Oblivion – The Elder Scrolls IV (PlayStation 3)
 
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Oblivion – The Elder Scrolls IV (PlayStation 3)

Rezension von Björn Backes

 

Es ist die Gottstufe unter den modernen Rollenspielen, das quantitative Nonplusultra und mit vollem Recht zum Spiel des Jahres 2006 gewählt worden. Der vierte Teil der „The Elder Scrolls“-Saga hat die PC- und Konsolenwelt einst revolutioniert wie kaum ein anderer Vertreter seiner Gattung und bereits millionenfach begeisterte Games an den PC-Bildschirm bzw. vor die XBox gelockt. Pünktlich zum Release von Sonys NextGen-Meilenstein haben die Designer von Bethesda Softworks das Spiel auch für die Playstation 3 verarbeitet, wo es nach Expertenmeinungen sogar die besten Resultate aller Portale erzielte. Erneut wurde der Titel „Spiel des Jahres“ gezückt, was die Entwickler dazu veranlasste, den Titel gleich noch einmal in einer Sonderedition zu veröffentlichen, welche neben dem bereits bekannten „Knights Of The Nine“-AddOn auch die vehement eingeforderte „Shivering Isles“-Erweiterung beinhaltet - und dies mit dem klar definierten Ziel, die Grenzen des digitalen Rollenspiel ein weiteres Mal zu sprengen. Aber wer mag an der Erfüllung dieser Vorgabe angesichts der faszinierenden Eindrücke, die „Oblivion“ versprüht, noch zweifeln?

 

 

Handlung:

 

Nicht jede Heldengeschichte ist von Beginn an ruhmreich. „The Elder Scrolls IV“ liefert hierzu das beste Beispiel, sitzt der Protagonist des Spiels doch vor seiner eigentlichen Mission noch im Gefängnis und ahnt absolut nichts vom bevorstehenden Schicksal. Dann jedoch taucht ausgerechnet der Kaiser im finsteren Verlies auf und ersucht durch die düsteren Gänge eine Fluchtmöglichkeit aus seiner geliebten Stadt. Während die Leibgarde ihn nach draußen befördert, nutzt auch der heimliche Held die Gelegenheit und stürzt in die Freiheit, wo er Zeuge eines hinterhältigen Attentats auf Kaiser Uriel wird. Bestürzt über den Umfang der Intrige erfährt man mehr über die Urheber der Morde, über den drohenden Untergang des Kaiserreichs, gleichzeitig aber auch über den rettenden Anker, den letzten noch lebenden Thronfolger, den es aufzuführen und zu schützen gilt.

 

Zur gleichen Zeit wird Cyrodiil von einer noch viel finstereren Bedrohung heimgesucht. Die Bewohner des fremden Volks von Oblivion wollen die Stadt und das Reich unterwerfen und es durch die Tore nach Cyrodiil erstürmen. Insgesamt sind 16 Tore in der gesamten Welt verstreut und bieten der feindlichen Invasion Möglichkeiten, das Kaiserreich langsam aber sicher in ihre Gewalt zu bringen. Nun liegt es am Protagonisten selbst, die Tore zu schließen, die Gefahr abzuwenden und die verbliebene Möglichkeit der legitimen Thronfolge niemals aus den Augen zu verlieren – leicht gesagt bei der Fülle an Dungeons und aktiven Interludien.

 

 

Nur die Unendlichkeit ist weniger limitiert

 

…so scheint es jedenfalls, wenn man erst einmal in die riesige Welt von „Oblivon“ eingedrungen ist. Bedenkt man beispielsweise, dass die Haupthandlung insgesamt nur einen geringen Anteil des Spiels einnimmt, diese alleine aber schon wochenlange Aktivitäten verspricht, sollte das quantitative Ausmaß des Spiels erst so richtig greifbar werden. Der zentrale Punkt von „The Elder Scrolls IV“ besteht nämlich aus den unzähligen Quests, dem Aufstöbern der Fantasy-mäßig umgesetzten Real-Life-Missionen sowie der steten Verbesserung seiner jeweiligen Charakterbestimmung. Man begibt sich in Gilden, stürzt sich in eine der 200 Nebengeschichten, pflegt Kontakte zu den unterschiedlichsten Figuren in Cyrodiil, feilscht, betrügt, stiehlt, intrigiert, tötet, bemüht sich zwischendurch auch mal wieder, eines der Tore zu schließen, und wenn dies alles noch nicht erfüllend genug ist, kann man sich sogar sein eigenes Heim nach Herzenswünschen (und je nach finanzieller Ausstattung) herrichten. Kurz gesagt: Es gibt wirklich nichts, was es in „Oblivion“ nicht gibt – zumindest unter den bereits ausgeweiteten Kriterien eines Rollenspiels!

