Hörspiel
Reihe: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 03
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Mr. Henley, stadtbekannter Playboy, hat Angst: Schon dreimal, so erzählt er Prof. van Dusen, hat man versucht, ihn umzubringen, durch Manipulation an der Gasbeleuchtung in seinem Schlafzimmer, zu dem in den fraglichen Nächten niemand sonst Zugang hatte. Ein Motiv gibt es nicht – alles in allem ein höchst rätselhafter Fall, wie geschaffen für die »Denkmaschine«, die sich denn auch mit Feuereifer ans Werk macht. Die Ereignisse überstürzen sich: In der Wohnung direkt neben Henley stirbt eine Zofe an Gasvergiftung – auf Henley wird ein Schuss abgefeuert – und der Professor versammelt alle Beteiligten, um in unnachahmlicher Manier die überraschende Lösung zu präsentieren.
Rezension:
Das Besondere an den Krimis um Professor Dr. Dr. Dr. Augustus Van Dusen ist vor allem ihr Zeitbezug. Der Fall um den roten Faden bezieht sich auf eine Geschichte Jacques Futrelles, daher ist es nicht verwunderlich, dass die technischen Details über Gasbeleuchtung und das Wohnen im New York der Jahrhundertwende (zum zwanzigsten Jahrhundert) so stimmig wirken, jedoch hat Autor und Historiker Michael Koser auch in den weiteren Folgen stets darauf geachtet, aus dem historischen Kontext heraus, spannende Verbrechen zu konstruieren.
Diesmal ist die Mordwaffe eine Gaslampe und van Dusen wird durch die Raffinesse der Tat intellektuell herausgefordert. Genaugenommen interessiert ihn der Fall schon vor der Tat, als Mr. Henley von den Mordanschlägen auf sich berichtet.
Die Untersuchung des Tatortes vollzieht sich zunächst wenig spektakulär, erst der Tod der Zofe bringt den Fall richtig ins Rollen und der Professor löst den Fall in einem dramatischen Finale.
Miträtseln ist diesmal angesagt. Schnell werden alle Figuren eingeführt, Spuren gelegt und Verbindungen geknüpft und doch ist die Auflösung überraschend - ein perfekter Krimi.
Wir erleben zum ersten Mal Reinhard Kolldehoff Detective-Sergeant Caruso, der zu einer der wichtigsten Nebenfiguren der Serie wurde und stets für Sticheleien und Witze auf seine Kosten gut war.
Ein weiterer typischer van Dusen-Effekt ist die Überblendung der Erzählposition von Hutchinson Hatch in das Live-Geschehen. Das erhöht nicht nur die Authentizität des Berichts, es bietet auch stets ein vergnügliches Reflektieren der Handlung, gerade weil Hatch, wie auch in dieser Folge, zu voreiligen Schlüssen und Handlungen neigt.
Eine witzige, wenn auch leicht nervige Rolle darf Jürgen Thormann als Hausverwalter Crippen übernehmen, der mit Sprichwörtern um sich schmeißt und voll und ganz dem Klischee des amerikanischen Wohnungsvermittlers entspricht - köstlich.
Aber natürlich ist auch der Rest des Ensembles mit Schwung und schauspielerischer Präsenz dabei, sodass gerade das Finale zu einem Ohrenschmaus wird.
Die CD enthält einen weiteren Teil des Interviews mit Michael Koser und Regisseur Rainer Clute, in dem es um Jackes Futrelle und den Gastrollen der Serie geht. Ein kleiner Blick zurück in die Zeit, da Theaterschauspieler regelmäßig vom Rundfunk für Hörspielproduktionen verpflichtet wurden. Auch die Anekdote über die Konkurrenz mit an anderen Abteilungen zeigt wehmütig auf, dass beim RIAS inzwischen hauptsächlich Computer das Programm gestalten.
Das Cover von Lars Vollbrecht wurde wie gewohnt übernommen, gerade alte Fans wissen es sicher zu schätzen, dass auch hier Kontinuität bewahrt wurde.
Fazit:
Mord bei Gaslicht ist ein typischer van Dusen Fall und damit grandios und genial inszeniert.
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