Orphan – Das Waisenkind (DVD; Horror; FSK 16)
 
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Orphan – Das Waisenkind (DVD; Horror; FSK 16)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Es sind schwere Zeiten im Hause der Colemans. Nach der Totgeburt ihres dritten Kindes und dem Beinahetod ihres Sohnes flüchtet die Komponistin Katherine Coleman (Verne Farmiga) in die scheinbar tröstende Taubheit des Alkohols. Doch ihren regelmäßigen Alpträumen kann sie nicht entkommen. Ihrem Ehemann John (Peter Sarsgaard) und nicht zuletzt sich selbst zuliebe, sucht sie Hilfe bei einer Psychiaterin – doch die Wunden der Vergangenheit wollen einfach nicht heilen. Zu schwer lastet die Erinnerung an das tote Baby auf den Schultern des jungen Ehepaares; von der Furcht, auch beim nächsten Mal das Gleiche durchstehen zu müssen, ganz zu schweigen.

Doch ihr Wunsch nach einem dritten Kind will sich einfach nicht abschütteln lassen und so beschließen Katherine und John dem katholischen Waisenhaus ganz in der Nähe einen Besuch abzustatten. Während seines Streifzugs durch die Flure des Gebäudes entdeckt John rein zufällig ein sehr schweigsames und scheinbar in sich gekehrtes Mädchen. Esther (Isabelle Fuhrman) lautet der Name der Kleinen, die ob ihres gesitteten Auftretens und ihrer Intelligenz Johns Herz im Sturm erobert – und kurze Zeit später auch das von Katherine. Von neuem Optimismus angetrieben, leiten die beiden umgehend die nötigen Mittel und Wege ein, um Esther schon recht bald als neues Familienmitglied in ihren eigenen vier Wänden begrüßen zu dürfen.

Es dauert auch nicht lange, bis Esther die Fahrt zu ihrem neuen Heim antreten darf. Begeistert und verzückt zugleich bezieht sie dankbar ihr neues Zimmer und tritt schon bald den Weg zur Schule an.

Das Leben der Colemans scheint wieder in gerade Bahnen gelenkt worden zu sein – oder?

Nicht ganz. Denn kurz darauf trüben dunkle Wolken am Horizont die so sonnigen Aussichten. Zunächst sind es nur winzige Kleinigkeiten, wie der Unfall einer gehässigen Klassenkameradin oder Aussagen, die sich einfach zu erwachsen und ob ihrer drastischen Form zu schockierend anhören, um dem normalen Repertoire einer Elfjährigen zu entstammen. Daraufhin stellt die besorge Katherine Kontakt mit Schwester Abigail (CCH Pounder) her, der Leiterin des Waisenhauses. Sehr zu Esthers Missfallen. Doch kehrt die Nonne nicht zum Waisenhaus zurück …

Anders als ihr Umfeld, hegt Katherine jedoch starke Zweifel an der Unfalltheorie, die Schwester Abigails Verschwinden scheinbar erklären soll. Im Verborgenen fängt sie an, nachzuforschen. Immer tiefer dringt sie in die scheinbare Vergangenheit ihrer Adoptivtochter und stößt auf ein Labyrinth aus Rätseln und Ungereimtheiten, die schlichtweg keinen Sinn ergeben.

Was sie nicht weiß: Esther hat sie längst ins Auge gefasst – und schmiedet bereits Pläne …

 

Dark Castle Entertainment – wer diesen Namen vor Beginn eines Spielfilms liest, der weiß im Grunde, was ihn erwartet: klassische Horror-Sujets, die einen neuen Anstrich verpasst bekommen haben. Beispiele dafür sind unter anderem Gothica (2003), House of Wax (2005) oder The Reaping (2007). Doch was sich im Grunde nach einem, für Horrorfreunde ganz interessanten Konzept anhört, sollte nicht immer mit Qualität gleichgesetzt werden – auch wenn mit Joel Silver, Gilbert Adler und Robert Zemeckis drei filmische Schwergewichte hinter dem dunklen Schloss stehen. Noch dazu ist die Thematik des „bösen Kindes“ alles andere als neu oder originell. Und um aus dem ikonischen Schatten von Meilensteinen wie Der Exorzist (1973) oder Das Omen (1976) treten zu können, bedarf es schon einer ganzen Menge.

Clevererweise verzichtet der spanischstämmige Regisseur Jaume Collet-Serra nahezu vollständig auf angesagte Filmtechniken und Erzählweisen und wendet sich stattdessen der Vergangenheit zu; genauer gesagt, dem Suspensekino der Siebziger Jahre und damit jener Ära, in der besagte Filme entstanden sind.

Abgesehen von einer kurzen, aber sehr intensiven Terrorattacke zu Beginn, nimmt er sich Zeit, das seelische Innenleben der Familie Coleman genau zu durchleuchten. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die schauspielerische Leistung von Verne Farmiga, die sehr glaubhaft eine junge Mutter portraitiert, die von Kummer und Verlust förmlich aufgezehrt wird. Von Beginn an wird dem Zuschauer deutlich suggeriert, dass sie diejenige ist, die im Mittelpunkt der Ereignisse steht und die ihr zur Seite stehenden Akteure zwar gut mit ihr interagieren, doch letztlich eigentlich nur Beiwerk sind.

Bis ein gerade Mal dreizehn Lenze zählendes Mädchen in Erscheinung tritt und der Oscarnominierten Farmiga sofort die Schau stiehlt: Auftritt Isabelle Fuhrmann!

Was dieses Mädchen hier vonstatten gibt, ist schlichtweg atemberaubend. Und sehr oft bedarf es dabei nicht mal großer Gesten. Nicht selten ist ein kurzer Blick, ein Zwinkern oder eine knappe Lippenbewegung um dem geneigten Zuschauer kalte Schauer über den Rücken zu jagen. Verstärkt wird diese immer stärker werdende Intensität durch die zwei Seiten der Kleinen. Da gibt es auf der einen Seite das stille, intelligente Mädchen und auf der anderen Seite eine völlig durchgedrehte Irre mit einem rabenschwarzen Geheimnis. Eine wahre Berg- und Talfahrt! Apropos Geheimnis: wie jeder gute Thriller besitzt auch Orphan – Das Waisenkind jenen Twist im Finale; das gewisse Etwas, das ihn über den Durchschnitt hebt. Was das genau ist, wird an dieser Stelle natürlich nicht ausgeplaudert. Nur so viel: Die besagte Wendung hätte ganz leicht und ziemlich arg ins Auge gehen können – wäre da nicht erneut Isabelle Fuhrmann gewesen, die es schafft, der ohnehin schon im oberen Bereich angesiedelten Spannung eine zusätzliche Größe hinzuzufügen, die einem solide platzieren Schlag gen Solar Plexus gleichkommt.

 

Fazit:

Zieh dich warm an, Damien! Die durchtriebene Esther ist im Anmarsch – und mit ihr ein wirklich spannender, exzellent inszenierter Horrorthriller der Güteklasse 1

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202412140948172f65d884
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DVD:

Orphan – Das Waisenkind

Original: Orphan

USA 2009

Regie: Jaume Collet-Serra

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Umfang: 1 DVD

FSK: 16

Kinowelt GmbH, 18. März 2010

Spieldauer: 117 Minuten

 

ASIN: B0032HC0O2

 

Erhältlich bei Amazon

 

Darsteller:

Vera Farmiga

Peter Sarsgaard

Isabelle Fuhrman

CCH Pounder

Jimmy Bennett

Karel Roden


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Erstellt: 30.03.2010, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 10259