Porterville (Staffel 2)
 
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Porterville Staffel 2

Hörbuch

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

»Transfer beendet«, verkündet die Computerstimme aus den beiden Lautsprechern, und mit einem hellen Piepton schaltet sich der Außenmonitor wieder ein. Doch da draußen ist … nichts.

 

Nichts außer dichten, weißen Schwaden.

Keine Welt.

Kein Sein.

Nur Nebel.

 

Rezension:

Porterville beweist, dass die Misere des Deutschen Fernsehens nicht an den AutorInnen liegt. Es gibt wohl momentan nichts Vergleichbares in der deutschsprachigen Science-Fiction, weder was den dramatischen Handlungsverlauf, noch was die Qualität der inszenierten Lesungen anbelangt.

Die Staffel umfasst sechs Folgen und ist mit 645 Minuten Laufzeit ein satte Ladung Phantastik für die Ohren.

 

Folge 7 – Götterdämmerung

Fans von Darkside Park erfahren endlich, wie es nach dem Finale der Serie weiterging. Die Ereignisse in der Crenlynn-Kammer eskalieren. Bürgermeister Angus Hudson steht zunächst vor dem Problem einer Sabotage, deren Ausmaß und Bedeutung erst nach und nach deutlich wird. HörerInnen der ersten Porterville-Staffel wissen natürlich schon mehr. Doch nun erleben wir die erste Zeit des verlorenen Portervilles mit den Augen Hudsons. Jürgen Thormann spricht den alten und widerlichen Despoten mit ätzendem Zynismus und sehr glaubwürdig.

 

Folge 8 – Die Chronistin des Bösen

Eleanor Dare-Sato ist vielleicht die bisher spannendste Figur der Reihe. Wir lernten sie bereits in Folge 5 Die Akte Tori als unsympatische Herrscherin kennen.

Im Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erfahren wir mehr über die Herkunft und Geschichte der machthungrigen Frau. Skrupellos geht sie über Leichen und setzt auch ihren Körper ein, um ihre Auffassung einer Ordnung durchzusetzen. Verbindungen zum Puzzlespiel aus Die Verlorene Kolonie werden endlich offensichtlich …

 

Den Wechsel zwischen der jungen und der alten Eleanor meistert Martina Treger durch eine Verschiebung des Stimmtimbres. Man erkennt dadurch diese Zeitsprünge sehr deutlich und auch die Verhärtung im Charakter der mächtigsten Frau Portervilles. Gleichzeitig zeichnen sich erste Risse in ihrer so sicher geglaubten Ordnung ab. Es ist etwas faul in Porterville!

 

 

Folge 9 – 14 Sekunden

Der Film-Noir hält Einzug in Porterville. Privatschnüffler Hank Parker nennt sich selbst einen alten Sack. Er übernimmt Aufträge, die weder vor die IFIS noch vor die Gesundheitsbehörde gehören. Wir haben ihn schon kurz kennengelernt. Er war der seltsame Typ, der Emily Prey in Folge Eins Von Draußen anspricht, als sie zum Sato-Tower unterwegs ist. Er kennt ihren Großvater aus der Zeit, als er noch Sheriff war. Nun genießt er die Freiheit, sein eigener Herr zu sein, soweit es in der Enge Portervilles möglich ist. Ein neuer Auftrag jedoch bringt ihn an den Rand seiner Fähigkeiten und seines Verstandes, denn eine junge Frau wird von Gespenstern geplagt …

 

Der Höhepunkt der Staffel. Eine genial gesprochene Figur von Gordon Piedesack und eine grandios inszenierte Handlung. Autor Simon X. Rost liefert hier wirklich eine fantastische Folge ab.

 

Folge 10 – Projekt Zero-Zero

Paul Higgins ist jener alte Mann, den unsere drei Studenten aus der Folge Die Verlorene Kolonie am Ende treffen. Er arbeitet für die NSA an Experimenten mit Zeitsprüngen.

Wir erfahren etwas über die Hunde, die Tori in Die Akte Tori sieht und können auch Vermutungen über die »Geister« aus Folge Neun anstellen.

Dabei ist Higgins ein Wrack. Seit einem Ereignis, das er Mayflower nennt, steckt das Projekt in der Krise. Man braucht endlich eine zündende Idee, um den Stillstand, der alle Mitarbeiter zermürbt, endlich zu beenden. Die drei jungen Leute könnten die Lösung ihres Problems sein, doch Higgins ist nicht mehr der tatkräftige Mann von einst …

 

Im Vergleich zu den anderen Folgen fällt diese von John Beckmann geschriebene etwas ab. Sie scheint aber notwendig zu sein, um gewisse Verbindungen zwischen Porterville und einer eventuellen Gegenwart herzustellen. So genau wissen wir das ja nicht.

