Prometheus (Kino)
 
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Prometheus (Kino)

Rezension von Markus Mäurer

 

Rezension

1979 lehrte Regisseur Ridley Scott mit seinem Science Fiction-Horrorfilm Alien der Kinowelt nicht nur das Fürchten, sondern auch, dass einem im Weltraum niemand schreien hört. Es folgten drei gute bis ausgezeichnete Fortsetzungen von anderen Regisseuren und zwei Crossoverpeinlichkeiten namens Alien vs. Predator . Mit Prometheus wollte sich der Meister persönlich, 30 Jahre nach seinem Hit, wieder dem Alien-Kosmos zuwenden. Der Film wurde zunächst als Prequel angekündigt, dann als eigenständiger Film, außerhalb der Alien-Reihe und zuletzt hieß es, dass er zumindest Alien DNA enthalten würde. Nun irgendwie trifft alles zu. Der Film spielt tatsächlich im Alien-Universum vor der Handlung des ersten Teils, aber er erzählt nicht seine direkte Vorgeschichte, auch wenn man ihn durchaus so sehen kann. Beides ist möglich, »Prometheus« funktioniert sowohl als eine Art Prequel als auch als eigenständiger SF-Film.

Im Jahr 2089 entdecken Archäologen Höhlenzeichnungen die 35.000 Jahre alt sind und auf Begegnungen mit einer außerirdischen Rasse schließen lassen. Denn diese Zeichnungen sind bei verschiedenen Völkern auf der ganzen Welt entdeckt worden, die nie miteinander im Kontakt gestanden haben und alle das gleiche Sternbild zeigen. Ein Sternbild, das zu dieser Zeit Menschen noch nicht bekannt sein konnte. Außerdem sind auf den Bildern hochgewachsene nichtmenschliche Wesen zu sehen, die von den Archäologen als »Ingenieure« bezeichnet werden. Also finanziert die (aus Alien bekannte) Weyland Corp. ein Raumschiff und eine Expedition zu diesem Sternensystem, indem sich ein Planet befindet, auf dem Leben möglich sein könnte.

Vielmehr möchte ich gar nicht über den Inhalt verraten. Eine siebzehnköpfige Mannschaft erreicht den Planeten in der Hoffnung, Kontakt mit den »Ingenieuren« aufnehmen zu können, wobei es natürlich unterschiedliche Parteien gibt, von denen jede ihre eigenen Ziele verfolgt. So wird das Konfliktpotenzial hochgehalten und dafür gesorgt, dass sich die Menschen auch schon ohne mordende Aliens das Leben gegenseitig schwer machen.

Der Film ist unglaublich schön gefilmt. Vor allem die Landschaftsaufnahmen zu Beginn rauben einem förmlich den Atem. Dabei stellt sich bald heraus, dass die Szenerie auf der Erde liegt. Der spätere Handlungsort auf dem fremden Planeten ist um einiges öder und unspektakulärer. Aber da geht es auch mehr um klaustrophobische Innenaufnahmen (wenn auch nicht in dem Maße, wie in den Alienfilmen). Die 3D Effekte halten sich so dezent zurück, dass sie einfach überflüssig sind.

Die große Stärke des Films sind die SchauspielerInnen bzw. der Schauspieler – nämlich Michael Fassbender, der, wie in fast jedem seiner Filme, alle anderen an die Wand spielt. Noomi Rapace ist als Ripley-Rip-Off ganz nett, verschenkt aber das große Potenzial ihrer Figur durch diesen Action-Overkill in der zweiten Filmhälfte. Der großartige Idris Elba ist als Raumschiffkapitän ebenfalls ein verschwendetes Talent, vor allem da auch Szenen mit ihm offensichtlich heraus geschnitten wurden. Charlize Theron überzeugt als unterkühlte Konzernchefin mit subtilem Spiel. Guy Pearce ist als greiser Konzernpatriarch nur schwer zu erkennen und es erschließt sich mir nicht, warum man nicht einen älteren Schauspieler genommen hat. Pearce wirkt unter den Tonnen von Make-Up ziemlich unglaubwürdig.

Aber zurück zu Michael Fassbender, der den eigentlich emotionslosen Androiden David mit beängstigender Intensität spielt und es schafft, seine Andersartigkeit beeindruckend darzustellen. David ist auch die interessanteste und am meist ambivalente Figur des Films. Während alle andere sich wie dumme Teenager in einem Horrorfilm verhalten, bewahrt er die Ruhe, scheint stets zu wissen, was er tut und was vor sich geht (teilweise zu gut) und scheint trotz der eskalierenden Krisensituation nie den Kopf zu verlieren. J Leider muss er in der etwas vorhersehbaren und altmodisch gestrickten Geschichte auch einige Klischeefunktionen übernehmen.

Und damit kommen wir zur großen Schwäche des Films: dem Drehbuch. Science Fiction und Archäologie sind eine Kombination die viel (noch unerkundetes) Potenzial bietet (hier empfehle ich die Romane von Jack McDevitt), leider wird dieses nach eine sehr vielversprechendem Anfang zugunsten eines klassischen Actionspektakels geopfert. Auch diese zweite, actionreiche Filmhälfte weiß durchaus zu unterhalten, kann aber wenig Überraschendes bieten und beschleunigt die rätselhafte Grundprämisse um das Geheimnis der außerirdischen »Ingenieure« leider viel zu hastig. Der Film ist viel zu kurz und wurde offensichtlich gekürzt, was auch durch die Ankündigung eines 30minütigen Director's Cut auf DVD bestätigt wird.

 

Fazit:

»Prometheus« bietet actionreiches Hochglanzkino, das stellenweise aber zu steril und glatt daherkommt. Von der düsteren Rotzigkeit eines Blade Runner oder »Alien« ist der Film weit entfernt. Trotzdem schafft er es, interessante Frage zu stellen, danach woher wir kommen, wohin wir gehen usw. Für meinen Geschmack driftet das Drehbuch von Damon Lindelof aber ein wenig zu sehr in Spirituelle ab.

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Kino:

Prometheus

USA 2012

Regie: Ridley Scott

Produzenten: Ridley Scott, David Giler, Walter Hill

Drehbuch: Jon Spaihts, Damon Lindelof

Musik: Marc Streitenfeld

Kamera: Dariusz Wolski

Schnitt: Pietro Scalia

Studio Scott Free Productions, Brandywine Productions

Distributed by 20th Century Fox

Deutscher Kinostart: 9.8.2012

Laufzeit: 124 Minuten

DarstellerInnen:

  • Noomi Rapace

  • Michael Fassbender

  • Guy Pearce

  • Idris Elba

  • Logan Marshall-Green

  • Charlize Theron

Eintrag in der PhilmDB:

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425020349dd6676ea
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Erstellt: 02.07.2012, zuletzt aktualisiert: 19.10.2023 16:07, 12610