Outlast (PC)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Outlast (PC)

Rezension von Cronn

 

Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit. Irgendwo schwappt Wasser.

Ich nehme den Camcorder und hebe ihn vor die Augen, schalte die Nachtsicht an. Grün schimmert das Bild auf dem Schirm. Ein Kellerraum, bis zu den Knöcheln überflutet. Einige hölzerne Paletten. Zwei Eisentreppen führen hinweg in weitere Gänge. Eine Tür am anderen Ende des Raums. Dazwischen der Hauptschalter für den Stromgenerator.

Hier irgendwo müssen die beiden Hebel sein, die ich ziehen muss, um den Stromgenerator in Gang setzen zu können. Aber wo?

Ich wate durch den Keller und nähere mich der Tür. Langsam schiebe ich sie auf. Dahinter erkenne ich einen Raum voller Dosen und Wischbesen. Am hinteren Ende der Regalreihen ragt ein Hebel aus der Wand.

Das ist es!

Begeistert laufe ich darauf zu und ziehe den Hebel nach unten. Sofort rastet er ein und ein Summen deutet darauf hin, dass ich die Stromzufuhr zum Teil wiederhergestellt habe.

Doch da ist noch ein anderes Geräusch. Eine Stimme. Sie murmelt in tiefer, rauchiger Stimmlage: »Ich habe doch etwas gehört …«

Das ist einer der Wahnsinnigen der Irrenanstalt! Ich muss mich verstecken!

Hastig sehe ich mich um. Dort drüben stehen zwei Eisenspinde, die groß genug für einen Erwachsenen sind. Ich renne hinüber und reiße die Klappe auf, zwänge mich in den „eisernen Sarg“ und schließe sie wieder. Gerade noch rechtzeitig!

Durch drei Ritze auf Augenhöhe sehe ich, dass ein Mann den Raum betritt. Er ist groß, missgebildet durch Geschwüre und Narben. In der Rechten schwenkt er einen Baseballschläger.

»Wo bist du, Schweinchen?«, ruft er und sieht sich um. Blickt hinter die Regale, schaut hoch und zu mir. Mein Herz bleibt fast stehen. Hat er mich entdeckt?

Er läuft herüber zu mir, wendet sich an den Spind links neben mir. Er reißt ihn auf und ruft: »Hast du dich hier versteckt?«

Ich fühle, dass mich eine Ohnmacht umfassen will und kann gerade noch dagegen ankämpfen. Jetzt wird er gleich meinen Schrank öffnen und mich packen!

Doch – nichts passiert. Der Kerl murmelt ein »Da muss ich mich wohl verhört haben!« und verlässt den Raum.

Noch einmal Glück gehabt!

 

Outlastist ein Horror-Adventure aus der Egoperspektive und wurde vom Studio Red Barrels entwickelt und ist über Steam oder der Website des Entwicklers als Download erhältlich. Red Barrels hat mit »Outlast« seinen Einstand gegeben und man sieht schon an der Vorrede, dass es ein gelungener Einstand ist. Derart intensiv wurde man als Spieler schon lange nicht mehr erschreckt. Doch welche Story steckt dahinter?

 

Hintergrund:

Man spielt einen Journalisten, der in einem merkwürdigen Fall Nachforschungen vor Ort anstellt. In den Bergen von Colorado liegt das Mount Massive Asylum, eine Irrenanstalt. Dort sollen seltsame Dinge vor sich gehen, wie ein Whistleblower dem Journalisten verraten hat.

Nun ist man als Spieler aufgefordert, herauszufinden, was in der alten Irrenanstalt passiert. Schnell wird man jedoch vom Jäger zum Gejagten...

Die Story von »Outlast« ist definitiv ein Highlight des Spiels. Sie wirkt wie ein Geheimnis, das nach und nach aufgedeckt wird. Das gelingt dem Spiel hervorragend. An Innovation bleibt die Story allerdings zurück, sondern bedient Horror-Fans mit durchwegs klassischem Inhalt.

