Ordensbuch: Gabrieliten
 
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Ordensbuch: Gabrieliten

Reihe: Engel

Rezension von Michel Bernhardt

 

Die Himmlischen Heerscharen gehen in die zweite Runde. Nach den Michaeliten werden nun im zweiten Ordensbuch von Engel die Gabrieliten, die Streiter des Herren vorgestellt. Schon vor dem offiziellen Erscheinungstag murmelte man, es würde noch besser werden als das Ordensbuch: Michaeliten – schauen wir einmal ob diese Prognose zutreffend war.

 

Von der Aufmachung her präsentiert das Ordensbuch: Gabrieliten den gewohnt hohen Standard der Engelreihe, und der Illustrator Tobias Mannewitz hat erneut meisterhafte Arbeit beim Artwork geleistet. Der Band ist im Softcoverformat erschienen und umfasst satte 104 Seiten, die sich mit den angelitischen Todesengeln beschäftigen. Wie Michaeliten ist das Quellenbuch in fünf Kapitel und einen Appendix unterteilt, wobei sich vor jedem Kapitel eine stimmungsvolle Kurzgeschichte befinden, welche den Leser direkt in die Welt von Engel entführt. Und zu guter letzt findet sich auch in diesem Ordensbuch eine drei DIN A4 Seiten große Karte des gabrielitischen Himmels zu Nürnberg. Doch betrachten wir das Ordensbuch einmal im Detail.

 

Schon die Kurzgeschichte des ersten Kapitels: hortus angelorum mortis ist überaus gut gelungen, und stimmt den Leser darauf ein, mit was er es in diesem Buch zu tun bekommen wird: Dem vielleicht wichtigsten Grundpfeiler der Angelitischen Kirche, den Todesengeln, welche mit Feuer und Schwert, selbst in ihrem Heimatland bedrängt, den Willen des Herrn gegen Dämonen und Ketzer durchsetzen. Anschließend erfährt man im längsten Kapitel des Bandes jede Menge über die Stammlande der Gabrieliten – Gabrielsland, den Resten des heutigen Deutschlands. Orientiert an den vier Provinzen, Windland, Feuerschoß, Noricum und die Schwarzalpen, handelt das Kapitel Facetten wie Bevölkerung, Klima und Wirtschaft ab, und konzentriert sich hiernach noch auf die wichtigsten Orte und Städte der Provinz, samt ihrer Prominenz. Mit Gestalten wie Kardinal Emilius von Baun, dem Beschützer der Heiligen Lanze, Xaver der Schmied, dem Schrottbaron des belagerten Augsburgs, und einigen mehr, kommen wahrlich interessante Antagonisten daher, an denen sich viele spannende Geschichten aufbauen lassen. Eine Karte der gesamten Region erleichtert Orientierung und Überblick in Gabrielsland, und schließlich wird auf den zentralen Moloch, Nürnberg selbst eingegangen. Auch von der größten Stadt Europas findet sich eine Karte, welche die Ausmaße der von Flüchtlingen überrannten Stadt deutlich macht. Aufgeteilt in Alt-, Neu- und Vorstadt, wird ein genaues und sehr lebhaftes Bild Nürnbergs gezeichnet, wobei besondere Örtlichkeiten und urbanes Legendengut nicht zu kurz kommen. Erklärung findet auch wie die Gabrieliten es immer noch schaffen Herr über das Chaos zu bleiben, und welche sonderbare Rolle den Nürnberger Hamstern zukommt. Das erste Kapitel endet mit einigen Beschreibungen zum Brauchtum in Gabrielsland, erklärt unter anderem was böse Himmelsrichtungen sind, welche Rolle dem himmlischen Feuer zu gedacht wird, und worum es sich beim Feiertag des Viechgestechs handelt.

 

Kapitel Zwei: castra gabrielitorum ist dann kürzer gehalten und beschäftigt sich mit dem Himmel der Todesengel, der dunklen Festung des Ordens selbst, welche wie ein mahnender Zeigefinger in die Wolken über Nürnberg sticht. Aus den Tiefen der Gewölbe im Fundament des Himmels, wo die geheimnisvollen Zeidler umgehen, über die gigantischen Wohnanlagen der Beginen und Monachen, arbeitet man sich Meter um Meter nach oben, und dringt dabei wortwörtlich in immer himmlischere Gefilde vor. Der Leser erfährt von den besonderem Zugeständnis der Gabrieliten an den raphaelitischen Heilerorden, von eindrucksvollen Sälen wie der reichgeschmückten Ruhmeshalle oder der Aula Maxima, und gelangt so schließlich in die Spitze der Festung – fast eine Meile über dem Erdboden. Zu dieser schwindelerregenden Höhe haben nur die wenigsten Zutritt, denn hier werden die wichtigsten Geheimnisse des Ordens gehütet, befinden sich Äbtissin Susats Gemächer, und trifft man die schwarzgewandeten Todesengel selbst in Scharen.

