Reihe: Wildstorm Essential Band 1
Rezension von Christel Scheja
Hundert Jahre in der Zukunft hat die Menschheit das Sonnensystem für sich erobert, Reisen zu anderen Planeten sind nicht mehr mit den Schwierigkeiten verbunden, die man heute noch hat. Diskusförmige Fähren bringen die Menschen ins All und dort von einer Weltraumstation aus zu den verschiedenen Planeten und Stützpunkten im Orbit. Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein, wie man glauben mag. Auch zwischen den Sternen herrschen Korruption, Verrat und Machtgier.
Nathan Kane, ein Waffeninspektor der Vereinten Nationen, wird auf die Forschungsstation „Cold Harbor“ über dem Jupitermond Europa geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen, denn die Erde haben beunruhigende Nachrichten erreicht.
Tief unter der Eisschicht des Ozeans haben die Wissenschaftler nämlich etwas entdeckt, was die Geschichte der Menschheit und die Sicherheit des Sonnensystems entscheidend beeinflussen könnte.
Schon die Reise des Waffeninspektors steht unter keinem guten Stern, denn auf dem Marsmond Deimos wird er von einer Bande aufrührerischer Arbeiter verprügeld und beinahe ermordet. Und neben der „Cold Harbor“ umkreist auch noch eine vollautomatisierte Station des Megakonzerns „Doors“ den Mond, deren menschliche Besatzung durch implantierte Chips unter der Kontrolle der Konzernleitung stehen.
Auch sie sind an den Forschungsergebnissen interessiert und versuchen sie den Wissenschaftlichen abzunehmen. Denn ihre Entdeckung ist mehr als brisant. In dem tiefen Ozean treiben Kammern außerirdischen Ursprungs, mit lebendigem Inhalt. Sind es nur die sterblichen Überreste der Rasse, die vor den Menschen das Sonnensystem bewohnte, oder steckt in ihnen mehr?
Noch während sie sich der Übergriffe des Konzerns erwehren müssen, finden Kane und die Forscher heraus, dass sie es hier mit einer Waffe zu tun haben, die bereits den Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter erschuf. Und wem auch immer es gelingt, sie erneut zu aktivieren, der wird am Ende das Sonnensystem auf dem Gewissen haben.
Es bleibt ihnen also nichts anderes übrig als genau das zu verhindern, auch wenn es ihr eigenes Leben kosten könnte.
„Ocean“ ist eine klassische SF-Story im modernen Gewand. Sie spielt mit Themen, die die Autoren schon in der Frühzeit des Genres reizten und setzt sie spannend und zeitgemäß um. Zusammen mit Nathan Kane kommt man erst nach und nach hinter das volle Ausmaß der Entdeckung der Besatzung von „Cold Harbor“. Und natürlich gibt es auch wieder die Bösen, die aus dem Hinterlassenschaften der Vergangenheit Profit schlagen möchte - egal, welche katastrophalen Folgen das für die Menschheit haben könnte...
Zwar bleiben viele Fragen offen, die man in einem Roman sicher noch hätte klären können, die Geschichte im Comic ist allerdings in sich geschlossen und abgerundet, sie bietet vom Anfang bis Ende gute Unterhaltung. Angenehm sind auch der klare und durchweg saubere Zeichenstil und die dazu passende Farbgebung.
Alles in allem ist „Ocean“ ein spannendes Abenteuer, dass in Details Erinnerungen an „Outland“ wachruft und jedem an Comics interessierten SF-Fan nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann, denn es bietet weit mehr als eine simple Action-Story.