Nicht mein Tag von Ralf Husmann
Hörbuch
Rezension von Katrin Kess
Klappentext:
Till Reiners ist einer, der so ist wie alle, und bislang hat er das für etwas Positives gehalten. Da wo Till ist, ist es nicht trendy. Er hat eine Frau und ein Kind und ein Leben wie eine Tatort-Folge: ziemlich deutsch, mäßig spannend, mit wenig Sex, und man ahnt nach der Hälfte, wie es ausgehen wird.
Bis Nappo auftaucht, ein Kerl mit einer Tätowierung, einer Sporttasche und einer echten Waffe. Plötzlich ist alles anders: Ein Kaninchen stirbt, ein Mann wird zusammengeschlagen, ein unflotter Dreier findet statt und Bruce Springsteen spielt dazu. Außerdem fehlen der Dresdner Bank 30 000 Euro. Und Till Reiners ist auch nicht mehr, was er mal war.
Rezension:
Ein Mann in der Midlife-Crisis spielt den edlen Ritter und endet als Geisel eines eifersüchtigen Träumers mit einem fixen Wunsch und Anwandlungen von Aggressionen.
Er lernt eine völlig neue Welt jenseits seiner angenommenen deutschen Durchschnitts-Familie kennen, sieht sein Leben in anderen Bahnen verlaufen, findet Möglichkeiten für einen Neubeginn - und sehnt sich am Ende dann nach Hause und in geordnete Verhältnisse zurück. Er wünscht sich sein altes Leben und erkennt, dass es doch nicht so fade und alltäglich war. Eine oft wiederholte Geschichte nach dem Rezept: 'Du sollst Dich über das freuen, was Du hast.' Und natürlich ist der 'Böse' nicht wirklich böse, sondern einfach nur frustriert mit den gleichen Problemen wie jeder andere auch (Frauen, Geld, ...)
Ein Ereignis jagt hier das nächste. Ein wenig wie 'Resturlaub' gemischt mit 'Manta' und 'Böllermann'. Allerdings lässt die Geschichte im Laufe stark nach. Die Klischees sind zu eintönig und die Nebencharaktere zu durchsichtig. Alles wird vorhersehbar und wirkt nicht mehr glaubwürdig. Dass sich Till einfach so gegen seinen Willen mitziehen lässt, ist einfach nur ärgerlich. Selbstmitleid und Unfähigkeit bei der Hauptfigur irritieren. Was interessant anfing endet etwas enttäuschend. Schade.
Was dieses Hörbuch aber definitiv ausmacht und über einige Schwächen in der Story hinweg sehen lässt ist der absolut grandiose Sprecher. Christoph Maria Herbst haucht dieser Geschichte Leben ein und lässt sie wie eine einzige Sitcom wirken, wirklich unterhaltsam. Ohne diesen genialen und vor allem sehr bekannten Schauspieler währe dieses Hörbuch nur Mittelmaß. Durch den hohen Wiedererkennungswert der Stimme fängt man schon fast direkt beim ersten Wort an zu Schmunzeln.
Fazit:
Eine eher mittelmäßige Geschichte die aber durch den wirklich guten Sprecher zu einem absoluten Lacher wird, und mit 4 CDs und 281 Minuten ein kurzweiliges Hörvergnügen bietet.