 

Im dritten Kapitel: machinationes gabrielitorum geht es dann ganz konkret um die Todesengel selbst. Die ersten Seiten des Kapitels erklären im Detail die Ausbildung der Streiter des Herren, von dem Moment an, da sie von Gottes Seite hinab auf die Erde steigen. Von den ersten Lateinlektionen, über den bewaffneten Kampf und das korrekte Auftragen der schützenden Flammensalbe, bis hin zum Aufsagen des Gabrielis Hochgebet (von dem sogar der genaue Wortlaut abgedruckt wurde), erfährt man alles von der Ausbildung der Gabrieliten. Außerdem wird erklärt wie bei vielen Gabrieliten ihre typische Arroganz und ihr Hochmut entstehen, und das sich die Todesengel sogar gegenseitig in sogenannten Kampfspielen herausfordern, um festzustellen wer der Beste aus ihren Reihen ist. Nach den Erklärungen zur Ausbildung, werden drei Fraktionen des Engelordens vorgestellt, unter anderem auch die stigmatisierten Passagianten, welche man eventuell bereits im Roman Hiobs Botschaft II kennen gelernt hat. Anschließend werden drei neue Mächte für erfahrene Gabrieliten vorgestellt, und genau in D20 Regeln erklärt. Das Kapitel schließt hiernach mit fünf Beispielcharakteren der Todesengel, komplett mit Hintergrundgeschichte, Charakteristika für das Arkana- und Werten für das D20 System, sowie einem ganzseitigen hübschanzuschauenden Charakterportrait.

 

Das vierte Kapitel: gabrieliti extra fines schildert die außenpolitischen Aktivitäten des Ordens. Es beginnt mit zwei Settingbeschreibungen, einmal in Urielsland an der Meerenge von Gibraltar, wo die Gabrieliten am größten Bauprojekt seit der Errichtung der Himmel mithelfen, und anschließend wird der Leser in die Regenwälder des heutigen Ungarns entführt, wo Gabrielstempler in einem ominösen vorsintflutlichen Gebäude, seit Jahren den Angriff auf eine Diadochenstadt vorbereiten. Hiernach wird beschrieben wie die Engel der anderen Orden die Todesengel sehen, und umgekehrt. Es wird erläutert wo es in den Scharen zu Konflikten kommen kann, anhand der zentral wichtigen Rolle welche die Gabrieliten einnehmen. Abschließend wird noch auf die Sichtweise des Klerus auf den Gabrielisorden eingegangen, denn auch hier gibt es einiges Konfliktpotenzial, aus dem sich spannende Geschichten weben lassen.

 

Sodann finden im fünfen und letzten Kapitel des Ordensbuches: dramatis personae schließlich noch vier auserwählte Gestalten aus Gabrielsland Erklärung. Natürlich wird auf Äbtissin Susat, die wohl mächtigste Frau des 27. Jahrhunderts, eingegangen, und auf ihre Stellvertreterin, die Priorin des Gabrielitenhimmels. Nach diesen beiden Frauen folgen zwei Männer, ein kirchentreuer und ein entthronter Rebell, die sich im Noricumer Land einen erbitterten Wettstreit liefern, der vielleicht nur durch den Einsatz von mysteriösen Stahlkutschen entschieden werden kann, die schon seit Ewigkeiten eingestaubt in dunklen unterirdischen Kavernen aus Beton lagern. Alle vier Charaktere sind ausführlich beschrieben, von der Hintergrundsgeschichte über Aussehen bis hin zu Rollenspielhinweisen, bekommt der Erzähler alles an die Hand, um lebendige Antagonisten in seinen Epos einzuflechten. Natürlich wurden die Charaktere auch mit Werten für das D20 System ausgestattet. Und so endet der Quellenband schließlich mit einem vierseitigen Appendix, in dem zwei neue Waffen sowie Rüstzeug samt Werten vorgestellt, und lebenswichtige Accessoires der Gabrieliten wie die Flammensalbe, aber auch andere Erfindungen aus den Laboren Nürnbergs, erläutert werden.

 

Legt man das Buch beiseite und lässt den Inhalt noch einmal vor dem Inneren Auge Revue passieren, so wird man die anfangs gestellte Frage, ob die Prognose zutreffend war, dass das Ordensbuch: Gabrieliten Michaeliten noch übertreffen werde, wohl mit einem Ja beantworten können. Der Quellenband reiht sich problemlos in die hochwertigen Publikationen der Engel-Reihe ein, und man merkt das hier ein kreativer Geist am Werke war, der mit innovativen Ideen und Spaß am Spiel, ein sehr gelungenes Gabrielsland zu Papier gebracht hat, welches sich bei der Lektüre wie eine lebendige Masse im Geiste des Lesers heranbildet. So muss ein Quellenbuch sein! Überall findet man Stoff für neue Abenteuer und Geschichten – egal ob über die aus dem Nordmeer kommende Traumsaat, gabrielitische Expansionspolitik nach dem Europakonzil, oder die Entwicklungen und Probleme in der größten Stadt Europas an sich.

 

Fazit:

Für jeden wird sich im Ordensbuch: Gabrieliten etwas finden. Dabei eignet sich der Band gleichsam für Erzähler und Spieler – auch wenn es für letztere natürlich spannender ist, Gabrielsland und seine Eigenarten in ihren Charakterrollen zu erfahren. Einziges Manko des Buches sind die relativ vielen Rechtschreibfehler – hier hätte der Lektor eindeutig bessere Arbeit leisten können. Und das Kapitel zum Aufbau des Himmels selbst kommt einen nach der Beschreibung des Himmels von Roma Æternas – aus dem Ordensbuch: Michaeliten – irgendwie schon vage bekannt vor. Ansonsten aber top. Auf einer Skala von 1 (mies) bis 5 (sehr gut) ohne weitere Probleme und völlig berechtigt eine 4 – wobei der Schritt zur 5 minimal ist! Wir dürfen gespannt sein auf Raphaeliten!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328150516ea20353d
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Ordensbuch: Gabrieliten

System: Die Chroniken der Engel

Autor: Verena Stöcklein

Verlag: Feder und Schwert

ISBN: 3-935282-79-6

Erhältlich bei: Nackterstahl.de

 


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Erstellt: 13.07.2005, zuletzt aktualisiert: 24.02.2015 21:07, 561