Paradise Kiss Vol. 2 (DVD)

Filmkritik von Thomas Pichler

 

Rezension:

Mit den Folgen 5-8 geht auf dieser DVD die Anime-Variante der Geschichte um die Freundesgruppe hinter dem Modelabel Paradise Kiss weiter. Für einen Anime eher uncharakteristisch ist dabei, dass auch für Quereinsteiger recht schnell durchsichtig wird, worum es eigentlich geht.

 

Eine Gruppe junger Leute studieren an einer Kunstakademie. Sie haben sich zu Paradise Kiss zusammen getan und bereiten ein tolles Kleid für eine große Show vor. Kopf der Gruppe ist George, den man definitiv exzentrisch nennen darf, da er aus für diesen Term ausreichend wohlhabenden Verhältnissen stammt. Das quietschende Mädchen der Gruppe ist Miwako, der Gruppen-Punk Arashi und die irgendwie mysteriöse Isabella. Der Neuzugang zur Truppe ist Yukari, genannt „Caroline“, die als Model für das Kleid fungieren soll.

 

Sie ist auch der eigentliche Hauptcharakter, denn worum es eigentlich geht, ist ihr Erwachsenwerden und ihre Suche nach einem Platz in der Welt. Da sie beschließt, die Aufnahmeexamen für die Uni zu schmeißen, kommt es zu Spannungen mit ihrer Mutter. Sie nimmt Reißaus, kommt schließlich bei dem von ihr angehimmelten George unter und macht sich auch auf Job-Suche. Zum Ende der achten Episode hin hat sie dann so einiges gelernt. Zum Beispiel, dass ihr Schulkollege Hiroyuki sich Sorgen um sie gemacht hat und dass ihre Mutter einer Modemodel-Karriere nicht grundsätzlich im Wege steht.

 

Die Optik der Serie hat mich wirklich positiv überrascht. Spätestens das Rosen-Motiv auf der DVD hat mich doch eine Menge rosa und Kitsch pur erwarten lassen – und genau das wird dann gar nicht geboten. Sicher, ein wenig kitschig wird es stellenweise schon, wenn etwa Yukari ein Fotoshooting macht. Im Allgemeinen ist der Zeichenstil aber durchaus realistisch und hat speziell an Arashi mit seinen Sicherheitsnadel-Piercings auch echte Kanten. Das einzige Manko ist, dass ausnahmslos alle Charaktere aussehen wie noch nicht ganz 20 – inklusive Miwakos Schwester, deren Alter definitiv als 36 angegeben wird und Georges Mutter, die optisch nicht wie in den Vierzigern sonder eher wie zu sehr dem Alkohol zugetan wirkt. Von der Regie her gewöhnungsbedürftig ist, dass eigentlich ziemlich häufig nicht die eigentliche Szene gezeigt wird, sondern Schuhe, eine Häuserfront oder eine Extrem-Nahaufnahme. Damit will ich jetzt gar nicht einmal sagen, dass das etwas schlecht ist, aber es wird sich keinesfalls jeder damit anfreunden können.

 

Zwei Tonspuren und deutsche Untertitel sowie ein Video von der japanischen Release Party und vier Song-Clips als Extras machen die Ausstattung der DVD nicht unbedingt umfangreich, aber akzeptabel. Da die Bild- und Tonqualität absolut in Ordnung ist, muss man auch sagen: Besser wenig und gut als Dutzende Features und alles Schrott.

 

Was die Altersempfehlung betrifft, muss ich mich wohl in mehrfacher Hinsicht outen. Wenn George SM - Anspielungen macht, finde ich das ziemlich offensichtlich – ich bin wohl ein böser Junge. Wenn es nicht so wirklich direkt im Bild aber eben ganz offensichtlich zur Sache geht und George ein „Ich bin drin!“ zum Besten gibt, stelle ich fest, dass das jetzt aber nicht im Beckerschen AOL-Sinne war – werbegeschädigt dürfte ich also ebenfalls sein. Insgesamt denke ich mir dann, dass ich die DVD vielleicht nicht unbedingt einer Zwölfjährigen geben würde – demnach bin ich vermutlich auch noch erzkonservativ.

 

Fazit:

Die zweite von drei DVDs der Serie Paradise Kiss spinnt die Geschichte vom Erwachsenwerden Yukaris weiter und ist dabei sicher anders als die meisten bekannten Animes. Ob das gut oder schlecht ist, hängt bei dieser Serie sicher sehr stark vom individuellen Geschmack ab. Die primäre Zielgruppe sind sicher jugendliche oder jugendlich gebliebene Seherinnen, ein Hang zu Modefetisch scheint weniger wichtig für Freude am Sehen zu sein als ein Hang zu – und nein, präziser geht es nicht – „irgendwie schräg“. Vorab einen Blick z.B. auf einen Trailer auf einer anderen Panini-DVD, kann hier sicher nicht schaden.

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