Odin Sphere (PlayStation 2)
 
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Odin Sphere (PlayStation 2)

Rezension von Björn Backes

 

Im Lande Eiron tobt ein fürchterlicher Krieg, an dessen Spitze der finstere Dämonenlord Odin steht, ein unerbittlicher Tyrann, der es in erster Linie auf einen mächtigen Gegenstand, den Hexenkessel abgesehen hat. Mit dieser Wunderwaffe will er künftig die Geschicke des Landes lenken und den Krieg endgültig zu seinen Gunsten entscheiden. Also entsendet er seine Tochter Gwendolin, eine geschickte Walküre, in die Schlacht, und erhofft sich von ihrem Einsatz das vorzeitige Ende der Auseinandersetzungen – natürlich zu seinen Gunsten.

Doch die junge Dame entdeckt im Laufe ihrer Mission, dass die unehrenhaften Vorhaben Odins Eiron langfristig ins Elend stürzen werden. Genauso wie vier zunächst noch völlig unbekannte Verbündete stellt sie sich dennoch den Monstern, die diese Welt infiltriert haben, erfährt stets mehr über das Schicksal ihrer eigenen Persönlichkeit und beschließt, ihrer Heimat den Frieden zu bringen.

 

 

Das Spiel:

 

In „Odin Sphere“ schlüpfen die Spieler in die Rolle von fünf gänzlich unterschiedlichen Charakteren, die allesamt mehr oder minder zufällig in den Krieg in Eiron hineingezogen werden. Das Spiel erzählt ihre Geschichte, bringt sie in den Kontext eines großen Fantsy-Epos’ und beschreibt gleichzeitig ihre unkonventionelle Verbindung, die sich erst nach und nach ergibt.

Dabei beginnt das Spiel sehr, sehr merkwürdig. Man übernimmt im ersten Kapitel den Part Gwendolins und soll an ihrer Seite dafür sorgen, dass die ultimative Waffe zur Unterdrückung er übrigen Nationen in seinen Besitz bringen. Nanu, man agiert an der Seite Odins, des offensichtlichen Bösewichts? Doch schon im Verlauf der gestaffelten Akten dieses ersten Kapitels erweist sich diese ungewöhnliche Vermutung bereits als Trugschluss. Erwartungsgemäß besinnt sich Gwendolin ihrer Moral und kämpft fortan durch das Gute. In einem ebenso seltsamen, runden Kampfareal schlägt sie sich durch die feindlichen Horden, lernt mit den Gegebenheiten des eigensinnigen Level-Aufbaus umzugehen und stellt sich am Ende schließlich dem ersten Endgegner und somit einem Duell, welches man auch als Herausforderung mit höchstem Anspruch bezeichnen darf.

 

Bereits in diesem Kapitel öffnet sich dem Spieler die unheimlich dichte und umfassende Welt des Gesamtkonzepts „Odin Sphere“. Ausladende Welten, innovative Strukturen und generell Lokalitäten, die allem bisher dagewesenen trotzen paaren sich mit einer feinstens ausgeklügelten Background-Story, die an sich schon lukrativ genug ist, um sich mit dem Titel zu beschäftigen. Aber genau dies ist ja bei den Designern von Square Enix im Prinzip schon serienmäßig integriert.

 

Im Verlauf der spielerischen Erzählung wird man schließlich mit einigen ungewöhnlichen Personen konfrontiert, deren Stränge sehr individuell verlaufen, von denen man aber insgeheim schon weiß, dass sie irgendwann aufeinander treffen werden, um die Geschichte homogen zu Ende zu bringen. Bis hierhin ist es jedoch ein weiter Weg; man kämpft sich durch die runden Arenen, sucht nach wichtigen Items und Waffen, erprobt die Möglichkeiten der Psyphos-Waffe und lässt sich dabei von der Story an Orte lenken, an denen bereits wieder neue Überraschungen, Einschnitte oder gar komplette inhaltliche Wendungen folgen.

 

Während der Background des Spiels nun auf ein klassisches RPG schließen lässt, verhält sich die Realität ein wenig anders. Zwar greift „Odin Sphere“ weitestgehend auf typische Rollenspiel-Mechanismen zurück, was Zauber, Aufleveln und Magie an sich betrifft. Letztere definiert sich in diesem Fall jedoch auf den Sonderfähigkeiten der Psyphos-Waffe, die mittels absorbierter Photonen gesteuert wird. Für jeden geschlagenen Gegner werden diese Photonen freigesetzt und füllen den Energievorrat dieser Waffe auf, welche man nun für spezielle Angriffe nutzen kann. Gerade bei den sehr harten Endgegnern sollte man sich vorher genügend ausrüsten, um nachher nicht in die Enge getrieben zu werden.

 

Photonen haben aber auch heilende Kräfte, die man sich mittels eines sehr eigenständigen Systems zunutze machen kann. Die Spieler erhalten Samen, die sie nachher zu Pflanzen formen können, deren Früchte wiederum die Lebenskraft auffrischen – und eben diese Pflanzen zehren ausschließlich von der Kraft der Photonen.

