New Blood – Tod in London
Rezension von Christel Scheja
Anthony Horowitz ist nicht nur ein Bestseller-Autor, der seine Leserschaft mit actionreichen Thrillern und spannenden Jugendbüchern zu begeistern weiß, sondern auch bei Film und Fernsehen sehr aktiv. So stammen etwa die Drehbücher zu „New Blood – Tod in London“ auch aus seiner Feder. Die Serie lief hier im Sommer 2017 sonntags abends im ZDF.
Stefan, ein junger Mann polnischer Abstammung arbeitet erst seit kurzer Zeit im Dezernat für Betrugsfälle und macht meistens Schreibtischarbeit. Der junge Ermittler Rash hat ebenfalls einen Migrationshintergrund, was es ihm jetzt, wo er zum Trainee Detective befördert wurde, nicht gerade leicht macht, da die meisten seiner Kollegen schon älter sind und sowohl Anfängern als auch „Ausländern“ recht kritisch gegenüberstehen. Sie mögen es gar nicht, wenn „Der Neue“ seine Meinung dazu gibt und klugscheißt, weil sie auf Biegen und Brechen ihre bequemen Meinungen und Lösungen durchdrücken wollen.
Doch Rash spürt, dass die Toten nur die Spitze des Eisbergs sind, die Ausläufer einer viel übleren Verschwörung in der Pharmaindustrie, die sich bis in die Kreise der Reichen und Mächtigen zieht, denen man besser nicht ans Bein pisst – oder?
Im Rahmen der Ermittlungen trifft er auf Stefan, der ebenfalls wichtige Hinweise hat, die er so nicht weiter verfolgen kann. Beide tun sich zusammen und versuchen nun auf ihre – noch von Idealismus geprägte Art, gegen die Wand aus Anwälten, Lügen und Drohungen von allen Seiten anzukommen. Werden sie sich durchsetzen?
Es ist schon ein Schlag ins Gesicht für viele Briten, dass Anthony Horowitz, sich seine Helden genau mit dem Hintergrund aussucht, der eigentlich mehr oder weniger den Brexit ausgelöst hat. Stefan und Rash sind beide nicht in Großbritannien aufgewachsen, aber voll integriert und gut ausgebildet. Sie können zum Teil sogar ihre Sprachkenntnisse wunderbar nutzen, um mit den Leuten zu reden, für die man sonst einen Dolmetscher braucht. Aber natürlich müssen sie sich immer wieder einiges anhören, gerade die Aussagen von Rashs älterem Kollegen sind durchaus nicht nur von dem Unwillen über den klügeren Jungspund geprägt, sondern manchmal auch ziemlich eingefärbt.
Die Fälle sind natürlich mehr oder weniger übliche Krimi-Kost, wenn auch sehr routiniert aufgebaut und durchgezogen. Die Handlung konzentriert sich aber in erster Linie auf die beiden jungen Ermittler, denen man es nicht gerade leicht macht – vor allem die Vorgesetzten und Kollegen scheinen gar kein Interesse daran zu haben, dass die beiden die Ermittlungen zu einem Erfolg bringen. Und auch privat haben sie mit einigem zu kämpfen. Ab und zu streiten sie sich natürlich auch, was einfach dazu gehört.
Was an der Serie begeistert ist, dass sie aktuelle Themen aufgreift, nicht nur beim ersten Fall, sondern auch den beiden anderen, die in den insgesamt sieben Folgen abgehandelt werden. Garniert mit bissigen Dialogen ist die eingestreute Action das Tüpfelchen auf dem I, die Spannungskurve stimmt von Anfang bis Ende.
Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet, man nimmt ihnen ihre Ecken und Kanten auch ab. Das gibt eine realistische Atmosphäre, die in all dem Schmutz und der Dunkelheit, durch die sich die Helden bewegen müssen auch ein paar kleine Lichtblicke besitzt.
Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, auch die Extras können sich sehen lassen – neben gelöschten Szenen gibt es auch ein Making-of und ergänzende Featurettes.
Fazit:
Mit einem guten Blick auf aktuelle Themen erzählt Anthony Horowitz spannende Fälle, in denen die jungen Ermittler nicht nur mit den Tücken des Falls, sondern auch mit persönlichen Schwierigkeiten im Beruf und privat zu kämpfen haben, so dass man wirklich an ihrem Schicksal Anteil nimmt.
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