Mord in der Pell Street von Rhys Bowen
Reihe: Molly Murphy ermittelt Band 10
Rezension von Christel Scheja
Rhys Bowen wurde zwar in England geboren, lebt aber heute in Amerika und pendelt dort zwischen Kalifornien und Arizona hin und her. Sie ist die Autorin von mehr als dreißig Krimis, unter anderem auch die über Molly Murphy, die in New York City um das Jahr 1900 spielen. Erschienen ist nun der zehnte Band mit dem Titel Mord in der Pell-Street.
Eigentlich sollte sich Molly wie jede andere gute Ehefrau in spe auf ihre Ehe vorbereiten, aber so wirklich will das nicht klappen. Denn sie nutzt die erste Gelegenheit der spießigen Schwiegermutter auf dem Land zu entfliehen und sich im quirligen New York auf einen Fall zu stürzen, der der letzte in ihrer Karriere als Privatdetektivin sein soll.
Ihr zukünftiger Mann NYPD-Captain Daniel Sullivan soll nichts erfahren, deshalb sucht sie so unauffällig wie möglich nach der vermissten Braut eines chinesischen Einwanderers und kommt so nicht nur mit einer fremden Kultur in Berührung, sondern auch einem weit verbreiteten Verbrechen.
Was wohl das besondere an den Romanen um Molly Murphy ausmacht, ist die bunte und lebhafte Mischung aus Gesellschaftsroman, Romanze und leichten Krimigeschichten, der gut recherchierte und lebendig umgesetzte Lokalkolorit und die Stimmung in der Vielvölkerstadt zu dieser Zeit.
Da die junge Frau selbst erst einige Jahre in Amerika lebt, hat sie einen ganz anderen Blick auf die bereits seit Generation dort lebenden Iren – wie man an der Verwandtschaft ihres Mannes erkennt – und steht natürlich auch anderen Einwanderern gegenüber.
Aber wie man sich denken kann, hat sie natürlich auch das Herz auf dem rechten Fleck und erkennt, wann Unrecht geschieht, auch wenn es kulturell begründet ist.
Die Autorin bindet auch das aufkommende Selbstbewusstsein der Frauen dieser Zeit ein, beschreibt einige, die ihr Geld verdienen und machen was sie wollen, ohne den Schutz eines Mannes haben zu müssen. Sie zeigt auf spielerische Art und Weise die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der damaligen Zeit auf.
Das ganze wird durch die spannende, wenn auch überschaubare Handlung verbunden, die mehrere interessante Wendungen macht, um so die ganze Bandbreite des Plots zu erfassen. Dennoch gibt es schon früh Hinweise auf den echten Täter, die am Ende die Geschichte rund machen.
Bis dahin aber wird man durch eine lebendige Geschichte geführt, die neben einigem persönlichen Geplänkel aber auch einen facettenreichen Blick auf die damalige Geschichte bietet, mit all den positiven Entwicklungen und Schattenseiten, die eine Stadt wie New York boten. Die Handlung ist wie immer in sich geschlossen und könnte das Ende der Reihe bedeuten, doch das muss nicht wirklich sein.
Fazit:
»Mord in der Pell Street« ist ein weiterer spannender Krimi aus der Reihe »Molly Murphy ermittelt«. Der Fall mag formelhaft und überschaubar erscheinen, die Geschichte selbst lebt aber in erster Linie von dem facettenreichen Zeitkolorit in der schillernden Stadt, die schon immer ein Schmelztiegel der Völker war.