizend und macht „Miss Potter“ zu einer definitiv lohnenswerten Geschichte.

 

Die Krux der Rezension besteht letzten Endes darin, einerseits darzustellen, dass das ganze trotz Star-Besetzung und leichtem Hollywood-Pomp (die Kostüme beispielsweise sind fantastisch) einen erhöhten Anspruch aufweist, andererseits aber trotz der sich bietenden Tragik ein hoher Unterhaltungswert vorliegt. „Miss Potter“ ist nämlich weitaus mehr als eine pathetische Liebesgeschichte, nämlich ein bezauberndes, teils auch dramatisches Märchen mit durchweg authentischem Background.

 

Fazit:

Die Kombination McGregor/Zellweger zündet auch beim zweiten Versuch. Chris Noonans erste Produktion seit Ein Schweinchen namens Babe ist ein leidenschaftliches Drama mit tollen Figuren, feinsten Kulissen und sehr gut aufgelegten Darstellern, bei dessen teils magischer Präsentation man leicht vergisst, dass es sich hierbei um ein biografisches Werk handelt.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270707230694ea18
Platzhalter

Film:

Miss Potter

GB 2006

Regisseur: Chris Noonan

Komponist: Nigel Westlake

Format: Dolby, PAL, Surround Sound

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9

Ascot Elite, 23. Oktober 2008

Spieldauer: 89 Minuten

 

ASIN: B001F1128C

 

Erhältlich bei Amazon

 

Darsteller:

Renée Zellweger

Ewan McGregor

Emily Watson


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 24.01.2009, zuletzt aktualisiert: 07.12.2023 15:55, 8161