Rezension von Bine Endruteit
Rezension:
Odette Toulemonde ist eine ganz normale Frau. Sie lebt zusammen mit ihren beiden gerade erst erwachsen gewordenen Kindern in einer kleinen Wohnung und arbeitet als Verkäuferin in einem Kaufhaus. Nebenbei näht sie Revuekostüme, um ein wenig Geld zusätzlich zu bekommen. Als Halt in ihrem Leben dienen ihr die Romane von Balthazar Balsan. Seine Geschichten haben ihr die Freude am Leben wiedergegeben, als ihr Mann starb und sie drohte, im Unglück zu versinken.
Nun gibt ihr Idol in der Buchhandlung eine Signierstunde und ihr großer Traum geht in Erfüllung: Sie wird ihren Lieblingsautoren treffen. Leider geht alles schief, Odette ist wie versteinert und kann kaum ein Wort hervorbringen. Sie stottert so sehr, dass die Widmung auf „Dette“ lautet. Da kann sie nur ein Blick in ihr geliebtes Buch wieder aufheitern. Die rettende Idee hat ihr Sohn: Nun schickt sie Balthazar Balsan einfach einen Brief, in dem sie schreibt, was sie ihm sagen möchte.
Was Odette nicht weiß ist, dass Balthazar kein glücklicher Mann ist. Er leidet unter den Kritiken, die sein neuestes Werk zerreißen und entdeckt, dass seine Frau fremdgeht. Er verfällt in eine tiefe Depression. Sein Rettungsanker ist der liebevolle Brief von Odette und so steht er eines Tages bei ihr vor der Türe und bittet sie um Beistand.
Odette Toulemonde ist ein Film in der Tradition von Die fabelhafte Welt der Amélie. Allerdings ist er an manchen Stellen deutlich tragischer als dieser. Odette, eine Frau in den besten Jahren, hat sich alles so eingerichtet, wie sie es gerne hätte. Die Wohnung, in der sie lebt, ist durchaus kitschig zu nennen. Alles ist bunt und voller Plastik, wirkt dabei aber immer fantasievoll und hebt die Laune. Auch wenn alles um sie herum noch so schwierig ist, ihre Tochter keinen Job findet und der Termin mit ihrem Traumautoren platzt, sie bewahrt ihre fast schon naiv wirkende Fröhlichkeit. Ganz anders sieht es bei Balthazar aus. Er lebt in einem großen, modernen Haus mit einer Haushälterin. Von einem heimischen Gefühl kann hier nicht die Rede sein. Auch in ihrer Darstellung unterscheiden sich die beiden Charaktere sehr stark. Odette liebenswert und fröhlich, Balthazar verschlossen und depressiv. Doch genau diese beiden Menschen finden zusammen.
Catherine Frot und Albert Dupontel spielen ihre Rollen sehr authentisch. Natürlich ist die Handlung an manchen stellen etwas überzogen dargestellt, das gehört zu dem Film aber einfach dazu und macht ihn zu herzergreifend. Gerade das Ende weiß zu berühren, denn das die beiden zueinander finden scheint nicht so einfach zu sein, wie man es erwarten würde.
Der Film von Eric-Emmanuel Schmitt ist eine Ode an das Leben und eine Aufforderung es sich so schön wie irgend möglich zu machen. Der Symbolcharakter ist sehr stark, so schwebt Odette in der Luft, wenn sie nervös aber glücklich ist. Außerdem begegnet sie immer wieder einem Mann, der ganz klar Jesus verkörpert, dabei aber seltsam abgehoben wirkt. Stellenweise driften die Szenen in extremen Kitsch ab, bleiben dabei aber immer liebenswert. So singt die Hauptdarstellerin gerne zu Musik und zeigt dabei kleine Choreographien.
Fazit:
Dieser Film ist genau das Richtige für alle, die sich einfach mal fallen lassen wollen in eine Welt, in der die Liebe noch etwas zählt und man einfach glücklich sein kann, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt.
