Mord im Wendland von Klaas Kroon
Rezension von Christel Scheja
Klaas Kroon ist das Pseudonym eines Hamburger Journalisten, der unter seinem echten Namen Trainingsbücher über Skilanglauf und Triathlon mit prominenten Sportler veröffentlicht, ein Reisebuch über Mallorca und einen satirischen Roman geschrieben hat, in dem es um Radsport und Marketing geht. Mit Mord im Wendland geht ein neuer Krimi mit neuen Figuren an den Start.
Tief im Wald bei Gartow stolpern zwei Männer, die eigentlich auf einen Wolf aus sind, unversehens auf einen verlassen wirkenden Bauernhof. Sie fliehen entsetzt vor den Leichen im Hausflur und werden auf der Landstraße von der jungen Dorfpolizistin Sabine Langkafel aufgegriffen, die gleich dem wirren Gerede nach geht und einen noch schlimmeren Fund macht.
Über vierzig Jahre haben hier Menschen verborgen vor den Dorfbewohnern gelebt und sich scheinbar mehr oder weniger selbst versorgt. Nun ist es nicht nur mit der schönen Ruhe in Gartow vorbei – denn Ermittler aus Lüneburg erscheinen auf der Bildfläche, auch Sabine wächst über sich hinaus und zeigt ihre wahren Qualitäten, denn ganz offensichtlich könnte noch jemand am Leben sein und im Wald herumirren – ein Kind!
Eine einsame Gegend, Einheimische, die weg sehen, weil sie sich nicht mit den komischen Leuten abgeben wollen, die ja ansonsten auch nicht auffallen … und dazu noch rätselhafte Morde und unbekannte Leichen.
In ihrem ersten großen Fall wird die junge Landpolizistin vor große Herausforderungen gestellt, die sie gerne annimmt, denn immerhin hat sie die Stelle in Gartow nur angenommen um näher bei ihrem Vater zu sein. Dass sie mehr kann als ihr Chef wird schnell ersichtlich, als sie mit den anderen Beamten zusammenarbeitet, aber auch eigene Recherchearbeit unternimmt, die von ihren Vater unterstützt wird.
Sabine Langkafel ist die zentrale Figur in der Geschichte, die leidenschaftliche und pragmatische Polizistin, die aber auch das Herz auf dem rechten Fleck hat. Das zeigt sich als sie einer Spur nachgeht, die kaum beachtet wird und schließlich auch einen wichtigen Zeugen findet.
Mit den Einblicken in die Vergangenheit lässt der Autor auch die 1980er Jahre wieder aufleben, in denen nicht nur Anti-Atomkraft-Proteste und die Friedensbewegung sehr aktiv waren, sondern auch die unterschiedlichsten Sekten, vor allem eine.
Dass sich eine solche Kommune über einen so langen Zeitraum verstecken kann, ist gar nicht einmal so abwegig, vor allem, wenn sie jemanden haben, der auch noch dafür sorgt, dass die anderen auf Spur bleiben und ihm blind vertrauen.
Daraus entwickelt sich ein Fall, der es in sich hat und trotz verschiedener Wendungen glaubwürdig und nachvollziehbar bleibt. Zusammen mit der jungen Polizistin darf auch der Leser rätseln und Hinweise sammeln, die nach und nach immer mehr Gründe enthüllen, warum es zur Tragödie gekommen ist und was letztendlich dahinter steckt.
Die Figuren tragen die Handlung, denn sie sind nicht nur sympathisch sondern auch so gut ausgearbeitet, dass man sie sich gut vorstellen kann. Selbst bei den Nebenfiguren haben gewisse Klischees die richtige Wirkung, sie erlauben es dem Autor, sich mehr auf die Handlung zu konzentrieren.
Fazit:
»Mord im Wendland« wartet nicht nur mit einem interessanten Fall auf, der weit in die Vergangenheit zurück reicht und an die 1980er Jahre erinnert, sondern auch durch die sympatischen und facettenreichen Figuren getragen wird, die die wendungsreiche Handlung noch spannender machen.