 

Gameplay:

»Outlast« spielt sich in der Egoperspektive wie ein Shooter, ist aber ein Action-Adventure. Die Rätseldichte ist dabei unterdurchschnittlich, man ist mehr damit beschäftigt, Schlüsselkarten zu finden und an anderen Stellen einzusetzen. Aber der Weg dazwischen ist kreativ aufgewertet durch die Art und Weise, wie der Horror umgesetzt wird.

Der Spieler sieht seinen Avatar quasi durch dessen Augen, daher erkennt man Arme, Hände, Unterleib und Beine. Dieser Körperlichkeit wird auch im Spiel Rechnung getragen: Steht man an einer Wand oder einem Durchgang, greift der Avatar automatisch an die Wand/ den Durchgang. Das hört sich auf den ersten Blick unwesentlich an, trägt aber stark zur Immersion des Spielers in die Spielwelt bei.

Auch die Parcour-Einlagen sind grandios. Ähnlich wie bei Mirrors Edge muss man vor Gegnern davonrennen – man ist unbewaffnet! Dies inszeniert »Outlast« sehr gut, indem man Parcour-mäßig über Tische und andere Hindernisse hechtet und sich an Deckenrändern hochziehen kann. Während des Rennens kann man per Tastendruck nach hinten schauen – ein noch nie gekanntes Gefühl des Verfolgt-Werdens kommt auf! Prima!

Weiterhin gelingt es dem Game durch das Versteck-Spiel den Spieler zu gruseln. An bestimmten Stellen im Spiel darf man sich verstecken: unter Betten, in Schränken. Das Gefühl ist unbeschreiblich, wenn man im Schrank sitzt und sieht, wie ein Gegner herumschleicht, dabei vor sich hinmurmelnd. Man fühlt sich an die Thief-Serie erinnert.

Es wechseln sich die hektischen Passagen mit ruhigen Abschnitten ab, in welchen man relativ unbehindert durch die Nervenheilanstalt schleicht, immer mit einem Schock rechnet, der natürlich zunächst ausbleibt. Wenn er aber dann kommt, trifft er wie ein Faustschlag.

Dieser Wechsel ist es, der »Outlast« so spannend macht, kombiniert mit dem Gefühl des Bedroht-Seins. Verstärkt wird dieses Gefühl durch die Dunkelheit, die man mit Hilfe eines Camcorders zu durchdringen sucht. Dabei erhält man Notizen, die das Bild der seltsamen Vorgänge ergänzen, das man durch Lektüre herumliegender Akten bekommt. Für den Camcorder benötigt man Batterien, auch um die wichtige Nachtsichtfunktion nutzen zu können. Diese Batterien findet man hier und da, vor allem unter Treppen (wo in alten Shooter-Tagen die Health-Packs lagerten …).

 

Grafik und Sound:

Unter der Haube von »Outlast« schnurrt der Engine-Motor von Unreal/Epic in seiner dritten Erscheinungsform. Dementsprechend gut sieht das Game aus. Die Texturen sind zumeist knackig scharf und gut aufgelöst. Die Licht- und Schatteneffekte erzeugen eine zutiefst bedrohliche Atmosphäre.

Die Soundeffekte passen hier ebenso ins Bild. Getragen von einer sanften, aber nervenzerreibenden Musikuntermalung mit Streichern, passgenau kontrastiert von Bläsershots in den Schock-Momenten. Dadurch ergibt sich ein positives Fazit zum Musik- und Soundbild von »Outlast«.

 

Fazit:

»Outlast« ist ein wahres Fest für Horror-Fans: Die gruselige Story, das klassische Setting, das Gefühl des Bedroht-Seins angesicht der eigenen Waffenlosigkeit, die Dunkelheit, die angsteinflößende Brutalität – auch das muss erwähnt werden: »Outlast« ist nichts für schwache Nerven und Kinder! - all die erwähnten Dinge tragen dazu bei, dass das Game für sich ein grandioses Erlebnis ist. Die erwähnten Parcour-Einlagen tun ihr Übriges dazu, damit man als Spieler von einem rundum gelungenen Horror-Abenteuer sprechen kann.

Gerne mehr davon!

Unbedingt im Dunkeln spielen!

Nach oben

Platzhalter

PC:

Outlast

Red Barrels, September 2013

 

Downloadkauf über Steam

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426044525d344eacf
Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 28.11.2013, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 13327