Filmkritik von Christel Scheja
Szenarien, in denen eine Fantasywelt geschaffen wird, deren Setting in etwa der Epoche zwischen der Industriellen Revolution in der Mitte des neunzehnten bis hin zu den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhundert in Europa entspricht, erfreuen sich in Japan großer Beliebtheit. So ist es möglich, auf der einen Seite feudale Strukturen beizubehalten und auf der anderen mit relativ moderner Technik wie etwa Eisenbahnen und Schusswaffen zu agieren.
Das ist auch bei „Pumpkin Scissors“ der Fall. Die 24-teilige Serie aus dem Jahr 2006 wird von OVA auf sechs DVD’s mit jeweils vier Folgen aufgelegt. Auf der dritten Silberscheibe mit den Folgen 9-12 ist die Vorstellung der Welt und der Charaktere nun endlich vorbei und die Geschichte wendet sich ihrem eigentlichen Thema zu.
Die „Pumpkin Scissors“ wurden nach Beendigung des Krieges zwischen dem „Imperium“ und der „Republik von Frost“ geschaffen, um zu verhindern, dass Kriegsverbrechen vertuscht werden und diejenigen, die sich an dem Leid der anderen bereichert haben so einfach davon kommen. Allerdings wird die Einheit von Major Hunks und Second Lieutenant Alice L. Malvin von keinem so richtig ernst genommen, man hält sie gerade im Militär eher für einen Witz, weil sie keine großen Heldentaten begehen und ihre Nasen zu oft in Dinge hineinstecken, die sie eigentlich nichts angehen.
Dass auch das Militär einiges zu verbergen hat, wird deutlich als ihnen Korporal Randel Oland zugeteilt wird. Der Hüne ist zwar meist recht lethargisch und benimmt sich wie ein sanftmütiges Schaf, verwandelt sich aber im Kampf in einen blindwütigen Berserker, der auch vor seinen Kameraden nicht halt macht.
Nachdem sie ihm erst nicht trauen, wollen Alice L. Malvin und ihre Leute ihn nicht mehr missen, als er sich gerade im Kampf gegen ihre Feinde als nützlich erweist. Um seinetwillen versuchen sie nun immer wieder mehr über die geheimnisvolle Sektion III zu erfahren, was aber immer wieder von höheren Stellen geblockt wird. Randel Oland selbst hat keine Erinnerung mehr an das, was ihm dort wiederfahren ist.
Nach den letzten aufreibenden Aufträgen dürfen sich die „Pumpkin Scissors“ wieder für eine Weile in der Hauptstadt erholen. Oreldo nutzt die Zeit, um sich ins Nachtleben zu stürzen und begegnet dabei einer geheimnisvollen Frau im Nebel, während Alice wieder einmal an ihre Pflichten als Adlige erinnert wird.
Korporal Oland erfährt derweil von Sergeant Steccin, was sie über die Gründung der Sektion III erfahren hat, aber kann ihn das wirklich in der Enthüllung seiner eigenen Vergangenheit weiter bringen?
Dann wird Lieutenant Malvin überraschend von einer Rebellengruppe entführt, die sie dazu bringen wollen, ein Manuskript zu retten, dass schändliche Greueltaten des Militärs enthüllen könnte und schon mehreren Menschen – einschließlich des Verfassers – den Tod gebracht hat. Zwar versteht sie deren Beweggründe, aber kann sie wirklich mitmachen, wenn sie sich nicht selbst in Lebensgefahr bringen will?
Im Gegensatz zu den vorhergehenden Folgen widmen sich die Geschichten dieser DVD wieder einmal mehr Einzelschicksalen im Schatten von größeren Verbrechen und den manchmal recht persönlichen Problemen der Helden und ihrer Freunde. Man merkt, dass alles darauf hinarbeitet, mehr über die Sektion III herauszubekommen, und das macht die Geschichten um so spannender.
Wieder stehen die Schattenseiten des Krieges und die krassen Gegensätze, die sie geschaffen haben, im Vordergrund der Abenteuer. Wirklich viel an Action passiert nicht, dafür werden die Intrigen um so dichter und die Schlingen um die Verschwörer enger gezogen. Dennoch bleiben gerade Alice und Randel ihrer Aufgabe treu und kämpfen weiter dafür, dass nun wieder Gerechtigkeit einkehrt und nicht weiter die Willkür regiert.
Interessant ist, dass gerade Alice L. Marvin trotz der vielen Schatten ihren Idealismus nicht verliert, sondern um so intensiver spürt, dass sie in der Welt der Adligen nicht mehr glücklich werden kann, von denen sehr viele den alten Status aufrecht erhalten wollen.
Allerdings bleibt die Sozialkritik in Andeutungen hängen und gehen nicht wirklich in die Tiefe, auch die Einzelschicksale werden auf ein paar markante Eckpunkte reduziert. Letztendlich fordert immer wieder die Unterhaltung ihr Recht und so zeigen die Folgen in erster Linie spannende Abenteuer, um Vertrauen und Menschlichkeit.
Damit das Szenario nicht all zu düster wird, gibt es noch eine ordentliche Prise Humor dazu, ohne dass die Serie gleich in Albernheiten abgleitet. Insgesamt erinnert die Serie dadurch zwar sehr stark an „Full Metal Alchimist“, wählt aber auch noch ein paar andere Schwerpunkte als diese Serie und verzichtet zudem gänzlich auf Magie – egal in welcher Form.
Ein weiterer Pluspunkt sind die sympathisch gezeichneten Hauptfiguren, die zwar ihre markanten Eigenschaften haben, aber trotzdem recht menschlich bleiben, da sie auch ihre Fehler begehen und sich Schwächen stellen müssen, die sie beim Kampf um die Gerechtigkeit behindern.
Auch diesmal sind Bild und Ton von überzeugender Qualität. Auf Extras wurde leider erneut verzichtet.
So bietet „Pumpkin Scissors“ vor allem actionreiche Unterhaltung, die zwar insgesamt nicht sonderlich in die Tiefe geht, die angesprochenen Themen wie Kriegsverbrechen und Experimente an Soldaten ohne Albernheiten und mit einer Menge Respekt behandelt, was bei vielen anderen japanischen Serien nicht gerade selbstverständlich ist. Deshalb wendet sich die Saga letztendlich eher an ältere als jüngere Zuschauer, weil diese bereits mehr Andeutungen verstehen können.
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