 

Von derartigen Elementen jedoch abgesehen ist „Odin Sphere“ insgesamt recht stark auf die Action ausgelegt. Die kniffligen Elemente beschränken sich weitestgehend darauf, einzelne Gegenstände in den eigenwillig geformten Levels zu entdecken, Ausgänge und Übergänge in andere Szenarien aufzustöbern und nach Taktiken zu forschen, um die meist im Rudel auftauchenden Gegner zu zerschlagen. Ansonsten gilt es, die Spezialfähigkeiten der fünf Charaktere zu analysieren, sich mit ihnen vertraut zu machen und schließlich ihre Aufträge im Gesamtzusammenhang zu verstehen und gewissenhaft auszuführen. Und wenn zwischen den Horden an Feinden und der sehr lebendigen Action noch Zeit bleibt, bzw. man sich nicht ständig Gedanken machen muss, wie man die oftmals schwierigen Kampfsituationen nun unbeschadet bestehen soll, sollte man sich eben diese Zeit auch nehmen, um die tolle, einfallsreiche Story zu genießen. In den fünf Welten, ihren untergeordneten Akten und allen Nebensträngen wird nämlich reichlich geboten, was Fantasy-Liebhaber auf Anhieb ansprechen sollte.

 

 

Technik/Grafik:

 

So mancher Nostalgiker wird sich bei „Odin Sphere“ ganz besonders über die fantastische Old-School-Präsentation freuen. Die Animationen sind durchweg handgezeichnet und erinnern an die ersten Vermischungen von Anime-Stil und Videospieloptik, die damals bereits die ersten Saga- und Nintendo-Geräte begeitete. Der Unterschied besteht natürlich darin, dass die Gegebenheiten der Hardware vorzüglich genutzt werden und man die Ressourcen besonders in den üppig besetzten, beweglichen Szenarien bis an die Grenzen ausreizt.

 

Dennoch wird das Spiel selten unübersichtlich, selbst dann nicht, wenn eine Vielzahl feindlicher Kreaturen sich in den Weg stellt. Mit den NExtGen-Konsolen mag das Ganze zwar nicht heranreichen, bedenkt man aber, wie sich derartige Abenteuer auf der Playstation 2 grafisch entwickelt haben, ist „Odin Sphere“ schon das Höchste der Gefühle. Umindest was die lineare, temporeiche 2D-Action anbelangt, gehört das Spiel zur Referenzklasse.

 

Die technischen Standards sind indes überhaupt sehr hoch. Der Umfang ist beträchtlich und liefert Stoff für üppige Spielrunden in jedem einzelnen der fünf Levels. Hinzu kommt natürlich die gigantische Story, die einen wesentlichen Part im allgemeinen Konzept einnimmt und auch abseits der eigentlichen Action richtig auflebt. Die Liebe zum Detail, die sich hier niederschlägt, erstreckt sich letztendlich über die liebevolle Präsentation, die sehr schön ausgearbeiteten Menüs und die feine Vermischung von Rollenspielelementen und reinen Action-Sequenzen. Vorbildlich, was Sqaure Enix hier bewerkstelligt haben.

 

 

Spielspaß:

 

Bei einer erwarteten Spieldauer von 50 Stunden, einem äußerst anspruchsvollem Schwierigkeitsgrad und teils brutal heftigen Anforderungen ist die Langzeitkoppelung mit „Odin Sphere“ grundsätzlich vorgezeichnet. Allerdings ist die Herausforderung bisweilen auch fast schon auf einem Level, den man als unfair bezeichnen muss, weil manche Gegnerkombinationen und Endgegner regelrecht frustrierende Eigenschaften aufbringen. Außerdem offeriert das Spiel nicht die Möglichkeit, sein gesamtes Arsenal jederzeit freizügig zu nutzen und sich mit heftigen Tastenschlägen durch die Konflikte zu prügeln. Man muss immerzu die Kondition seines Charakters berücksichtigen und bei einer Überbeanspruchung befürchten, kurzerhand zu Stein zu erstarren und en Attacken der Feinde hilflos ausgeliefert zu sein. Hier die richtige Balance zu finden, erfordert reichlich Übung und Geduld – Eigenschaften, die letztendlich auch über den Spaßlevel des Spiels entscheiden. Doch wenn man sich die gigantischen Level-Konstruktionen und die fein ineinander greifenden Mechanismen vor Augen ruft, die Story und Action zusammenhalten und darüber hinaus für eine absolut berauschende Atmosphäre sorgen. Nachdem die ersten Hürden dann genommen sind, wird man jedenfalls schnellstens zu der Erkenntnis kommen, dass mehr Spielspaß kaum geht.

 

 

Fazit:

 

„Odin Sphere“ wird sämtlichen Vorschusslorbeeren gerecht und ist womöglich einer der letzten Pflichttitel für die langsam einstaubende zweite Playstation-Variante. Basis hierfür ist die fantastische Story, die hier eine filmreife Action-Präsentation erfährt und durch die zahlreichen spannungsvollen Wendungen fast schon auf einer Stufe mit dem aktiven Gameplay gesetzt wird. Die Vermischung dieser Elemente ist hier allerdings in einer Art und Weise aufgearbeitet, die für das auslaufende Zeitalter der PS2 beispielhaft ist und die Konsole sowie eben jenes Spiel irgendwann mal in guter Erinnerung behalten wird. Wer Rollenspiel-Atmosphäre und flotte Action mag, ist bei „Odin Sphere“ definitiv goldrichtig!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329134231cad09fe2
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Odin Sphere

von Ubisoft

Plattform: PlayStation2

USK-Einstufung: Freigegeben ab 6 Jahren gem. 14 JuSchG

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.03.2008, zuletzt aktualisiert: 03.02.2015 06:19, 6147