Auf keinen Fall liegt der etwas schwächere Eindruck der Folge an Sprecher Charles Rettinghaus. Sein Higgins ist die Trägheit in Person, man meint die Kopfschmerzen und den Alkoholdurst fast selbst körperlich zu spüren. Das ist ganz große Schauspielkunst, die sich hier den Ohren offenbart.

 

Folge 11 – Der Hudson-Code

Howard K. Brenner ist uns bereits mehrfach begegnet. Als Großvater von Tori Die Akte Tori, dann als schmieriger Liebhaber von Eleanor Dare in Folge Acht und nun spricht er selbst als abgehalfterter Erfüllungsgehilfe von Sato.

Wir treffen auch den gestürzten Bürgermeister Hudson wieder. Warum er noch am Leben ist und unter welchen Umständen, ist schon eine kleine Sensation innerhalb der Serie. Doch es kommt immer noch schlimmer, denn Brenner ist ein durch und durch schleimiger Hund, der seine Finger in allerlei dreckigen Geschäften hat.

Der erneute Innenblick in Portervilles Führungsebene offenbart eine sich weiter zuspitzende Zerrüttung. Es bröckelt an allen Enden. Und es brodelt. Die Elite beginnt sich selbst zu zerfetzen …

 

Norbert Langer gibt das korrupte Arschloch vom Dienst sehr lässig und glaubwürdig. Leider stockt die Lesung ständig, als ob er sie nicht vollständig einsprach oder immer wieder unterbrochen wurde. Das reißt oft aus der Handlung, weil man einen Szenenwechsel erwartet und es dann doch weiter geht.

 

Folge 12 – Das Draußen

Raimon Weber schrieb auch die anschließende Folge, die aus der Sicht von IFIS-Chef Gerome Landino über weitere Geistererscheinungen berichtet.

Landino hatte in Folge Elf seinen großen, schrecklichen Auftritt und man wird nicht so recht schlau daraus, ob er nun Gutes im Schilde führt, oder einfach verrückt ist. Seine Bemühungen, Porterville aus den Klauen des Bürgermeisters und seiner Frau zu befreien, sind auf jeden Fall ernst zu nehmen, doch wir wissen ja bereits, dass auch die Gegenseite nicht tatenlos geblieben ist.

Eine zweite hochspannende Erzählebene beginnt, als Landino ins Draußen fährt …

 

Warum der IFIS-Chef nicht schon früher die Umgebung von Porterville erkundete oder erkunden ließ, ist ein sehr großes Plot-Rätsel. Vielleicht wird es noch aufgeklärt. Bisher sieht es eher nach notwendigen Verzögerung aus, um alle Handlungsstränge in ein gemeinsames Finale führen zu können.

Faszinierend aber bleibt die Reihe. Udo Schenk darf in einer starken Sprecherleistung den letzten Cliffhanger der Zweiten Staffel präsentieren und schickt uns zum Glück nur für kurze Zeit in die Ungewissheit. Staffel Drei erscheint am 26. September 2014.

 

Produktion, Sound und Design der CD-Hülle lassen keinen Grund zur Klage – wer den kleinen Fehldruck entdeckt, darf ihn behalten.

 

Fazit:

»Porterville« bleibt auch in Staffel Zwei das Flaggschiff der deutschen Hörbuch-Phantastik. Hier passt einfach alles: SprecherInnen, Stoff und Dramaturgie. Geschickt wird mit Wissen und Halbwissen gespielt, die Science-Fiction Elemente ordnen sich raffiniert in die Thriller- und Film-Noir Szenarien ein. Das Spannungsniveau ist hoch und allmählich wird der Entladungsdruck so groß, dass sich ein gewaltiges Gewitter für das Finale ankündigt.

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Hörbuch:

Porterville Staffel 2

AutorInnen: Anette Strohmeyer (08), Hendrik Buchna (07), Simon X. Rost (09), John Beckmann (10) und Raimon Weber (11 und 12)

SprecherInnen: Martina Treger (08), Jürgen Thormann (07), Gordon Piedesack (09), Charles Rettinghaus (10), Norbert Langer (11), Udo Schenk (12)

Laufzeit: ca. 645 Minuten / 10 Stunden und 45 Minuten

Umfang: 2CDs mit mp3-Dateien

Folgenreich/Universal Music, 9. Mai 2014

Empfohlenes Alter: 16

Produktion: Tommi Schneefuß

Regie: Ivar Leon Menger

Lektorat: Hendrik Buchna

SFX und Edit: Tommi Schneefuß

Inhalt:

<typolist>

07 Götterdämmerung

08 Die Chronistin des Bösen

09 14 Sekunden

10 Projekt Zero-Zero

11 Der Hudson-Code

12 Das Draußen

</typolist>

 

ASIN: B00IB32IGM

 

Erhältlich bei Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423144359af668944
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Erstellt: 21.09.2014, zuletzt aktualisiert: 12.02.2024 15:44, 13708