Reihe: Soul Screamers, Bd. 1
Rezension von Christel Scheja
In der irisch-schottische Mythologie sind die Banshees als diejenigen Feen bekannt, die nur diejenigen hören und sehen können, die bald sterben werden. Vor allem in Sturmnächten treiben sie ihr Unwesen und berühren mit ihren Schreien die Seelen der Menschen, die vor ihnen Angst haben und nicht wissen warum
Und genau diese Fähigkeiten scheint Rachel Vincent für ihre Geschichte aufgegriffen zu haben. Die in San Antonio lebende Autorin konnte nicht anders als Schriftstellerin zu werden, denn als älteste von vier Geschwistern musste sie immer wortgewandt sein und hat dies bis heute nicht bereut, brachte es sie doch auf die Bestsellerlisten.
Kaylee hat sich bisher immer für ein ganz normales Mädchen gehalten. Doch das ändert sich ausgerechnet in dem Moment, in dem sie der beliebteste Typ der Schule anspricht und mehr als nur flüchtiges Interesse an ihr zeigt. Als sie Nash dann auch noch auf die Tanzfläche zieht, schwebt sie wie auf Wolken, nur um im nächsten Moment um so tiefer zu fallen. Als ihr Blick zufällig auf ein anderes Mädchen fällt, sieht sie, dass dieses von einem schwarzen Schatten umgeben ist. Weil ihr danach ist, loszuschreien, flieht sie nach draußen und schämt sich im nächsten Moment bitterlich, denn wie konnte sie nur aus diesem Impuls heraus den Moment vergeigen? Weil es ihr peinlich ist, kehrt sie nicht mehr zu der Party zurück, sondern geht lieber nach Hause.
Am nächsten Morgen geht sie mit einem ziemlichen Bammel in die Schule, nur um festzustellen, dass Nash ihr das plötzliche Verschwinden nicht übel nimmt, sondern sogar noch Verständnis zeigt. Doch das ist nicht die einzige Überraschung an diesem Tag. Denn kurze Zeit später bricht das Mädchen, das sie am Vorabend von Schatten umhüllt gesehen hat, tot zusammen.
Zunächst glaubt Kaylee nur an einen dummen Zufall, aber dann wiederholt sich der ganze Vorgang bei anderen Mitschülerinnen. Nun kommt das Mädchen doch ins Grübeln, kann aber nicht erklären, warum sie immer den Drang dazu hat zu schreiben. Ausgerechnet Nash gibt ihr die Antwort: Sie ist eine Todesfee, eine Banshee und gehört wie er nicht wirklich ganz in die Welt der Menschen...
„Mit ganzer Seele“ ist der Auftakt der Saga um die „Soul Screamers“. Aus diesem Grund nimmt sich Rachel Vincent die Zeit, in die Geschichte einzuführen, Kaylee und ihre Umgebung erst einmal vorzustellen und dann nach und nach die Variablen zu verändern, um sie zusammen mit dem Leser in die Welt der Banshees und Reaper einzuführen. Denn ausgerechnet die grimmigen Schnitter scheinen die direkten Gegenspieler von Kaylee und ihren Freunden zu sein, holen sie doch die Seelen, die die Todesfeen noch eine ganze Weile auf dieser Ebene festhalten können.
Ebenso wie sich die Beziehung zwischen Nash und Kaylee, die mehr miteinander gemeinsam haben, als sie denken, festigt, streut die Autorin auch immer wieder geschickt Hinweise auf die Geschehnisse im Hintergrund aus.
Der Roman ist damit sehr routiniert geschrieben, Spannungspunkte und Enthüllungen sind gut gesetzt und sorgen dafür dass das Interesse der Leser an der Geschichte von Anfang bis Ende erhalten bleibt.
Allerdings dürften erfahrene Leser sehr schnell erkennen, wie sich die Handlung entwickeln wird, denn ebenso wie die Charaktere geht diese nicht sonderlich in die Tiefe und bleibt überschaubar. Vor allem Teenager dürften sich von dem Inhalt, der die Romantik und eine sehr vertraute Lebenswelt nicht vernachlässigt, angesprochen fühlen, während der Genre-Fan nur wenige phantastische Elemente vorfinden wird.
„Mit ganzer Seele“ reiht sich damit in die Masse der Bücher für junge und romantisch veranlagte Leser ein, die zwar mit Magie und übersinnlichen Wesen spielen, aber nicht in erster Linie auf eine phantastische Abenteuerhandlung setzen, sondern ebenso deutlich oder mehr auf die alltäglichen Probleme und romantischen Gefühle ihrer Protagonisten. Allerdings gehört der Roman ausnahmsweise auch zu den unterhaltsamen Titeln, die sich ohne bitteren Nachgeschmack lesen lassen.