 

 

Unheimlich vielseitige Charaktere

 

Bereits in den ersten Szenen muss sich der Spieler entscheiden, in welche Richtung er seinen Charakter maßgeblich prägen möchte. So stehen die Vorteile eines Kundschafters der Hinterhältigkeit eines Diebes gegenüber, wohingegen die Vorzüge eines Magiers in den einzelnen Dungeons natürlich auch nicht zu unterschätzen sind. Bevor man hier jedoch seine Attribute aufbereitet und den Weg seines Helden in gewisser Weise vorzeichnet, gilt es, eine Rasse anzunehmen und sich gleichsam auch an ihren individuellen Eigenheiten zu orientieren. Da die Optionen hier erwartungsgemäß enorm vielfältig sind, dürfte alleine die eigentliche Erstellung des Charakters schon unheimlich viel Zeit in Anspruch nehmen, ganz zu schweigen vom ständigen Zweifel, ob man nun auch tatsächlich den richtigen Weg eingeschlagen hat.

 

Doch Skepsis ist an dieser Stelle eigentlich unnötig, denn das Spiel ist grundsätzlich schon so ausgelegt, dass für jeden spezifischen Charakter eine Art Chancengleichheit besteht, was die Potenzierung seiner Fähigkeiten betrifft. Letzte basiert im Übrigen nicht auf Erfahrungspunkten, wie es seit jeher genretypisch ist, sondern richtet sich immerzu nach der Anwendung der speziellen Attribute. Nur gezieltes Training der einzelnen Fertigkeiten steigert deren Level und die Effizienz des Charakters in der jeweiligen Sparte, so dass der Grundbaukasten der Levelentwicklung um ein Vielfaches üppiger ist. Dies mag zwar zunächst abschrecken, erweist sich jedoch als ein immens wichtiger Pluspunkt, da die Fähigkeiten dadurch noch viel individueller geschult werden können – und auch müssen.

 

 

Das Tagebuch

 

Ein weiterer Aspekt, der „The Elder Scrolls IV“ maßgeblich von den typischen Schemen eines Konsolen-Rollenspiels unterscheidet, ist der weitestgehend nicht-lineare Ablauf der Handlung. Dem geführten Charakter wird bei der Navigation durch Cyrodiil nahezu vollkommene Narrenfreiheit zugestanden, wenngleich er das Hauptziel natürlich nicht aus den Augen verlieren darf. Doch obwohl die Zeit im Grunde genommen erbarmungslos voranschreitet, ist man an keine markanten Vorgaben gebunden, kann die einzelnen Questen in aller Seelenruhe durchlaufen – wobei dies natürlich in Relation zum Schwierigkeitsgrad zu sehen ist – und ohne steigenden Druck die weit reichende Landschaft erkunden.

 

Damit hierbei niemals die Übersicht verloren geht, führt man eine Art Tagebuch, welches einen genauen Überblick über die bisherigen Stationen und Questen erlaubt. Gerade im fortgeschrittenen Spielverlauf ist dies as Orientierungshilfe von unschätzbarem Wert. Außerdem kann man während einer Quest den Kompass befehligen und somit die nächsten Bestimmungsorte dort einzeichnen lassen. Zwar mögen die Vorgaben an mancher Stelle schon fast zu präzise sein – das Kniffel-Element wird jedenfalls selten in Betracht gezogen – jedoch ist die perfekte Spielübersicht in viele Szenen einfach durch nichts zu ersetzen.

 

 

Angepasster Schwierigkeitsgrad

 

Der nicht ganz so dynamische Schwierigkeitsgrad ist vielleicht einer der wenigen Gründe, die ein wenig Kritik rechtfertigen, denn irgendwie widerspricht sich die Entwicklung der Gegner mit dem Fortschritt des eigenen Gegners. Dort nämlich, wo zunächst noch Figuren vom niedrigeren Level die Auseinandersetzung suchen, stehen später an selber Stelle erstarkte Kontrahenten, die sich immerzu dem aktuellen Charakterlevel des Helden anpassen. Die Motivation, erst einmal entsprechend Erfahrung zu sammeln und gewisse Schauplätze erst zu gegebenem Anlass aufzusuchen, wird also nicht gefördert. Entgegen der ersten Befürchtungen ist es zwar mit wachsender Spieldauer immer noch kniffliger, bestimmte Schergen in die Flucht zu schlagen, jedoch fällt die klassische Unterteilung einzelner Dungeons in unterschiedliche Level-Stärken gänzlich weg.

 

 

Technik/Handling:

 

Unter technischen Aspekten scheint „Oblivion“ bei all den überzeugenden Vozeiche eine sichere Hausnummer zu sein. Und in der Tat: Das Spiel schlägt sich in allen Belangen mehr als respektabel, hat aber auch so manche Schwäche. Die deutsche Sprachausgabe beispielsweise ist nach wie vor nicht ganz ausgereift und in mancherlei Konversation sogar erschreckend fehlerhaft. Da die Atmosphäre ebenfalls kaum vergleichbar ist, sollte man also bei entsprechenden Fremdsprachkenntnissen langfristig auf das englischsprachige Original zurückgreifen. Davon abgesehen ruckelt das Spiel stellenweise überraschend heftig, Anscheinend hat die PS3-Engine so manches Mal doch noch Schwierigkeiten, die gewaltigen Landschaften in ihrer Detailfülle einzufangen und zu verarbeiten, so dass regelmäßige Einbrüche der Framerate leider zu verkraften sind. Im weitesten Sinne störend empfindet man derlei Einschränkungen allerdings nicht.

