Oh. Mein. Gott. von Meg Rosoff
Rezension von Christel Scheja
Meg Rosoff arbeitete erst in vielen verschiedenen Berufen unter anderem auch in der Werbebranche und im Verlagswesen, bis sie zu schreiben anfing. 1978 zog sie von New York nach London, wo sie noch heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt. Der neuste Roman der mit vielen Preisen ausgezeichneten Autorin ist nun erschienen: „Oh.Mein.Gott.“
Viele stellen sich Gott als gütigen alten und weisen Mann mit Rauschebart vor, der die Menschen beschützt und ihnen helfen will. Auch Lucy betet immer wieder zu ihm, in der Hoffnung, dass sie endlich einmal jemanden findet, der sie wirklich liebt und sich nicht nur mit ihrer Schönheit schmücken will. Verehrer hat sie einige, denn sie ist lustig, nett und zuvorkommend – so wie man sich eine sonnige Person eben vorstellt.
Vielleicht hat sie auch deshalb kaum auf den immer schlecht gelaunten und egozentrischen Bob geachtet, der mit seinen neuzehn Jahren faul und selbstverliebt in den Tag hineinlebt.
Was sie allerdings nicht ahnt ist, dass ausgerechnet dieser unangenehme Junge der Gott ist, zu dem sie fast jeden Tag betet? Vor undenklichen Zeiten hat er diesen Job beim Poker gewonnen, oder besser seine Mutter Mona, die nichts mehr liebt als Alkohol, Glücksspiel und wechselnde Liebschaften. Den größten Anteil an der Arbeit an diesem Planeten hat deshalb nicht er geleistet, sondern der konservative Mr. B., der ihm damals zur Seite gestellt wurde und nun als eine Art Privatsekretär dient.
Als sich Bob in Lucy verliebt, bricht das Chaos auf der Erde aus, denn seine wechselnden Stimmungen, seine Wut und Verzweiflung, als sie ihn das erste Mal abweist, brechen sich in Katastrophen und unberechenbarem Wetter Bahn? Nun ist guter Rat teuer, denn mit seinen Gefühlen könnte er eine ganze Welt ins Unglück stürzen...
Meg Rosoff wählt für ihr Buch ein Thema an dem sich auf dem ersten Blick vermutlich die Geister scheiden werden. Aber geht es ihr wirklich darum, sich über die christliche Religion lustig zu machen?
Wenn man bereit ist, sich ein wenig näher mit dem Buch zu beschäftigen, merkt man recht schnell, dass dem nicht so ist. Es mag zwar sein, dass sie sich erlaubt, einige Bibelstellen wie die Schöpfungsgeschichte anders zu interpretieren als man es gewohnt ist, tatsächlich dreht sich die Geschichte aber um sehr menschliche Dinge?
Mit Bob hält sie den Lesern einen Spiegel vor? Wer ist selbst nicht manchmal zu faul die Verantwortung zu übernehmen und überlässt sie anderen? Wer schwelgt nicht auch gelegentlich in Selbstmitleid und ist nie zufrieden mit dem, was er hat? Selbst der göttliche Bob leidet darunter, dass seine Mutter einen sehr lockeren Lebenswandeln führt und sich nur selten um ihn kümmert. Die wahre Liebe hat er bisher vergebens gesucht.
Erst in Mona findet er dass, was er sucht – aber kann er sie wirklich so einfach für sich fordern, oder muss er sie erst für sich verdienen?
Auch die Personen in seinem Umfeld machen eine Entwicklung durch. Mr. B. ist zunächst verbissen auf seine Aufgabe fixiert und lässt nichts anderes daneben gelten, am Ende merkt er aber auch, dass er viel unverkrampfter handeln und einfach einmal seinem Gefühl folgen darf und nicht nur immer dem Verstand.
Mona behält zwar ihre sonnige Art, entdeckt aber auch für sich, dass sie eigentlich gar nicht nach den Sternen greifen muss, sondern sich eigentlich nur mit wachen Augen in ihrer Umgebung umsehen braucht, um ihr Glück zu finden.
Am Ende der philosophischen Parabel bekommt daher jeder, was er verdient, ohne dass die Autorin einmal mit dem erhobenen Zeigefinger gewunken hat.
Spannung entsteht durch die Interaktion der Figuren und das Chaos, das im Hintergrund abläuft, weniger durch die Handlung. Längen kommen trotzdem keine auf, da Meg Rosoff sehr konsequent bei der Hauptgeschichte bleibt.
Alles in allem ist „Oh.Mein.Gott.“ sicherlich kein leicht zu verdauendes, aber doch flott zu lesendes Buch in dessen Sammelsurium an kauzigen Figuren und menschlichen Themen sich jeder interessierte Leser irgendwann wiederfinden wird. Nur wer lockere und leichte Kost sucht, über die er nicht nachdenken muss, sollte besser zu einem anderen Buch greifen.
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