Nachtfeuer von Uschi Zietsch
Reihe: Die Chroniken von Waldsee, Band 2
Rezension von Christel Scheja
Die „Chroniken von Waldsee“ ist das erste große und von irgend einem bereits vorgegebenen Hintergrund unabhängige Fantasy-Projekt, dem sich Uschi Zietsch in ihrer Laufbahn als Schriftstellerin zugewandt hat. Lange Jahre war sie in vielen anderen Projekten und Genres aktiv, nun kehrt sie wieder zu ihren Wurzeln in der Fantaqsy zurück.
Nach „Dämonenblut“ ist nun „Nachtfeuer“, der zweite Band des Zyklus erschienen. Viel hat sich für den jungen Rowarn getan, seit er eines Morgens neben der Leiche eines Mädchens erwacht ist, und für deren Mörder gehalten wird.
Er hat die idyllisch-friedliche Heimat verlassen müssen und ist mit der viel grausameren Welt konfrontiert worden, in der ein grausamer Krieg tobt, der immer weitere Landstriche erfasst.
Ihn erwartet ein viel größeres Schicksal als nur mit dem Schwert oder Bogen in einem der Heere zu dienen. Die Männer und Frauen, die sich seiner angenommen haben, enthüllen ihm, dass er der Sohn der erst kurz zuvor gefallenen Königin von Ardig Hall ist und damit nicht nur ihr Erbe, sondern auch noch die Hoffnung der freien Völker. Denn nur er kann das Böse vielleicht daran hindern, dass es nicht auch noch die letzten Teile eines mächtigen Artefaktes in die Hände bekommt und einsetzt.
Doch zunächst scheint alles gegen sie zu sein, denn eine weitere Bastion fällt, und Rowarn gerät mit anderen in Gefangenschaft, weil sich ein angeblicher Freund als Verräter erwiesen hat. Allein dem Visionenritter Angmor verdankt er schließlich seine Flucht.
Gemeinsam entkommen sie in das besonders geschützte Tal der Lady Arlyn, das von besonderen Kräften geschützt wird. Dort können sich die Recken erholen und weitere Pläne spinnen, um ihren Feind Femris in seiner „Lichtlosen Burg“ anzugreifen und ihm die Splitter des Artefaktes zu entreißen.
Rowarn macht in dieser Zeit viel durch, denn nun muss er sich auch noch einer anderen Wahrheit stellen. Denn der Dämon Nachtfeuer, den alle für den Verräter und Mörder seiner Mutter halten ist enger mit ihm verbunden, als er wahr haben will. Und Verrat wie Finsternis näher als er denkt...
Nachdem Rowarn im ersten Band gelernt hat, sich seinen inneren wie auch den äußeren Dämonen zu stellen, erwarten ihn in diesem Band weitere grausame Wahrheiten, mit denen er erst einmal fertig werden muss.
Der Roman konzentriert sich ganz auf den jungen Mann und Angmor, der für ihn zu einem väterlichen Freund wird, was später gewisse Enthüllungen um so heftiger macht.
Ansonsten erfährt man wieder mehr über den eigentlichen Hintergrund der Geschichte und die Ambitionen der Finsternis. Auch hier folgt sie klassischen Pfaden – so muss zum Beispiel der erste Vorstoß gegen das Böse einfach in einem Debakel enden, um die Dramatik zu erhöhen – sie weiß aber das Thema auch überraschend und abwechslungsreich zu variieren. Wie im ersten Band lernt man weitere Facetten der phantastische Welt und ihrer Mysterien kennen, so dass sich zum Gesamtbild weitere Facetten hinzu fügen. Genug Action sorgt dafür, dass die Spannung ausgewogen bleibt – Action, Dialoge und Beschreibungen halten sich die Waage, das eigentliche Abenteuer kommt ebenso wie der Hintergrund nicht zu kurz, und bleibt trotz seiner guten Überschaubarkeit auch komplex und spannend genug für erfahrene Leser.
„Nachtfeuer“ setzt das fort, was „Dämonenblut“ begann. Exotische Abenteuer sind mit komplexer Mythologie und einer klassischen Geschichte verbunden, die immer noch funktioniert, weil der Wunsch nach Helden nie stirbt. Das macht „Die Chroniken von Waldsee“ zu lebendig erzählter und farbenprächtig fantasievoller All-Age-Fantasy.