 

Was das Handling angeht, gleicht „The Elder Scrolls IV“ der breiten Genre-Konkurrenz: Aller Anfang ist schwer, besonders wenn man erst einmal mit den zahlreichen Menüs und Unterpunkten des Bildschirms zurechtkommen muss. Hier schlägt sich der gehörige Umfang des Spiels ein weiteres Mal nieder und erfordert während der ersten Züge noch so einiges an Geduld. Wesentliche Unterschiede zu gängigen Vertretern des Rollenspiel-Segments lassen sich daher aber nicht ableiten.

 

Dem entgegen ist die Steuerung des Helden zwar auch gewöhnungsbedürftig, nach kurzer Einarbeitungsphase aber wirklich sehr angenehm und schnell vertraut. Es bedarf zwar etwas Übung, bis man die richtige Tastenbelegung für sich entdeckt und sich mit der Vielzahl der Mechanismen arrangiert hat, jedoch geht dies mit fortschreitender Spieldauer geradezu spielerisch von der Hand und macht „Oblivion“ hinsichtlich des Handlings zu einem weitestgehend sehr benutzerfreundlichen Spiel.

 

 

Grafik/Sound:

 

Die Bewertung der insgesamt wirklich fantastischen Grafik sei noch einmal unter zwei Gesichtspunkten getrennt. Zum einen verdient die Gestaltung der Hintergründe ein riesiges Lob. Besonders in den Außenarealen ist die Perspektive traumhaft und unheimlich weit reichend, so dass man sich nicht nur an den fernen Berglandschaften und dem Blick zum Horizont, sondern generell über die vielen Details erfreuen darf, die hier wie selbstverständlich sichtbar sind. Dies gab’s definitiv noch in keinem anderen Rollenspiel dieser Art!

 

Fabelhaft ist unterdessen auch der Sound: Der erprobte Game-Komponist Jeremy Soule bescherte „The Elder Scrolls IV“ einen majestätische, orchestralen Soundtrack, der besonders in den epischen Klangmomenten Referenzklasse ist. Damit wären schließlich auch die letzten Rahmenbedingungen für einen Killer-Output geschaffen.

 

 

Spielspaß:

 

Nun, bei einer anvisierten Spielzeit von mehr als 200 Stunden, eben so vielen Questen, einer packen Hauptstory und bei der besagten, berauschenden Grafik braucht man sich um den Spielspaß sicher keine Sorgen mehr zu machen. Zwar ist Quantität nicht gleich Qualität, allerdings birgt der üppige Rahmen beim vierten Teil von „The Elder Scrolls“ zu einem nicht unwesentlichen Teil dafür, dass man sich von der packenden Rollenspiel-Action ziemlich bald fesseln lässt und geradezu in die Welt von Cyrodiil versinkt. Das Spiel scheint in seiner Ausprägung gänzlich unlimitiert, da es immer wieder neue Dinge zu erforschen und entdecken gibt und einen selbst so mancher Nebenaspekt mitunter für Tage von der eigentlichen Story fortzieht. Die Designer von Bethesda Softworks haben sich weiterhin Mühe gegeben, keine frustrierenden Hindernisse ins Spiel einzubauen. Diesbezüglich sei zum Beispiel die Möglichkeit genannt, sich an Orte, die man bereits gesichtet hat, ohne langes Aufsehen teleportieren zu lassen. Dafür verstreicht zwar die gleiche Zeit wie bei der realen Bewältigung der zugehörigen Strecke, jedoch spart man sich lästige Laufarbeit. Innovativ und einfach nur gut! Ergo: Woran es bei diesem Monster-Spiel am wenigsten mangeln soll, das ist ganz klar der Spaß!

 

 

Fazit:

 

Im Grunde genommnen ist bereits alles vorweggenommen worden, was ein adäquates Fazit ausschmücken könnte. Dennoch, ganz kurz auf den Punkt gebracht: „The Elder Scrolls IV – Obllivon“ ist das bislang beste Konsolenrollenspiel auf dem Markt, bedingt einerseits durch den maßlosen Spielrahmen, andererseits aber vor allem durch die unbegrenzte Vielzahl an Handlungsmöglichkeiten, die man so prall ausstaffiert ebenfalls noch nirgendwo begutachten konnte. Wenn wirklich ein Spiel für die PS3 in allen Belangen verpflichtend ist, dann mit Sicherheit dieses preisgekrönte Meisterwerk!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426113340433813be
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Oblivion – The Elder Scrolls IV

von Bethesda Softworks/Ubisoft

Plattform: PlayStation 3

USK-Einstufung: Freigegeben ab 12 Jahre gem. 14 JuSchG

ASIN: B000XSKRU2

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.03.2008, zuletzt aktualisiert: 21.01.2015 11:08, 5949