Wenn man an die »Greek Goddesses« denkt, hat man zumeist andere Göttinnen im Sinn, so wie Hera, Athene und Artemis. Lucia Herbst greift in ihrer Reihe allerdings diejenigen mythischen Frauen auf, die eher in der zweiten Reihe standen, aber eines gemeinsam haben – an ihnen wurden schwere Verbrechen begangen. Nun ist Persephone – Verdammt mächtig an der Reihe.
Medusa hat mit ihrer Anklage mehr los getreten als gedacht, denn nun beschließt auch Persephone, die der Gorgone geholfen hat, das anzuzeigen, was Hades und Co. ihr angetan haben, auch um den eigenen Seelenfrieden zu finden. Denn die Zeit, in der sie die Geschicke der Unterwelt in den Händen hielt, zeigen ihr, dass auch bei ihr einiges im Argen liegt.
Vor allem fürchtet sie den Schatten, der immer wieder Besitz von ihr ergreift. Und zudem spürt sie, dass es an der Zeit ist, endlich sie selbst zu werden und sich aus den Fesseln zu befreien, die ihr Hades und andere angelegt haben.
Wieder geht es um eine mythische Figur, der großes Unrecht angetan wurde. Persephone mag zwar eine eher untergeordnete Göttin und keine ehemalige Sterbliche sein, aber ihr wurde ebenfalls Gewalt angetan, weil ihr Umfeld eigene Interessen verfolgte und sie zu ihrem Spielball machte.
Doch anders als Medusa kämpft Persephone nicht nur um die Bestrafung der Täter und Gerechtigkeit auch sie selbst muss reifen und wachsen, schlummert doch der Schatten nicht ohne Grund in ihr.
Wieder gelingt es Lucia Herbst, das ganze in ein spannendes Gerichtsdrama zu verwandeln, in dem sie sich viele Gedanken um die wahren Hintergründe macht, die Hades, aber auch andere angetrieben haben, der ehemaligen Frühlingsgöttin so viel Leid angetan zu haben.
Und genau das wird Schritt um Schritt sehr plausibel und nachvollziehbar enthüllt, die Taten kommen auf sehr ansprechende Weise ans Licht und helfen auch der Figur dabei, sich weiter zu entwickeln und ihren wahren Platz in der Unterwelt einzunehmen.
Wieder einmal wird eine abwechslungsreiche Handlung geboren, die bewusst mit dem Mythos spielt und ihn nach und nach auseinander nimmt, dabei interessante Verbindungen knüpft und zudem dafür sorgt, dass das ehemalige Opfer sich aus allen Fesseln löst und emanzipiert.
Angenehm dabei ist, dass die romantische Seite des Ganzen, die Geschichte zwar etwas würzt, sich aber nicht in den Vordergrund drängt und die Ermittlungen wie auch die Enthüllungen erstickt, sondern sich glaubwürdig in den Reifeprozess Persephones einfügt und das Ganze abrundet.