Pumpkin Scissors, Vol. 1 (DVD)
Filmkritik von Christel Scheja
„Action und Fantasy, wilde Schlachten aber auch ein Hauch von Sozialkritik sind die Ingredienzien der 24-teiligen japanischen Anime-Serie „Pumpkin Scissors“ aus dem Jahre 2006, die nun von OVA auf sechs CD’s mit jeweils vier Folgen aufgelegt werden wird. Die Serie entstand nach den ersten fünf Bänden eines noch laufenden Mangas, der bisher allerdings nur in seinem Ursprungsland und in Amerika erschienen ist.
Angesiedelt ist der Anime in einer zwar fiktiven, aber doch an das westliche Europa der 1920ger Jahre erinnernde Welt angesiedelt. Zwar wurde der Krieg zwischen dem „Imperium“ und der „Republik von Frost“ offiziell als beendet erklärt und die Waffen schweigen seither, die Folgen der Auseinandersetzungen sind aber immer noch landesweit zu spüren.
Die Menschen leiden unter Epidemien und Hungersnöten, die Infrastruktur und Industrie liegt am Boden und skrupellose Geschäftleute, Wissenschaftler und Adlige versuchen schnell noch ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen oder gar ihre Kriegsverbrechen zu verschleiern und gehen dabei über Leichen.
Um dagegen etwas zu unternehmen wurde die Einheit der „Pumpkin Scissors“ geschaffen. Ihre Aufgabe ist es, nach dem Rechten zu sehen und Missstände aufzudecken, damit sie beseitigt werden können.
Geleitet werden sie von Major Hunks, der die Einsätze vorausschauend und umsichtig plant, aber auch eine mäßigende Wirkung auf seine Stellvertreterin Second Leutnant Alice L. Malvin hat, die mit geradezu messianischem Eifer an ihre Aufgaben heran geht und dabei oft genug über das Ziel hinweg zu schießen droht.
Die junge Adlige hat ein großes Gespür für Gerechtigkeit aber auch ein hitziges Temperament, aber sie lässt ihre Kameraden niemals im Stich. Deshalb stehen die anderen zu ihr, auch wenn sie oft genug gen Kopf schütteln müssen.
Neuzugang ist der stark vernarbte, aber ansonsten eher ruhige Korporal Randel Oland, der von Geheimnissen umgeben ist, da er offensichtlich einer geheimen Einheit angehört hat, die brisante Einsätze ausführte, an die er sich aber nicht mehr richtig erinnern kann. So lethargisch er auch ist, im Kampf wird er zu einer Ein-Mann-Armee und nimmt es auch gegen Panzer auf.
Gemeinsam versuchen sie nun erst einmal eine abtrünnige Einheit auszuschalten, die die Bewohner einer Region terrorisiert, dann legen sie sich mit einem Viscount an, der seine Untergebenen quält und misshandelt. Schließlich müssen sie die Bewohner eines Dorfes dazu überreden, ihnen wieder bei der Herstellung einer Bahnstrecke zu helfen. Doch das ist gar nicht so einfach, da die Männer und Frauen schon einmal falsche Versprechungen erhielten und nun entsprechend misstrauisch sind.
Und nicht zuletzt beginnt sich das Rätsel um Randel aufzulösen. Doch welche Folgen hat das für seine Kameraden?
In den meisten Animes steht der Krieg im Mittelpunkt des Geschehens, denn meistens geht es darum ihn zu gewinnen oder zu beenden. „Pumpkin Scissors“ wählt einen etwas ungewöhnlicheren Weg, der nur selten beschritten wird. Die Anime-Serie nimmt sich eines Nachkriegsszenarios an. Wie gelingt es den Menschen eines am Boden liegenden Landes wieder, ihre Infrastruktur und Wirtschaft aufzubauen und damit auch wirklich etwas vom Frieden zu haben.
Und wie kommen diejenigen damit zu recht, die im Krieg Oberwasser hatten, weil sie daran verdienten – oder weil sie nach Einstellung der Kampfhandlungen nicht mehr wissen, was sie mit sich anfangen sollen?
Jede Folge zeigt eine der Wunden, die seelisch wie körperlich geschlagen wurden und immer noch nicht geheilt wurden. Die „Pumpkin Scissors“ sind eine Art Feuerwehr, die die Missstände aufdecken und mit Feingefühl beseitigen sollen. Wo das nicht möglich sein sollte, sind sie natürlich auch gezwungen zu kämpfen – so dass die Action in der Geschichte nicht ganz zu kurz kommt. Auch Spannung kommt auf, da die Episoden lose mit einem roten Faden verbunden sind, der zum einen mit Neuzugang Randel verknüpft ist, zum anderen aber auch mit einer Verschwörung, die hinter den Kulissen tobt und unter anderem auch grausame Verbrechen gegen die Menschenrechte vertuschen will. Man kann also gespannt sein, mit wem es die „Pumpkin Scissors“ noch zu tun bekommen werden und inwieweit sie selbst dabei in Gefahr geraten.
Natürlich gehen die sozialkritischen Anklänge nicht all zu sehr in die Tiefe, da die Geschichte in erster Linie unterhalten will. Neben der Action und dem Abenteuer stehen natürlich auch noch Freundschaft und vertrauen im Vordergrund, Tugenden, die man auch in vergleichbaren Serien findet. Die Figuren sind sympathisch gezeichnet und haben alle eine besondere Eigenart, durch die man sie gut voneinander unterscheiden kann.
Das Szenario selbst ist nicht unbedingt neu und ungewöhnlich – viele Macher von Animes und Mangas scheinen von der Zeit zwischen 1870 und 1940 und mit westlich geprägtem Hintergrund mehr als fasziniert zu sein und verfremden diese Hintergründe nur wenig.
Alles in allem kann Pumpkin Scissors dennoch überzeugen, da die Mischung aus Action, spannender Hintergrundgeschichte und Drama stimmt. Die Figuren sorgen dann und wann auch für ein wenig auflockernden Humor, ohne zu albern zu werden, so dass auch die Atmosphäre stimmig bleibt.
Bild und Ton sind von guter Qualität und wissen zu überzeugen, nur an Extras werden gerade einmal die textlosen Anfangs- und Endsequenzen geboten.
Vor allem Fans von „Full Metal Alchimist“ werden ihre Freude an „Pumpkin Scissors“ haben, da beide eine ähnliche Gewichtung in der komplexe Hintergrundgeschichte haben und ein stimmiges Szenario bieten, ohne sich wirklich zu kopieren. Die Serie geht vielleicht nicht sonderlich in die Tiefe, bietet actionreiche und kurzweilige Unterhaltung, die man ohne Gewissensbisse oder Langeweile genießen kann.
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