Old Boy Bd. 1 (von Nobuaki Minegishi & Garon Tsuchiya)
 
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Old Boy von Nobuaki Minegishi & Garon Tsuchiya

Band 1 von 4 | Carlsen Manga

Rezension von Christian Endres

 

Was würden Sie tun, wenn Sie nach zehn Jahren Isolationshaft – aus einem Ihnen unbekannten Grund, für ein Ihnen unbekanntes Vergehen –, plötzlich aus Ihrem kleinen, fensterlosen Privatgefängnis mitten in der City entlassen werden würden? Sicher, der erste Sternenhimmel und die erste Ladung frische Luft – und dann? Eine Zigarette? Ein kühles Bier? Ein guter Whisky? Ein festliches Mahl? Mit der U-Bahn fahren? Sex?

 

Goto steht vor der gleichen Entscheidung bzw. Erfahrung, als ihm eben genau das passiert: Von heute auf morgen ändert sich sein »Alltag«, wird er aus seiner kleinen, kargen Zelle entlassen, in der er nur einen Fernseher hatte, um am Leben draußen ›teilzunehmen‹, zwei Mal am Tag chinesisches Essen durch eine Türklappe in Bodennähe gereicht bekam und nur von seinem Krafttraining vor dem Durchdrehen bewahrt wurde. Er lebte also fast so asketisch wie ein Mönch, wie er kurz nach seiner Entlassung feststellen wird. Sonstige Erklärungen für seine Gefangenschaft oder deren abruptes Ende? Negativ.

 

Eine junge Frau hilft dem Ex-Knacki der etwas anderen Art zunächst unwissentlich, ins Leben zurück zu finden. Parallel macht Goto sich jedoch schnell voller Entschlossenheit auf, seine Vergangenheit zu erforschen, und schafft es mittels Verstand, Detektivsinn und einer Prise Glück, jenes Gebäude zu finden, in dem er die letzten zehn Jahre seines Lebens abgeschottet vom Rest der Außenwelt verbracht hat. Doch nicht nur das. Mit dem Gebäude als Puzzlestück müsste es ihm ja eigentlich auch möglich sein, die Person zu finden, die keine Kosten gescheut hat, um Goto diesen unfreiwilligen Zehn-Jahres-Urlaub in privater Einzelhaft zu gewähren...

 

Es gibt diese Geschichten, die schon von Haus aus ein so faszinierendes Konzept und eine so interessante Ausgangslage haben, dass die Seiten beim Umblättern schier knistern und man überhaupt gar nicht schnell genug umblättern kann: Old Boy von Autor Garon Tsuchiya und Zeichner Nobuaki Minegeshi ist eine dieser Geschichten. Die Idee hinter der feinen Thriller-Story ist nicht nur ungemein fesselnd und intensiv, sondern auch beklemmend – man teilt Gotos Paranoia und vor allem seinen heftigen Drang, Licht in das Dunkel der letzten zehn Jahre zu bringen und den Grund für seine üble Inhaftierung zu erfahren.

 

Dass es Nobuaki Minegeshi dann auch noch gelingt, die Eindrücke von Gotos frisch zurückgewonnener Freiheit und Gotos obsessive Jagd, ja das Katz- und Maus-Spiel in Tokio in realistischen Schwarzweißbildern einzufangen, katapultiert Old Boy in atmosphärische Gefilde, von denen viele Thriller – egal ob Comic, Buch oder Film – häufig nur träumen. Kein Wunder, dass es auch schon eine Verfilmung des packenden Stoffes gibt, während man die Manga-Vorlage nicht aus der Hand legt, bevor man nicht am Ende angekommen ist.

 

Ein elektrisierender Auftakt, der süchtig macht.

 

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191042463de9f3a4
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Comic:

Old Boy Bd. 1

Reihe: Carlsen Manga

von Nobuaki Minegishi & Garon Tsuchiya

Paperback, 432 Seiten

Carlsen, November 2006

ISBN: 3551753113

Erhältlich bei: Amazon

Zusätzliche Infos:


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Erstellt: 27.10.2008, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 7597